Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Da hat im Prinzip alles gefehlt“
Schwächelnder FC Augsburg wird von Werder Bremen beim 1:3 teilweise vorgeführt
AUGSBURG - Mit dem Abstieg längst nichts mehr zu tun, zu demütig für höhere Ziele, generell im gesicherten Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle. Auch wenn es seit Wochen anders kommuniziert wird, scheint sich die komfortable Situation in die Köpfe der Spieler des FC Augsburg eingebrannt zu haben. Anders ist eine Leistung wie beim 1:3 (0:2) gegen Werder Bremen nicht zu erklären. Und so war auch Trainer Manuel Baum nach einer vor allem in der ersten Halbzeit desolaten Leistung mächtig angefressen: „Ich hatte so das Gefühl in der ersten Halbzeit, dass wir uns schon verabschiedet haben aus der Saison mit 35 Punkten.“Generell habe seine Mannschaft eher agiert, als hätte die Planung für die Sommerpause bereits begonnen: „Tut mir leid“, so der Trainer.
Vor allem die erste Halbzeit, in der die Fuggerstädter alles vermissen ließen, was sie einst auszeichnete, nagte hinterher auch an den Spielern selbst. „Da hat im Prinzip alles gefehlt“, brachte es Rani Khedira auf den Punkt. „Die erste Halbzeit war leider nix. Ich weiß auch nicht, warum wir wieder so eine Leistung aufs Eis bringen“, stieß Philipp Max ins selbe Horn. Gerade der Flügelspieler, vor einigen Wochen noch als potenzieller Nationalspieler gefeiert, ist nicht ganz unschuldig an der Misere. Doch hapert es derzeit in beinahe allen Mannschaftsteilen. Und dann kommt noch etwas hinzu, das die Mannschaft auch irgendwie stark gemacht und ausgezeichnet hat. „Es passiert immer wieder, dass wir zu schnell zu viel wollen. Das ist nicht zielführend“, so Baum. Was er meinte, wissen die Spieler längst, können aber auch nicht aus ihrer Haut. „Wir hatten in der Saison ja schon öfter Probleme, wenn wir ein Anschlusstor (das 1:2 durch Khedira in der 68. Minute; d. Red) machen und sofort unbedingt mehr wollen“, versuchte sich Max an einer Charakterstudie.
Doch waren es nicht nur die Augsburger Defizite, sondern auch die wirklich gute Leistung der Norddeutschen, die das Ergebnis rechtfertigte. Die Bremer spielten selbstbewusst, unbeschwert – ähnlich wie der FC Augsburg noch in der Hinrunde. „Die haben hin und her gespielt, lang und kurz, die haben gemacht, was sie wollten. Ich glaube, die hatten richtig Spaß“, sagte FCATorhüter Marwin Hitz.
Extralob für Belfodil
Überragend bei den Bremern war Ishak Belfodil. Der gebürtige Algerier bedankte sich bei Trainer Florian Kohfeldt mit zwei Toren (5./40.) sowie der Vorlage zum entscheidenden Treffer des ebenfalls starken Max Kruse (82.). Er habe, sagte Kohfeldt, einen „körperlich präsenten“Stürmer auf dem Platz haben wollen, „der auch in die Zwischenräume geht“. Und schob noch als Extralob hinterher: „Vom Spielertyp her hat er im Grunde den Körper eines Mittelstürmers, aber die Geschwindigkeit eines Flügelstürmers.“Kohfeldt war dementsprechend „sehr einverstanden“mit dem Spiel seiner Mannschaft, warnte aber auch: „Die Situation ist nicht so, dass wir uns aus dem Abstiegskampf verabschiedet haben. Wir brauchen noch Punkte.“Bremen hat jetzt 33. Und damit acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Beim FCA sind es sogar noch zwei Punkte mehr. Dennoch nur bedingt eine Erklärung dafür, dass es derzeit öfter so aussieht, „als ob jeder mit dem Kopf woanders ist“, wie Torwart Hitz seine Kollegen kritisierte. Wenigstens „Bremen hatte richtig Spaß heute.“Was man von den Augsburgern absolut nicht behaupten konnte.