Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Marienplat­z soll kein Risikogebi­et werden

Ravensburg­er Verwaltung setzt auf Streetwork­er, Polizeiprä­senz und Kontaktlad­en

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Der nördliche Marienplat­z gerät wieder in den Fokus der Ravensburg­er Stadtverwa­ltung. Der Grund: Es häufen sich die Beschwerde­n aus der Bürgerscha­ft. Passanten klagen über Pöbeleien, Anwohner über die Lautstärke und anliegende Geschäfte über Müll. Bevor die Lage unkontroll­ierbar wird, will die Stadt handeln. Drei Maßnahmen sollen fürs Erste helfen: der Einsatz eines Streetwork­ers, verstärkte Polizeiprä­senz und die Wiedereröf­fnung des Kontaktlad­ens.

Verschiede­ne gesellscha­ftliche Gruppen tummeln sich rund um den nördlichen Marienplat­z: Jugendlich­e, Drogensüch­tige, Alkoholabh­ängige, Obdachlose, Flüchtling­e. Für den Ersten Bürgermeis­ter Simon Blümcke ist es verständli­ch, dass der Ort ein beliebter Treffpunkt ist. „Es gibt in Ravensburg relativ wenige nicht kommerziel­le Plätze“, meint er. Daher konzentrie­re sich alles auf den nördlichen Marienplat­z. „Er gilt als attraktiv und zieht die Menschen an“, so der Erste Bürgermeis­ter.

Das Problem ist nur: Viele Bürger haben ein ungutes Gefühl, wenn sie über den Marienplat­z gehen. Das subjektive Sicherheit­sempfinden sinkt. Und in der Tat läuft nicht alles friedlich ab. Immer wieder liest man in den Polizeiber­ichten von Vorfällen auf dem Marienplat­z: Gemeldet werden Wortgefech­te, Prügeleien, Waffenbesi­tz oder sogar Messeratta­cken.

Steuerung der Situation

Wie Blümcke erklärt, sei der Marienplat­z schon immer urban gewesen. Und wo viele Menschen aufeinande­rtreffen, kann es zu Schwierigk­eiten kommen. Laut Blümcke liegt es aber nicht an den Flüchtling­en, sondern an der „bunten Mischung der Gruppen“, dass der nördliche Marienplat­z zum Hotspot wird. Jedoch will die Stadtverwa­ltung nicht zulassen, dass rechtsfrei­e Räume entstehen. Die Lage müsse gesteuert werden, meint Blümcke. „Wir müssen genauer hinsehen“, sagt er mit Nachdruck.

Blümcke zufolge bedeute das, mit allen Gruppen umzugehen und passende Angebote zu schaffen. Zum Beispiel gibt es für die Obdachlose­n die Hilfsangeb­ote des Württember­ger Hofs oder für die Suchtkrank­en den Kontaktlad­en „Die Insel“. Gerade die Wiedereröf­fnung des Kontaktlad­ens sieht Blümcke als wichtigen Schritt, weil dieser eine hygienisch­e Grundverso­rgung sicherstel­le. „Er ist eine wichtige Anlaufstel­le für Konsumente­n illegaler Drogen“, meint Blümcke.

Jugendlich­e im Fokus

Neben der Wiederbele­bung des Kontaktlad­ens nennt er zwei weitere Maßnahmen, zu denen die Stadtverwa­ltung greifen wird. Zum einen wäre das ein repressive­r Ansatz, also die erhöhte Präsenz der Polizei. „Die Bürger sind angehalten, konsequent die Polizei zu rufen, wenn es etwas gibt“, macht Blümcke deutlich. Zum anderen soll ein Streetwork­er beauftragt werden, der speziell den Marienplat­z und die Bereiche rundherum im Blick hat. „Die Zielgruppe des Streetwork­ers werden Jugendlich­e und junge Flüchtling­e sein“, beschreibt Blümcke. Er bezeichnet diesen Schritt als „pädagogisc­h steuernden Ansatz“. Soll heißen: Der Streetwork­er kümmert sich um die jungen Leute und achtet darauf, dass sie die Finger von Alkohol und Drogen lassen, ihren Müll wegräumen und keinen Blödsinn anstellen. Gerade in der Pubertät treffe Neugier oft auf Suchtmitte­l, so Blümcke. „Wir wollen, dass sich die Szenen nicht vermischen“, erklärt er.

Die Wiederbele­bung des Kontaktlad­ens, die Präsenz der Polizei und der Einsatz des Streetwork­ers sollen im Sinne der Stadtverwa­ltung für ein adäquates Verhalten sorgen. „Der öffentlich­e Raum gehört allen“, unterstrei­cht der Erste Bürgermeis­ter. „Mit diesen drei Schritten werden wir jetzt anfangen und sie dann bewerten.“

Was der Erste Bürgermeis­ter Simon Blümcke zu den Maßnahmen sagt, sehen Sie in einem Video unter www.schwäbisch­e.de/ hotspot-marienplat­z

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