Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Aus Hassknecht wird Erhardt

Hans-Joachim Heist verkörpert­e im Bad Buchauer Kurzentrum den Kultkomike­r

- Von Klaus Weiss

BAD BUCHAU - Eine gute Programmwa­hl konnte die Touristikm­arketing Bad Buchau mit dem großen HeinzErhar­dt-Abend den Besuchern im ausverkauf­ten Saal des Kurzentrum­s bieten. Mit Hans-Joachim Heist fand sich das Publikum mitten in einer Heinz-Erhardt-Parodie wieder und war durchwegs begeistert.

Wer kennt ihn nicht, den aufbrausen­den Rentner Gernot Hassknecht aus der ZDF-Heute-Show, Hans-Joachim Heist? Aber Heist kann auch anders, wie er am Samstagabe­nd im Bad Buchauer Kurzentrum in der Rolle als Heinz Erhardt zeigte. Mit dem Aufsetzen der typischen Hornbrille schlüpfte Heist im Handumdreh­en in die Rolle der Kultfigur Heinz Erhardt aus den 1960er-Jahren. Das volle Gesicht, die „offen getragenen“spärlichen Haare und die Mimik waren verblüffen­d und man konnte meinen, Heinz Erhardt stehe wahrhaftig selbst auf der Bühne. „Bin ich heute wieder ein Schelm“und „Noch ’n Gedicht“waren dann auch die Schlagwort­e der rund zweistündi­gen Comic-Show.

Es sei wohl leichter, den Mund zu halten als eine Rede, wusste der quirlige Entertaine­r und seine Worte würden ihm heute leicht aus dem Gehege seiner Zähne fallen. Das sei aber doch besser als wenn das Gehege seiner Zähne ihm ins Wort fallen würde. Der herrliche „Erlkönig“von Johann Wolfgang von Frankfurt durfte genau so wenig fehlen wie das Gedicht von der kleinen feinen Made hinter eines Baumes Rinde, doch ein Specht verschling­t die kleine fade Made ohne Gnade. Schade. Oder das Gedicht vom Winter der ausgesperr­t wurde und nun vor der Tür steht – und friert. Die älteren Erhardtfan­s kannten eigentlich die meisten Wortverdre­hereien und Gedichte schon, die jüngeren im Saal kannten einige von „Otto“. Aber Heist verkörpert den großen Heinz Erhardt in Mimik und Gestik umwerfend treffend, und der Beifall ist mehr als verdient.

Auch die Weltgeschi­chte kam nicht zu kurz. Kolumbus wollte damals Indien entdecken, sei aber falsch abgebogen und habe deshalb Amerika entdeckt. Gut gemacht die Szene, als Heist die Zuschauer im Saal ins Programm einbindet und einen albernen Ortsnamen erfahren möchte. Deppenhaus­en war dann Heists Favorit, auf den er Gedicht parat hatte. „Es weht ein Wind in Deppenhaus­en. Der pustet kalt. Wer da nicht einen Mantel hat, der hustet bald.“Aus der literarisc­hen Sparte hatte Heist dann einige lustige Ritterball­aden auf Lager. Auch einige Lieder standen auf dem Spielplan, die allerdings fürchterli­ch seien, so Heist, aber laut Vertrag müsse er singen. Ganz so fürchterli­ch war dann aber der Song „Wenn ich einmal traurig bin, trink ich einen Korn“nicht, dazu genehmigte er sich nach jedem Satz einen Korn und lud auch einen Besucher zum Mittrinken ein.

Auch einige Weisheiten habe er mitgebrach­t, meinte Heist trocken und stellt fest, dass das Leben auf alle Fälle aus einer Zelle komme, und ende auch bei manchen Strolchen in eben einer solchen. Frauen seien die Juwelen der Schöpfung, und deshalb nur mit Fassung zu tragen. Gelacht haben da aber überwiegen­d nur die Männer im Saal. Treffend war die Pointe, alles gehe im Leben natürlich zu, nur seine Hose nicht. Am Ende sang Heist ein „Abschiedsl­ied“und geht dabei durch die Zuschauerr­eihen um sich mit Handschlag von einigen Zuschauern zu verabschie­den. Wünschte noch einen schönen Sommer, frohe Weihnachte­n und wenn es soweit sei einen guten Rutsch. Lang anhaltende­r Beifall zeigte auf, dass die Besucher aller Altersklas­sen durchweg begeistert waren. Fazit eines älteren Zuschauers: Da kamen wieder schöne Erinnerung­en an die gute alte Zeit auf. Ein junger Mann, der Erhardt noch nie im Fernsehen gesehen ht, war sich sicher, demnächst einen anzuschaue­n.

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FOTO: KLAUS WEISS Zum Verwechsel­n: Hans-Joachim Heist schlüpfte in die Rolle von Heinz Erhardt.

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