Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Räte verlangen mehr Einblick ins Museum
Betriebsausschuss soll Kosten im Blick behalten – Altertumsverein fühlt sich gegängelt
BAD BUCHAU - Es knirscht zwischen der Stadt Bad Buchau und dem Altertumsverein. Grund ist der Entwurf eines neuen Betreibervertrags, der dem Gemeinderat mehr Einblick und auch mehr Einfluss in den Betrieb des Federseemuseums sichern soll. Während die Stadt darin eine Möglichkeit sieht, die roten Zahlen im Museumsbetrieb einigermaßen in den Griff zu bekommen, empfinden Mitglieder des Altertumsvereins den Vertragsentwurf als reine Schikane: Der Verein werde „kalt gestellt“, so deren Vorsitzender Dr. Karl Sandmaier.
2017 war für das Federseemuseum kein gutes Jahr. Die Saison ging schon fast zu Ende, als im September die neue Dauerausstellung verspätet eröffnet wurde. Weil während der monatelangen Umgestaltung nur der Freilichtbereich zugänglich war, hatte die Museumsleitung die Eintrittspreise reduziert. Unterm Strich blieb damit ein dickes Minus von 55 000 Euro. Ein Minus, für das nun die Stadt aufkommt – denn dazu ist sie laut des Betreibervertrags verpflichtet.
„Kulturträger Nummer eins“
Diese „Patronatserklärung“(siehe Kasten), sagt Bürgermeister Peter Diesch, werde im Gemeinderat schon längere Zeit kritisch gesehen. Denn das jährliche Defizit, das früher bei um die 10 000 Euro gelegen habe, sei nur „ein kleiner Teil der Gesamtbetrachtung“, argumentiert Diesch. Hinzu kommen jährliche Fixkosten von rund 150 000 Euro etwa für Gebäudeunterhalt und Personalkosten für den bei der Stadt beschäftigten Hausmeister. Vom Landkreis Biberach erhält die Stadt im Gegenzug lediglich eine Zuweisung von 1500 Euro.
Diese Betriebskosten hätten freilich bislang „politisch nie in der Diskussion“gestanden, sagt Diesch. Schließlich sei das Federseemuseum „unser Kulturträger Nummer eins“, ein überregional bedeutsames Aushängeschild Bad Buchaus. Dennoch gibt der Bürgermeister zu bedenken: „Im Prinzip kostet uns das Museum noch mehr als die Feuerwehr und noch mehr als die Schulen.“
Zunehmend Sorge bereite Stadt und Gemeinderat aber das jährliche Kassendefizit und die sinkenden Besucherzahlen. 2017 sei zwar ein Ausnahmejahr gewesen, doch bei einem Abmangel von 55 000 Euro sei es doch „normal, dass dann der Gemeinderat die Einrichtung ein Stück weit hinterfragt“. In der Folge habe er sich bemüht, weitere Kostenträger zu finden, so Diesch. Immerhin: Das Landesamt für Denkmalpflege habe sich – bislang aber nur mündlich – bereit erklärt, mit jährlich 40 000 Euro die Hälfte der Personalkosten für den Museumsleiter zu übernehmen. Bedingung: Der Leiter des Federseemuseums muss Landesaufgaben übernehmen und das Unesco-Weltkulturerbe Pfahlbauten in Oberschwaben betreuen.
Gleichzeitig wandte sich die Stadt aber auch an die Kommunalaufsicht des Landkreises, um die bestehenden Verträge kommunalrechtlich zu prüfen. Das Ergebnis: Die „Patronatserklärung“, die einer Bürgschaft gleichkomme, bedarf nach Paragraf 88 der Gemeindeordnung der Zustimmung der Rechtsaufsichtsbehörde. Die Kommunalaufsicht stuft den Vertrag deshalb als „schwebend unwirksam“ein und beruft sich auf Paragraf 117 der Gemeindeordnung.
So kam es also zu einem Vertragsentwurf (siehe Kasten), der nach Einschätzung der Stadt den rechtlichen Bestimmungen genügt. Dabei wurde weder der Defizitausgleich der Stadt gedeckelt noch der strittige Satz komplett gestrichen. Beide Optionen hätten in der Praxis keinen Sinn ergeben, findet Diesch. Denn ohne eine gewisse Rückendeckung der Stadt würde der Verein wohl kaum das Risiko eingehen und den Museumsbetrieb weiterhin schultern. Diesch betont: „Ich persönlich möchte die Zusammenarbeit mit dem Altertumsverein nicht gefährden.“
Doch möglicherweise ist genau dies der Fall. Beim Altertumsverein kommen die im Vertrag fixierten „Kontroll- und Steuerungsmechanismen“ganz anders an. „Dadurch wird der Altertumsverein in der Verwaltung des Federseemuseums praktisch ,kalt gestellt’“, schreibt Vorsitzender Dr. Karl Sandmaier auf der Internetseite des Vereins (www.altertumsverein-bad-buchau.de). „Er wird zum reinen Vollstrecker beziehungsweise Handlanger der Stadt abgestuft.“Damit werde der Verein, der sich seit 100 Jahren um die Archäologie in Buchau verdient macht, als Betreiber des Federseemuseums eigentlich überflüssig. „So werde ich ihn nicht unterschreiben“, beurteilt der Vorsitzende den Vertragsentwurf.
Warum die vom Denkmalamt zugedachten 40 000 Euro für den – beim Verein angestellten – Museumsleiter in den städtischen Haushalt einfließen soll, kann Sandmaier nicht nachvollziehen. Auch der Sinn eines aus Gemeinderäten und Vereinsmitgliedern zusammengesetzten Betriebsausschusses leuchte ihm nicht ein. Häufig genug gebe es so banale Gründe wie ein heißer Sommer, warum Besucher dem Museum fern bleiben.
Sandmaier: Es braucht Visionen
Diesch hingegen sieht bei den Museumsmitarbeitern eine mögliche Stellschraube, denn schließlich entfielen 90 Prozent der Kosten aufs Personal. Ein solches „Gesundschrumpfen“wäre freilich keine ideale Lösung, so der Bürgermeister.
Für Sandmaier, der den Vertragsentwurf nun mit den Mitgliedern in der Hauptversammlung am 12. April beraten möchte, geht es dagegen um mehr als nur blanke Zahlen. „Durch einschneidende, einseitige Verwaltungsmaßnahmen“lasse sich das Defizit nicht in den Griff bekommen, ist Sandmaier überzeugt. „In erster Linie sind Visionen gefragt, nur so können Besucher beworben werden. Das kostet Geld und der Erfolg einer ausgeglichenen Bilanz ist trotzdem nicht gewährleistet. Aber ohne Vorleistung gibt es keine Chance. Und das Jahr für Jahr.“