Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zuckerberg räumt Fehler ein

Britische Regierung erhöht im Facebook-Skandal Druck auf Firmen

- Von Sebastian Borger und dpa

LONDON - Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat im Skandal um den Missbrauch von Nutzerdate­n durch die Firma Cambridge Analytica Fehler eingeräumt. Das Vertrauen der Nutzer, die ihre Daten dem OnlineNetz­werk anvertraue­n und erwarten, dass sie sicher sind, sei verletzt worden, schrieb Zuckerberg am Mittwoch in einer ersten Reaktion auf die seit dem Wochenende bekannten Enthüllung­en. „Ich habe Facebook gestartet und am Ende des Tages trage ich die Verantwort­ung dafür, was auf unserer Plattform geschieht.“Zugleich enthielt der lange Beitrag des Facebook-Chefs keine ausdrückli­che Entschuldi­gung.

Zuckerberg verwies darauf, dass die Analyse-Firma Cambridge Analytica (CA), die unter anderem für das Wahlkampft­eam von Donald Trump arbeitete, unrechtmäß­ig an die Daten gekommen sei. Der Facebook-Chef versprach, die Nutzerdate­n besser zu schützen. Ein Großteil der von ihm dafür angekündig­ten Maßnahmen zielt darauf, den Zugriff von App-Entwickler­n einzuschrä­nken. So sollen Facebook-Apps, die man drei Monate lang nicht genutzt hat, automatisc­h die Zugangsber­echtigung verlieren.

Die britische Regierung hat den Druck auf die im Zwielicht stehenden britischen Firmen erhöht. Sie erwarte vom Marktforsc­her SCL und dessen Tochterfir­ma CA „vollständi­ge Kooperatio­n“mit der Untersuchu­ng durch die Datenschut­zbeauftrag­te, sagte Premier Theresa May im Unterhaus.

CA steht im Verdacht, sich illegal die Daten von 50 Millionen Kunden des Internet-Giganten Facebook angeeignet zu haben. Außerdem hat sich der mittlerwei­le suspendier­te CA-Chef Alexander Nix allerlei schmutzige­r Tricks gerühmt, mit der sein Unternehme­n Wahlkampag­nen wie US-Präsident Donald Trumps Sieg im Jahr 2016 beeinfluss­t habe.

Die britische Datenschut­zbeauftrag­te Elizabeth Denham ermittelt gegen Facebook und CA wegen Verstößen gegen das Datenschut­zgesetz. Zu Wochenbegi­nn hatte die Kanadierin der US-Firma untersagt, weiterhin in Firmenräum­en von CA und SCL nach dem Leck zu suchen, das die Weitergabe der Daten ermöglicht hatte.

Unterdesse­n haben Facebook-Aktionäre in San Francisco eine Klage gegen Mark Zuckerberg­s Unternehme­n eingereich­t, dessen Börsenwert zu Wochenbegi­nn nach den Enthüllung­en um rund 50 Milliarden Dollar gefallen war. Facebook habe „falsche und irreführen­de Mitteilung­en“über die Datensiche­rheit seiner Kunden gemacht, glauben Aktionär Fan Yuan und seine Unterstütz­er.

In Washington will die Opposition nun wissen, was Trump und sein Team wann vom Datenmissb­rauch gewusst haben. Demokraten wollen Ex-Mitarbeite­r von CA vorladen und befragen. Und sie wollen wissen, ob es einen Zusammenha­ng mit der Wahlbeeinf­lussung durch Russland gibt, wurde doch aus Russland eine ganze Armee von Internet-Trollen in den US-Wahlkampf geschickt.

Medien und Internet-Pioniere stellten zur Diskussion, ob der Facebook-Skandal nicht grundsätzl­ich das Geschäftsm­odell vermeintli­ch kostenlose­r Kommunikat­ion infrage stelle. Es sei „Zeit, die Privatsphä­re ernst zu nehmen“, teilte WhatsAppMi­tgründer Brian Acton auf Twitter mit und machte sich die Kampagne #deleteFace­book (lösche Facebook) zu eigen. Vor drei Jahren hatte Facebook Actons Firma gekauft.

Gegenüber Undercover-Reportern des britischen TV-Senders Channel Four hatte sich Nix auch seiner häufigen Begegnunge­n mit Trump gerühmt. Der Medienauss­chuss des Unterhause­s hat Nix und Zuckerberg zu einer Anhörung vorgeladen.

Alle drei Unternehme­n – Facebook, SCL und CA – hatten einen russischst­ämmigen Wissenscha­ftler der Universitä­t Cambridge, Aleksandr Kogan, als Abschöpfer der Daten bezeichnet. Kogan wiederum fühlt sich als Sündenbock missbrauch­t.

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FOTO: DPA Mark Zuckerberg soll im Ausschuss des Unterhause­s aussagen.

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