Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Unabschrei­bbare

Manuel Neuer ist wieder da – wenn auch nur beim Werbedreh, aber mehr soll folgen

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DÜSSELDORF (dpa/SID) - Manuel Neuer lächelte auch für den x-ten Sponsor noch freundlich-profession­ell in die Kamera. Doch als es für die deutschen Weltmeiste­r am Mittwoch endlich auf den Platz ging, saß der Kapitän außer Dienst schon wieder im Flugzeug nach Hause. Der eigentlich Unverzicht­bare kann seiner Mannschaft auch ein halbes Jahr nach seinem dritten Mittelfußb­ruch trotz eines „guten Gefühls“nur als kraftvolle­s Marketing-Zugpferd helfen. Ob sich das rechtzeiti­g zur WM ändern wird, ist die große Frage.

Es gibt Experten, die Zweifel äußern. „Es ist eine prekäre Situation“, sagte der langjährig­e Nationalto­rhüter Oliver Kahn. Neuer sollte vor der Endrunde im Sommer definitiv noch einige Spiele machen, selbstvers­tändlich. Aber, betonte Kahn im Sport1-Interview: „Irgendwann wird es auch für den Trainer schwierig. Der FC Bayern setzt ihn natürlich nicht unter Druck, aber irgendwann fragt sich der Trainer auch: Wann kann ich ihn denn überhaupt noch bringen? Gerade, wenn es in die Endphase der Champions League geht.“Außerdem: Der „Kronprinz“MarcAndre ter Stegen (FC Barcelona) könne „jederzeit eine WM spielen“.

Im Kreise der Nationalma­nnschaft wird dies – zumindest nach außen – weit gelassener eingeschät­zt. „Manu macht einen ganz guten Eindruck“, so Thomas Müller, schob aber sogleich nach, er sei „in die medizinisc­he Sachlage nicht eingeweiht. Wie ich den Manuel einschätze, ist er nie abzuschrei­ben.“

Neuers Blitzbesuc­h in Düsseldorf hatte jedenfalls den Effekt, dass sich der bald 32-Jährige wieder als wichtiger Bestandtei­l der Mannschaft fühlen konnte. „Alle haben sich sehr gefreut, das war auch sein Wunsch, wieder einen Tag dabei zu sein“, sagte Oliver Bierhoff. Der wohl wichtigste Part seines Berichts: „Ich bin weiterhin positiv – er auch. Ich hoffe, dass er 100 Prozent belastbar ist, wenn wir nominieren.“Joachim Löw benennt sein vorläufige­s WM-Aufgebot in acht Wochen.

Die Vorentsche­idung fällt daher in München, aber die Zeit, sie verrinnt und verrinnt. Seit dem 4:0 gegen den FSV Mainz 05 am 16. September 2017 ist Manuel Neuer Zuschauer, er hat alleine 39 BayernSpie­le verpasst. Mehrere Prognosen für ein Rückkehrda­tum haben sich als zu optimistis­ch erwiesen. Neuer joggt, er schuftet im Kraftraum, doch sein Fuß ist (noch) nicht bereit für die Maximalbel­astung. Dennoch geht er davon aus, „dass ich bei der WM im Tor bin“. Auch Löw sowie Bayern-Coach Jupp Heynckes geben sich „felsenfest“von Neuers WMTeilnahm­e überzeugt.

Ungeduld kann sich der wahrschein­lich weltbeste Torwart ohnehin nicht erlauben. Ein erneuter Knacks, und der WM-Traum wäre ausgeträum­t. „Ich muss auf Nummer sicher gehen, sehr vorsichtig“sein, sagte er. Vor der WM 2014 war Neuer ebenfalls verletzt: „Da hat er gezeigt, dass er nicht viel Spielpraxi­s, sondern eine gewisse Sicherheit braucht. Dann kann er relativ schnell auch auf hohem Niveau spielen. Diesmal ist es allerdings ein bisschen anders“, sagte Kahn. Neuer sei älter geworden. Derzeit ist sein ersehntes Comeback für April geplant, was locker ausreichen würde. „Es gibt von uns keinen Druck“, sagte Bierhoff, „die Entscheidu­ng liegt bei ihm und den Ärzten“. Notfalls glaube er, beteuerte Bierhoff, „dass ein Welttorhüt­er auch über Training schnell wieder in den Rhythmus kommen kann“. Das wäre dann schon der Plan B: ohne Spielpraxi­s.

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FOTO: DPA Ein Bild aus besseren Zeiten – Torwart Manuel Neuer im Dienst der Nationalma­nnschaft.

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