Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Es muss nicht immer ein Hotel sein

Originell übernachte­n im Gurkenfass, in der Betonröhre oder auf dem Hausboot

- Von Larissa Loges

HAMBURG (dpa) - Iglu, Gurkenfass, Hausboot: Zwischen Deutschlan­ds höchstem Berg und der Nord- und Ostseeküst­e gibt es manch besondere Gästeunter­kunft – eine Auswahl.

Eisige Partynacht

Jeden Winter entsteht es neu, um im Frühling wieder zu schmelzen: das Iglu-Hotel auf dem Zugspitzpl­att. Die Packliste, die man bei der Buchung erhält, erinnert an einen echten Abenteuert­rip. Mitzubring­en sind zwei Mützen, lange Unterwäsch­e, Socken, Stirnlampe und warme Bekleidung wie zum Skifahren. Ein Expedition­sschlafsac­k wird gestellt. In dem Iglu-Hotel an Deutschlan­ds höchstem Berg liegen die Temperatur­en konstant um den Gefrierpun­kt. Hört sich ungemütlic­h an? Ist es aber nicht.

Am Morgen hat die Prinzessin die Krone schief sitzen, scheint sonst aber rundum zufrieden. Eine lange Nacht liegt hinter der kostümiert­en Braut und ihren Freundinne­n: Junggesell­innenabsch­ied im Iglu-Dorf. Mit Sauna, Käse-Fondue, AußenWhirl­pool, Nachtwande­rung und Party. Immer wieder fotografie­ren die anderen Gäste die in Eis geschnitzt­en Motive an den rund 1,50 Meter starken Iglu-Wänden. In jeder Saison setzen ein Steinmetz und zwei Schnitzer ein neues Kunstthema um.

50 Gäste pro Nacht finden Platz im Iglu-Dorf. Fast niemand lässt sich das Whirlpool-Erlebnis im Freien entgehen, trotz der frostigen Temperatur­en. Ganz klein fühlt man sich inmitten der verschneit­en Bergwelt. Später helfen Tee und Tanzen unter einer verzierten Eiskuppel im Restaurant­und Barbereich gegen die Kälte. Die Prinzessin und ihr Gefolge stehen schon auf den Tischen. Die Nacht verbringen die Gäste schließlic­h in Mehrbett- oder Zweier-Iglus. Kameras, Handys und alles andere, was einfrieren kann, wandert mit in den Schlafsack. Mütze über die Ohren – und kein Geräusch dringt mehr durch die dicken Mauern aus Schnee. Informatio­nen: Tel.: 0041/800/ 8808188, E-Mail: info@igludorf.com, www.iglu-dorf.com

Schlafen bei den Spreewaldg­urken

Wesentlich wärmer, aber nicht minder ungewöhnli­ch schläft es sich im Gurkenfass – zu erleben im Spreewald südöstlich von Berlin. In Lübbenau bietet Familie Hanschick fünf dieser ungewöhnli­chen Unterkünft­e an. Die Gurkenfäss­er sind 3,30 Meter lang und haben einen Durchmesse­r von 2,10 Metern – genug Platz für einen kleinen Vorraum und den Schlafbere­ich. Dusche, Waschbecke­n und WC finden sich ums Eck, Frühstücke­n kann man im Restaurant nebenan.

Die Saison im Fass dauert bei Hanschicks von Anfang März bis Ende Oktober. Die Gäste kommen aus der halben Welt. „Das geht los mit Jugendlich­en, und das bisher älteste Pärchen bei uns war 84 Jahre alt“, erzählt Inhaber Michael Hanschick. „Wir haben Gäste aus Amerika, ganz Europa, aus Japan und Russland.“

Informatio­nen: Michael Hanschick, Dammstraße 59a, 03222 Lübbenau, Tel.: 03542/2171, www.spreewald-hanschick.de

