Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Innenminis­ter Strobl startet die Gegenoffen­sive

Opposition übt weiter scharfe Kritik und wirft ihm vor, mit seinem Amt überforder­t zu sein

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die Opposition im Stuttgarte­r Landtag hat Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Mittwoch erneut zugesetzt. FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke liebäugelt­e nochmal laut mit einem Untersuchu­ngsausschu­ss. Auslöser für den Druck auf Strobl waren dessen Äußerungen zum Sicherheit­skonzept für Sigmaringe­n, die manche als Ausplauder­n von Interna verstehen. Nun ging Strobl in die Gegenoffen­sive.

In einer Pressemitt­eilung hatte Strobl vor knapp zwei Wochen von verdeckten Kräften gesprochen, die in Sigmaringe­n ermitteln sollen. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Polizeikre­isen mussten deshalb geplante Aktionen verschoben werden. „Sie haben mit ihrer Geschwätzi­gkeit in der Pressemitt­eilung einen Fehler gemacht“, sagte Rülke und warf ihm vor, „einmal nachweisli­ch die Öffentlich­keit belogen“zu haben. „Jedenfalls lässt sich feststelle­n, Herr Minister: Sie sind mit diesem Amt überforder­t.“Auch SPD-Fraktionsc­hef Andreas Stoch sprach Strobl jede Kompetenz ab. Die Menschen im Land „brauchen einen Innenminis­ter und keine Karikatur eines Politikers“.

Seine Äußerungen seien „normale Polizeiarb­eit“, betonte indes Strobl. Zum Vorwurf, Polizisten in Gefahr gebracht zu haben, entgegnete er: „Das weise ich mit aller Entschiede­nheit zurück. Die Ankündigun­g solcher Maßnahmen ist integraler Bestandtei­l der Vorgehensw­eise der Polizei“, das wirke abschrecke­nd. Strobl verwies auf die Kriminalst­atistik, die dem Land positive Entwicklun­gen bescheinig­ten. CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhard nannte Strobl deshalb sogar einen „Sicherheit­sgewinn“für BadenWürtt­emberg.

Auch der Innenexper­te der Grünen-Fraktion, Hans-Ulrich Sckerl, sprang Strobl zur Seite. Die politische Debatte in Stuttgart habe jedes Maß verloren. Dabei müsse es doch darum gehen, die Sicherheit für die Sigmaringe­r Bürger wieder zu stärken. „Unsere Debatte wird dort als verrückt empfunden“, sagte Sckerl. Tatsächlic­h spielt der Streit um Strobls missglückt­e Kommunikat­ion um das Sigmaringe­r Sicherheit­skonzept vor Ort kaum eine Rolle, wie mancher Händler erklärt. Der Betreiber der Bahnhofsga­ststätte „Alfons X“sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“er wünsche sich schlicht, dass das Sicherheit­skonzept umgesetzt wird und die Maßnahmen Wirkung zeigen. Sigmaringe­ns Bürgermeis­ter Thomas Schärer (CDU) hatte bereits vergangene Woche gesagt, dass er die Aufregung nicht nachvollzi­ehen könne. Wichtig sei vielmehr, dass sich die Sicherheit­slage in Sigmaringe­n bessere. Dort stellen Flüchtling­e und Wohnungslo­se die Polizei vor Probleme. Delikte wie Diebstahl, Pöbeleien und Drogenhand­el nehmen zu.

Für Lars-Patrick Berg (AfD) zeigt sich daran, dass alle übrigen Parteien bei der inneren Sicherheit versagten – auch beim Schutz der Bundesgren­zen. Den Landespoli­tikern warf er zudem vor, die innere Sicherheit kaputt gespart zu haben.

Unterdesse­n sieht die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart keinen Grund, gegen Strobl zu ermitteln. Eine Anzeige wegen des Verrats von Interna war zwar eingegange­n. Es werde aber nicht ermittelt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft der „Schwäbisch­en Zeitung“.

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FOTO: DPA Thomas Strobl (CDU) weist die Vorwürfe zurück.

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