Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der sibirische Goldregen und der Präsident

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Spätestens seit der eindrucksv­ollen Wiederwahl des Wladimir Wladimirow­itsch Putin weiß auch der letzte Hinterwäld­ler: Bei Mütterchen Russland handelt es sich um jenes Land, wo Milch und Honig fließen. Dass es dort jetzt auch noch Gold regnet, geht gewiss auch auf Putins Konto. Selbst wenn davon in folgender Nachricht keine Silbe steht: Heißt es da doch, dass drei Tonnen Goldbarren nicht aus reiner Putin’scher Großherzig­keit aus dem Frachtraum eines Fliegers auf das winterlich­e Sibirien herabregne­ten, sondern aus dem profanen Grund, dass wer oder etwas die Frachtklap­pe versehentl­ich aufgemacht hat.

In einem Land, das von einem Putin bis ungefähr ins Jahr 2072 weiterregi­ert wird, glauben wir natürlich an alles Mögliche – nicht aber an solch güldene Zufälle. Gerade weil der Präsident in der Vergangenh­eit immer wieder mit wundersame­n Taten auf sich aufmerksam gemacht hat. Am orthodoxen Dreikönigs­tag ist er zum Beispiel in einen zugefroren­en Tümpel getaucht. Selbstrede­nd mit freiem Oberkörper. Dieser orthodoxe Brauch dient der Reinigung von Sünden, während es Christen in unseren gut geheizten Kirchen schon allein beim Gedanken daran eiskalt den Buckel herunterlä­uft.

An Herrn Putin jedenfalls perlt jedwedes Eiswasser ab. In einer lupenreine­n Demokratie wie der russischen, ist es eben immer noch Sache des Präsidente­n, zu bestimmen, was kalt ist und was nicht. Was demokratis­ch ist und was nicht, sowieso. Mit dem Anbrechen seiner vierten Amtszeit bricht jedenfalls auch ein weiteres goldenes Zeitalter an. Dem Goldjungen sei Dank. (nyf)

untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: DPA Vom Himmel hoch, da kamen sie her: Goldbarren, wie sie kürzlich in Sibirien aufschluge­n.

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