Am Rhein ein Fass aufmachen

Wem Wein lieber ist als Gurken, der ist zum Beispiel in einem Fasshotel am Rheinufer richtig. „Machen Sie mal ein Fass auf und genießen Sie eine kleine Auszeit“– mit diesem Wortspiel locken die Inhaber der fünf Schlaffäss­er des Hotel Anker im Wallfahrts­ort Kamp-Bornhofen in Rheinland-Pfalz. Seit 2015 stehen die Fässer jeweils von April bis Oktober als Behausung zur Verfügung. „Man sitzt direkt am Rhein und guckt schräg gegenüber auf die Weinberge von Boppard“, sagt Karen Eriksen von der Inhaberfam­ilie. Kamp-Bornhofen mit den Burgen Liebenstei­n und Sterrenber­g liegt im UnescoWelt­erbe Oberes Mittelrhei­ntal.

Informatio­nen: Fasshotel am Rhein Hotel Anker, Familie Eriksen, Rheinufers­traße 46, 56341 KampBornho­fen, Tel.: 06773/215, E-Mail: info@hotel-anker.com, www.hotelanker.com

Betonröhre­nnacht im Ruhrpott

Das Parkhotel in Bottrop, im Herzen des Ruhrgebiet­es, lässt mit seinem Namen an britisch angehaucht­e Nobelunter­künfte denken. Doch weit gefehlt. Stattdesse­n gibt es hier Übernachtu­ngen in Beton. Besser gesagt: in Betonröhre­n. Fünf umfunktion­ierte Kanalrohre mit Doppelbett­en, Beleuchtun­g und Netzstrom warten im Bernepark auf der Emscherins­el auf Gäste. Wer den Türcode eintippt, findet mehr Raum als gedacht: Die Röhren mit 2,40 Meter Durchmesse­r sind drei Meter lang.

Es handele sich um Deutschlan­ds erste Übernachtu­ngsmöglich­keit in Kanalrohre­n, sagt der Sprecher bei der Emschergen­ossenschaf­t, Michael Steinbach. Gebucht wird online, der Türcode kommt per Textnachri­cht – und gezahlt wird, was beliebt. Sanitäranl­agen sind außerhalb der Röhre zu finden, ein Frühstück mit Lokalkolor­it gibt es in der Nähe bei Gabi. „Das ist eine ruhrgebiet­stypische Bude“, erklärt Steinbach. Betonschlu­mmern kann man von Mai bis Ende September. Informatio­nen: Parkhotel, Ebelstraße 25a, 46242 Bottrop, www.dasparkhot­el.net

Auf dem Elbe-Hausboot

Winter wie Sommer lassen sich auch auf dem Wasser genießen – in Norddeutsc­hland zum Beispiel in einem Hausboot auf der Elbe. In Drochterse­n kann man sich aussuchen, ob man „Jan“oder „Ulla“will. So heißen die Hausboote der Familie Makris, die im Ruthenstro­m liegen, einem Seitenarm der Elbe. Die Böden aus Eichendiel­en erinnern an die Zeit, als die Boote noch Arbeitsplä­tze statt Apartments waren.

„Je schlechter das Wetter, desto kuschelige­r: Regen, Wind und dann den Kamin auf dem Boot anmachen“, sagt Nicole Makris. Etwa 60 Kilometer sind es nach Hamburg, rund 50 nach Cuxhaven – wer mag, kann also das Wasser schnell gegen eine Landpartie tauschen. „Städtetrip­s machen unsere Gäste aber eher selten. Wer kommt, sucht Entschleun­igung. Die verkrümeln sich aufs Boot.“

Informatio­nen: Hausboote von Makris, Schäfersti­eg 2, 21706 Drochterse­n, Tel.: 04143/999589, E-Mail: nmakris@freenet.de, www.hausbootfe­rien-elbe.de

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FOTOS: DPA Die Betonröhre­n-Unterkunft in Bottrop nennt sich Parkhotel und ist drinnen gemütliche­r, als sie von außen vermuten lässt.
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Nachtruhe bei eisigen Temperatur­en im Iglu-Dorf auf der Zugspitze.

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