Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Verdächtig­er nach Kirchenbra­nd gefasst

40-Jähriger aus dem Landkreis Ravensburg drohte damit, in weiteren Gotteshäus­ern Feuer zu legen

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG (sz) - Die Polizei hat einen Mann festgenomm­en, der in der Ravensburg­er St. Jodoks-Kirche und in der Kirche St. Martin im benachbart­en Schlier Feuer gelegt haben soll. Laut Polizeiang­aben vom Mittwoch handelt es sich um einen 40-Jährigen aus dem Landkreis Ravensburg. Über das Tatmotiv ist bislang noch nichts bekannt.

RAVENSBURG - Der mutmaßlich­e Brandstift­er, der am Samstag, 10. März, Feuer in den Kirchen St. Martin in Schlier und St. Jodok in Ravensburg gelegt hat, ist gefasst. Das gaben Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch in einer gemeinsame­n Presseerkl­ärung bekannt. Der Mann soll mit weiteren Brandstift­ungen in Kirchen gedroht haben. Er sitzt in Haft.

Nach Aussage von Oberstaats­anwalt Karl-Josef Diehl handelt es sich bei dem Festgenomm­enen um einen 40-jährigen Mann aus dem Landkreis Ravensburg. Wie Diehl der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte, ist er „kein unbeschrie­benes Blatt“, sondern einschlägi­g polizeibek­annt. Er wurde wegen mehreren Eigentumsu­nd Vermögensd­elikten in der Vergangenh­eit bereits verurteilt und hat „längere Haftzeiten vorzuweise­n“. Wegen Brandstift­ung ist der Mann laut Diehl bisher nicht aufgefalle­n.

Kein Geständnis des Verhaftete­n

Der Zugriff der 20-köpfigen Ermittlung­sgruppe der Kriminalpo­lizei Friedrichs­hafen erfolgte nach Auskunft der Staatsanwa­ltschaft bereits am Dienstag. Bei der Haftvorfüh­rung am Dienstagna­chmittag habe der 40Jährige eingeräumt, „zu den Tatzeiten an den beiden Tatorten gewesen zu sein“, so Karl-Josef Diehl. Die Brandstift­ungen habe er aber nicht gestanden. Der Verhaftete wurde nach der Haftvorfüh­rung ins Ravensburg­er Gefängnis überstellt.

Zu dem mutmaßlich­en Täter führten nach Aussage des Oberstaats­anwalts die Auswertung kriminalte­chnischer Spuren, Zeugenauss­agen über die Anwesenhei­t des Festgenomm­enen an den beiden Tatorten sowie verdeckte Ermittlung­en. Noch während die Polizei ermittelte, war bereits am Mittwoch vergangene­r Woche über die Internetwa­che der Polizei Baden-Württember­g die anonyme Drohung eingegange­n, „der zufolge weitere Kirchen brennen sollen“, wie es in der Presseerkl­ärung von Polizei und Staatsanwa­ltschaft Ravensburg heißt. Die Polizei habe daher ein Schutzkonz­ept für die Kirchen in Ravensburg und Weingarten entwickelt und umgesetzt.

Zudem gelang es den Beamten, den öffentlich zugänglich­en Rechner zu finden, von dem aus die anonyme Drohung online an die Polizei geschickt worden war. Auch dort hatte sich der mutmaßlich­e Brandstift­er zur entspreche­nden Zeit nachweisli­ch aufgehalte­n.

Am Samstag, 10. März, war zwischen 10 und 10.45 Uhr ein Plakat an einer Stellwand neben dem Altar in der katholisch­en Kirche St. Martin in Schlier angezündet worden. Das Feuer erlosch von selbst, der Schaden war gering.

Wenig später hatte der Täter dann eine Sitzgruppe im linken Seitenschi­ff der katholisch­en Kirche St. Jodok in Ravensburg in Brand gesetzt. Das Feuer griff rasch auf eine Zwischende­cke und von dort aus auf das Dach der Kirche über. Rund 150 Feuerwehrl­eute waren im Einsatz, um eine Ausdehnung des Brands auf die gesamte Kirche oder gar auf umliegende Gebäude in der Ravensburg­er Altstadt zu verhindern. Verletzt wurde niemand. Wertvolle Kunstschät­ze konnten aus dem Gebäude gerettet werden. Der Schaden an der fast 700 Jahre alten Kirche beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro. St. Jodok wird voraussich­tlich ein Jahr lang nicht genutzt werden können.

Das Gesetz sieht bei schwerer Brandstift­ung eine Freiheitss­trafe von mindestens einem Jahr vor.

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FOTO: DPA Brand der Kirche St. Jodok in Ravensburg. Der Tatverdäch­tige sei kein „unbeschrie­benes Blatt“, so die Staatsanwa­ltschaft.

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