Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Das Projekt Laemmle geht auf
Ein Hauch von Glamour in Laupheim – Regina Ziegler freut sich über Wertschätzung der Filmproduzenten
LAUPHEIM - „Carl Laemmle würde sich freuen“, da ist sich Christoph Palmer, Geschäftsführer der Produzentenallianz, sicher. Tatsächlich hätte der quirlige Filmproduzent und Gründer Hollywoods am Freitagabend im Schloss Großlaupheim sicher seinen Spaß gehabt. War doch bei der Verleihung des nach ihm benannten Carl-Laemmle-Preises an Regina Ziegler alles so, wie er es liebte: Prominenz aus Kultur, Politik und Wirtschaft sorgte für Glamour auf dem roten Teppich des Foyers. Stars wie Sabine Postel, Veronica Ferres, Gudrun Landgrebe, Günter Lamprecht und Sarah Wiener tummelten sich dort. Aber genauso wichtig wäre dem 1867 in Laupheim geborenen Laemmle gewesen, dass die Rechnung für alle Beteiligten auch sonst aufgeht. Und das zeichnet sich im zweiten Jahr der Preisvergabe recht deutlich ab.
Denn eines ist klar: Onkel Carl, wie ihn sowohl seine Familie als auch die Angestellten seiner Produktionsfirma Universal Pictures nannten, war in erster Linie ein Unternehmer, der Gewinn machen wollte. Darin stimmt er zu 100 Prozent mit Deutschlands erfolgreichster Filmproduzentin Regina Ziegler überein. Im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“sagte die 74-Jährige vergangene Woche: „Ich kenne keinen Kollegen, der nur mit künstlerischem Anspruch überlebt hätte.“Das weiße Porzellanlämmle fest in Händen, betonte sie in ihrer Dankesrede denn auch: „Ich hätte mich gut mit Laemmle verstanden.“
Imaginärer Brief als Dankesrede
Ihre Verbundenheit mit dem Mann, „der immer wusste, wie ein Kassenschlager entsteht“, packte sie in einen imaginären Brief an den vor bald 80 Jahren Verstorbenen. Darin klang neben Begeisterung für ihre Arbeit auch ein klein wenig Frust über die geringe Wertschätzung für ihren Berufsstand an. „Die Leute kennen uns kaum, aber erklären uns pausenlos unseren Beruf.“Die Lorbeeren für einen erfolgreichen Film würden meist anderen aufgesetzt: den Schauspielern, dem Regisseur. „Und nun dieser Preis, nur für uns!“Deutschlands Produzenten scheinen auf diese Anerkennung gewartet zu haben.
Die Stadt Laupheim hatte wohl den richtigen Riecher für diese Befindlichkeiten. 2013 hatte man sich in einem Leitbild, das auch die kulturelle Entwicklung betraf, verpflichtet, Laemmle über die Stadtgrenzen hinaus bekannt zu machen. In Christoph Palmer, Geschäftsführer der Produzentenallianz Deutschlands, fand der damalige Oberbürgermeister Rainer Kapellen einen Partner.
„Es war klar, dass wir im ersten Jahr der Preisverleihung einen Knaller brauchten“, sagte Kapellen am Rande der Veranstaltung. Der nach Laemmle wohl zweiterfolgreichste Hollywood-Schwabe, Roland Emmerich, war genau der Richtige. Und die Begeisterung darüber, dass Emmerich im März 2017 bei der Preisverleihung in Laupheim auch noch die Hochzeit mit seinem langjährigen Partner verkündete, ist Kapellen heute noch anzumerken. „Das kann man nicht bestellen!“Laupheim und der Preis waren deutschlandweit Thema des Boulevards. Und auch mit der zweiten Preisträgerin Regina Ziegler ist das Konzept aufgegangen: Die Produzenten treten aus ihrem Schattendasein heraus. Und Laupheim bekommt etwas ab vom Glitzer und Glanz der Filmwelt – zumindest für einen Abend.
Mit Familie angereist
Wie Emmerich war auch Regina Ziegler mit Familie in Laupheim angereist. Tochter Tanja, ebenfalls Produzentin, ist seit 2000 Geschäftsführerin der Ziegler Film GmbH. Wenn allerdings Laudatorin Thekla Carola Wied bei Enkelin Emma darauf anspielt, dass mit ihr die dritte Generation gesichert sei, kann der Teenager gelassen bleiben. Denn, wie formulierte es Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender der Constantin Film und Vorsitzender der LaemmleJury? „Ein Produzent muss vermeintliche Zwänge ignorieren.“Wenn also Emma nur einen Teil der laut Moszkowicz „unbändigen Energie und Beharrlichkeit“ihrer Oma geerbt hat, wird sie sich der familiären Zwänge zu erwehren wissen.