Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Letztes Geleit für Kardinal Karl Lehmann
Rund 8000 Menschen nehmen Abschied von dem verstorbenen Theologen
MAINZ (dpa/KNA) - Mit einem stillen Trauerzug und einem Gottesdienst im Mainzer Dom haben rund 8000 Menschen Abschied von Kardinal Karl Lehmann genommen. Alleine zu dem feierlichen Requiem in der Kirche kamen 1500 Gäste, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Bei einem Trauerzug hatten Tausende dem Kardinal zuvor die letzte Ehre erwiesen. Der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war am 11. März im Alter von 81 Jahren gestorben.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der den Gottesdienst zelebrierte, nannte die Offenheit, das Brückenbauen und die Liebe als Vermächtnis seines Vorgängers. „Kardinal Lehmann wollte nicht, dass die Brücken zwischen Kirche und Welt eingerissen werden“, sagte Kohlgraf. „Die Kirche muss sich auf die Menschen zubewegen.“Ein Leben lang habe er Brücken bauen wollen zwischen Vernunft und Glaube.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte: „Mit Karl Lehmann verlässt uns ein katholischer Weltbürger, auskunftsfähig zu allen Themen der Zeit.“Lehmann habe den deutschen Katholizismus stark geprägt und sei weltweit als Wissenschaftler und Bischof anerkannt gewesen. Er habe den Glauben nicht als Festung verstanden, sondern als Beziehung zwischen Menschen und Gott. Der Kardinal hatte sich unter anderem für die Versöhnung der christlichen Konfessionen, für die kirchliche Schwangerenberatung und für die Aufnahme von Flüchtlingen eingesetzt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sprach von einem schweren Tag auch für die evangelischen Christen. „Sein Herz war einfach zu weit, um in irgendwelche konfessionelle Korsette zu passen“, sagte er.
Lehmann wurde in der Bischofsgruft des Mainzer Doms beigesetzt. Von staatlicher Seite waren neben Steinmeier die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) als Vertreterin der Bundesregierung sowie die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Hessen und BadenWürttemberg, Malu Dreyer (SPD), Volker Bouffier (CDU) und Winfried Kretschmann (Grüne) zugegen.