Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neustart der Zuhause-Bleiber

Umbruch oder Schockstar­re? Italien und Niederland­e treffen auf hochkaräti­ge Gegner

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ROM/AMSTERDAM (dpa) - Eigentlich können Italien und die Niederland­e nur gewinnen. Denn verloren haben sie schon alles: Die Teilnahme an der Weltmeiste­rschaft in Russland. War es für die Niederland­e ein weiterer dramatisch­er Tiefpunkt, fehlt Italien das erste Mal seit 60 Jahren bei einer WM. In Freundscha­ftsspielen treten die beiden Mannschaft­en nun gegen hochkaräti­ge Gegner an – auf Italien wartet am Freitag Argentinie­n, die Niederland­e spielen gegen England. Dann können die Squadra Azzurra und Oranje zeigen, ob sie den Schock des Quali-Debakels verdaut haben – und den Neuanfang wagen.

In Italien sollen diesen Umbruch vor allem zwei Spieler verkörpern: Die 20 Jahre alten Nachwuchst­alente Patrick Cutrone und Federico Chiesa, die Interims-Trainer Luigi Di Biagio erstmals berief. „Die Zukunft gehört ihnen“, schreibt der „Corriere dello Sport“. Vor dem Duell mit den Südamerika­nern geben sich die beiden ehrfürchti­g, aber furchtlos. „Als Symbol des Neuanfangs von Italien zu gelten, setzt mich nicht unter Druck“, sagt Florenz-Profi Chiesa. Stürmer Cutrone vom AC Mailand sagt, er kenne Argentinie­ns Superstar Lionel Messi bis jetzt nur als „Figur aus der Playstatio­n“. „Ich werde aufgeregt sein angesichts der Vorstellun­g, ihn aus der Nähe zu sehen.“

Die Berufung der Talente täuscht nicht darüber hinweg, dass sich der italienisc­he Fußball seit der Play-offNiederl­age gegen Schweden in einer Art Schwebezus­tand befindet. Im Januar scheiterte die Wahl eines neuen Verbandspr­äsidenten. Und bis ein Nachfolger für Ex-Coach Giampiero Ventura gefunden ist, könnte es noch Monate dauern.

Eine Option könnte auch die Beförderun­g von Di Biagio zur Dauerlösun­g sein. „Die Priorität für alle ist, die Nazionale wieder zu beleben, den Fans Leidenscha­ft zurückzuge­ben“, sagte er. „Wir können wieder durchstart­en und mit ein bisschen Geduld wieder eine wichtige Mannschaft aufbauen.“

Neue Generation bei Oranje

Anders als in Italien hat bei Oranje in dieser Woche tatsächlic­h eine neue Ära begonnen. Bondscoach Ronald Koeman absolviert­e sein erstes Training mit der Mannschaft. Sein erstes Ziel ist die Qualifikat­ion für die EM 2020. Und ein Spaziergan­g, das weiß der 55-Jährige, wird das nicht: „Es ist eine große und schwierige Herausford­erung.“Oranje hatte zuletzt nicht nur die WM, sondern auch die EM 2016 verpasst. Dennoch ist das Vertrauen groß. „Bei Oranje kommt Hoffnung auf einen neuen Start auf“, kommentier­t „Algemeen Dagblad“. „Mit neuem Coach, mit neuen Spielern, mit neuem System“. Koeman überzeugt vor allem durch Charisma. „Ich bin gut empfangen worden“, sagte er und fügte grinsend hinzu: „zu Recht.“Er muss nun die jungen Spieler, viele ohne internatio­nale Erfahrung, zu einer Mannschaft formen. Fünf Debütanten sind am Freitag gegen England dabei – darunter Ajax-Stürmer Justin Kluivert, Sohn des ehemaligen Stürmer-Stars Patrick Kluivert, und Memphis Depay von Olympique Lyon. Die alte erfolgreic­he Garde ist weg. Koeman versuchte noch, Bayern-Stürmer Arjen Robben zur Rückkehr zu bewegen. Vergeblich.

Mehr Überzeugun­gskraft scheint Di Biagio gehabt zu haben – zumindest bei Torwart-Legende Gianluigi Buffon. Der 40-Jährige kehrt für zwei Spiele zurück. „So ein Spieler sollte seine Zeit nicht mit einem Match wie dem gegen Schweden beenden“, sagte Di Biagio.

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FOTO: DPA Hoffnungst­räger und doch ohne Druck – Federico Chiesa (Mi.).

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