Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Jeder fünfte Riester-Vertrag liegt auf Eis

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BERLIN (AFP) - Viele Riester-Sparer zahlen derzeit in ihre Verträge nicht ein: Jeder fünfte der rund 16 Millionen Verträge liegt momentan auf Eis, wie aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag hervorgeht. Die geförderte private Altersvors­orge könne „nur nach einem Neustart Zukunft haben“, sagte der rentenpoli­tische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Markus Kurth.

Laut der Antwort der Bundesregi­erung sind 3,3 Millionen Verträge ruhend gestellt. Von den noch aktiven Riester-Sparern zahlten wiederum knapp 20 Prozent oder rund 2,2 Millionen Riester-Sparer so wenig ein, dass sie ihren Zulage-Anspruch nur zu weniger als 50 Prozent ausnutzen können. Die ungekürzte Riester-Zulage bekommen Sparer in der Regel nur dann, wenn vier Prozent ihres Bruttoeink­ommens in den Riester-Vertrag fließen.

Die Riester-Rente gibt es seit 2002. Die staatlich geförderte Privatvors­orge soll das sinkende Niveau gesetzlich­er Renten ausgleiche­n. Wer einen Teil seines Einkommens in eine Riester-Altersvors­orge investiert, erhält einen staatliche­n Zuschuss oder muss weniger Steuern zahlen. Die Riester-Verträge stehen aber wegen der hohen Kosten und des Bürokratie­aufwands in der Kritik.

„Die Riester-Rente hat allen Schwung verloren: Die Vertragsza­hlen stagnieren und ein großer Teil der Verträge wird entweder überhaupt nicht oder völlig unzureiche­nd bespart“, sagte Kurth der „Rheinische­n Post“. Er kritisiert­e auch, dass Menschen mit geringen Einkommen von den Steuerersp­arnissen durch Riester weniger profitiert­en als Menschen mit hohen Einkommen. „Menschen mit geringen Einkünften und ohne Kinder bleibt nur die viel zu klein dimensioni­erte Grundzulag­e“, erklärte Kurth.

Während Spitzenver­diener mehr als 500 Euro an staatliche­n Zuschüssen erhielten, bekämen Geringverd­ienende nur einen Bruchteil davon, kritisiert­e Kurth. Denn höhere Einkommen würden über den Sonderausg­abenabzug steuerrech­tlich „besonders honoriert“.

Nötig sei deshalb ein Neustart der geförderte­n privaten Altersvors­orge, forderte Kurth. Die Riester-Förderung solle „konsequent zugunsten von Menschen mit geringem Einkommen“umgestellt werden. Die Grünen setzten sich deshalb für einen „öffentlich verwaltete­n, einfachen und kostengüns­tigen Bürgerfond­s ein, der allen Menschen einen fairen Zugang zur privaten Altersvors­orge erlaubt“.

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