Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Wir wollen den Fans etwas bieten“
Fußball: Deutschlands U16-Nationaltrainer Michael Feichtenbeiner über das Länderspiel gegen Italien in Biberach
BIBERACH - Die deutsche U16-Fußball-Nationalmannschaft gastiert am 24. März im Biberacher Stadion zu einem Freundschaftsspiel gegen Italien. Zwei Tage später trifft das Team im Ulmer Donaustadion auf denselben Gegner. Michael Mader hat mit Trainer Michael Feichtenbeiner im Vorfeld der beiden Spiele gesprochen.
Zuletzt gab es ein Turnier im Februar in Portugal, seitdem sind vier Wochen vergangen. Jetzt spielen Sie in Biberach und Ulm zweimal gegen Italien, gegen das sie in Portugal noch knapp nach Elfmeterschießen gewonnen haben. Sie haben danach betont, dass Ihnen die Leistung wichtiger ist als die Ergebnisse. Was haben Sie sich für die ersten Heimspiele in diesem Jahr vorgenommen?
Das gilt nach wie vor. Resultate sind für mich in diesem Altersbereich eher zweitrangig. Ich möchte eine Entwicklung bei den Spielern sehen. Natürlich wollen auch wir alle Spiele gewinnen. Insbesondere die Heimspiele. Die Jungs werden auch sicher etwas nervöser sein als sonst, weil vermutlich doch einige Eltern und Freunde die Spiele beobachten werden. Sie müssen lernen damit umzugehen. Ich will sehen, wie sie die Jungs das schaffen.
Wie stark ist der aktuelle Jahrgang 2002? Wo steht die DFB-Auswahl auch im Vergleich zu anderen europäischen Spitzenteams?
Wir haben in Portugal gezeigt, dass wir über einen starken Kader verfügen. Wir haben zwar alle Spiele unentschieden gespielt, haben aber den jeweiligen Gegner auf spielerischer Ebene doch meist dominiert. Dennoch muss man wissen, dass die Spieler noch sehr jung und deshalb Leistungsschwankungen völlig normal sind. Deshalb ändert sich der Kader auch immer wieder mal auf der einen oder anderen Position.
Wie würden Sie Ihre Spielphilosophie beschreiben. Was für eine deutsche Mannschaft dürfen die Zuschauer in Biberach erwarten?
Na ja, meine Philosophie ist schon an die des DFB angelehnt. Im U-Bereich orientieren wir uns an Jogi Löw und der A-Nationalmannschaft, für die wir letztlich ausbilden wollen. Also viel Ballbesitz, schnelles Umschaltspiel, von hinten heraus kombinieren und nicht so sehr mit langen Bällen operieren, wie es viele Mannschaften in dem Alter noch machen. Dabei ist es egal, ob wir 4-4-2 oder 4-3-2-1 oder sogar 4-3-3 spielen. Die Spieler kommen ja fast alle aus der JugendBundesliga und haben vorher schon in der Regionalliga, der höchsten Klasse für 15-Jährige gespielt und sind von daher schon sehr gut ausgebildet. Die meisten sind ja auch in den Fußballinternaten der großen Vereine untergebracht. Bei uns geht es dann um die Abstimmung und den Feinschliff.
Gibt es im Kader Talente, die wir vielleicht bei der nächsten oder übernächsten WM der A-Mannschaft wiedersehen? Was ist mit dem erst 13-jährigen Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund, der in den vergangenen Spielen pausiert hat. Wird er in Biberach auflaufen?
Youssoufa wird auch in Biberach und Ulm nicht spielen. Wir nehmen ihn ein wenig aus der Schusslinie. Er soll sich auf die Schule und seinen Verein Borussia Dortmund konzentrieren. Insgesamt sehe ich es aber natürlich schon als meine Aufgabe an, Talente zu sichten und weiterzuentwickeln und als potenzielle Nationalspieler weiterzugeben. Jeder wird das nicht schaffen, da spielen viel zu viele Faktoren eine große Rolle, aber ich hoffe schon, den einen oder anderen in fünf bis acht Jahren im A-Team wiederzusehen. Dann wäre eine meiner Missionen erfüllt.
Worauf legen Sie in diesem Tagen das Hauptaugenmerk in der Vorbereitung. Wann trifft sich die Mannschaft vor den beiden Spielen?
Der Kader trifft sich eine Woche vor den Spielen in Ulm. Dort werden wir wohnen und auch trainieren. Ich habe mir das Gelände des SSV Ulm 1846 angeschaut und das sieht auch angesichts der Witterung der letzten Wochen super aus. Da können wir sehr gut trainieren. Wir werden sicher sehr viel an der Taktik arbeiten und uns versuchen weiter einzuspielen.
Sie waren ja auch schon lange Jahre Vereinstrainer und Sportdirektor. Was sind denn die gravierendsten Unterschiede zu einem Bundestrainer im Jugendfußball?
Der Hauptunterschied ist tatsächlich, dass man als Vereinstrainer nahezu täglich mit den Spielern zu tun hat, sieht, wo sie stehen und was sie zu verbessern haben. Zudem kann man viel mit ihnen sprechen. Als Nationaltrainer – auch im Jugendbereich - habe ich nur die Lehrgänge, Spiele oder auch Turniere wie zuletzt in Portugal. Auch deshalb sind die beiden Spiele gegen Italien so wichtig, weil wir fast zehn Tage zusammen sein werden. Ansonsten tausche ich mich natürlich regelmäßig mit den Vereinstrainern aus, um den Leistungsstand der Spieler abzurufen.
Wollen Sie mit 57 Jahren nochmals in den Profibereich zurückkehren? Sieht das Ihre weitere Lebensplanung vor?
Man soll ja nie nie sagen. Aber mit dem aktuellen Job habe ich so viel Glück gehabt, dass ich das gerne noch eine Weile machen möchte. Bis die Spieler am Ende von der U17 sind, habe ich einen laufenden Vertrag beim DFB. Ich kann mir schon vorstellen, weiter mit jungen Spielern zu arbeiten, dann eben wieder mit 15Jährigen zu beginnen. Das andere ist weit weg, aber wie gesagt, absolut ausgeschlossen ist nichts.
Sie sind in Stuttgart geboren, haben auch schon den SC Pfullendorf trainiert. Sie kennen also Oberschwaben. Was verbinden Sie denn noch mit der Region?
Ich war ja kürzlich in Ulm und habe mir die Gegebenheiten angeschaut, auch als Spieler und Trainer habe ich das Donaustadion schon erlebt. In Biberach dagegen habe ich nie gespielt und war auch nie mit dem SCP im Biberacher Stadion. Dennoch bin ich Schwabe und freue mich, dass solche Länderspiele auch nahe an meiner Heimat stattfinden. Wir wollen den hoffentlich vielen Fans schon etwas bieten.