Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Melodienvielfalt in klanglicher Harmonie
Musikvereine Wilflingen und Friedingen gestalten vielseitiges Doppelkonzert
ANDELFINGEN - Das Gemeinschaftskonzert der Musikvereine Wilflingen und Friedingen in der Festhalle Andelfingen bot durch die Vielfalt der vorgestellten Kompositionen jedem Freund der Blasmusik einen angenehmen Abend. Können und Spielfreude der Musiker waren bei beiden Kapellen deutlich zu spüren.
Nach der Begrüßung durch Thomas Berner vom Musikverein Friedingen eröffnete Berthold Gihr mit seinem Musikverein Wilfingen in schwungvollem und akzentreichem Dirigat den Konzertreigen mit dem klangreichen Werk „So schön ist Blasmusik“. Moderatorin Sonja Buzengeiger erinnerte dabei, dass Komponist Erich Brecht damit nach dem Grand Prix der Volksmusik die vernetzte Verbindung von Volksmusik zur Blasmusik gut gelungen ist. Die Melodienfreundlichkeit des Werks kam bei den Zuhörern gut an.
Mit seiner Oper „Der Kalif von Bagdad“führt Francois Boieldieu zurück in die Zeit um 1800. In Verkleidung mischt sich der Kalif unters Volk, um dessen Stimmung zu erkunden. Dirigent Gihr hat dazu die Wilflinger Jungmusikanten in sein Orchester eingebunden, die sich in dem umfangreichen Werk musikalisch wohlgefühlt haben. Zu Beginn wird ein getragener, melodiös schöner Prolog von Register zu Register weitergegeben. In auf- und absteigenden Phasen zeigt sich linear ausgeglichenes Musizieren, was sich nach hüpfenden Sequenzen zu opernhaften Steigerungen weiterentwickelt. Erst jetzt kommt in marschähnlichen Abschnitten das Schlagwerk zum voluminösen Gesamtklang dazu, um dennoch dezenten Themen den benötigten Raum zu gewähren. Klare Akzente und melodiös weiche Aspekte gehen so eine gelungene Verbindung ein.
Zu „Moment for Morricone“verdunkelte sich die Bühne, um effektvolle Bildpräsentationen zu ermöglichen. Sie entführten als gelungene Verbindung von Bild und Ton die Zuhörer in die Zeit, in der Dampfzüge durch die Prärie qualmten, aber auch Helden wankten und Schurken fielen. Wilflingens Musiker musizierten mit Spaß und viel Können wie in einer großen bildgewaltigen Symphonie weit hinaus über die ehrfürchtig angegangene Wiedergabe von „Spiel mir das Lied vom Tod“bis zum klangreichen Finale.
Seit 1970, so die Moderatorin, arbeiten Gerd Köthe und Roland Heck zusammen, um qualitätsvolle Werke für Blasmusik zu schaffen. Mit „The Glory of Love“erklang eine gut ins Ohr gehende Komposition, das nach eingängiger Thematik vielen Registern die Möglichkeit eröffnet, sich vorteilhaftt in Szene zu setzen. In harmonischem Zusammenwirken erspielten sich Wilflingens Musiker mit diesem Werk durch qualitätsvolle Wiedergabe herzlichen Beifall der Zuhörer.
Mit dem Konzertmarsch „Schloss Enn“von Armin Kofler eröffnete Siegfried Fürst mit variabler Dirigierweise die Präsentation des Musikvereins Friedingen. Prägnante Soli des agilen Posaunenquartetts und das weich musizierende Saxofonregister prägten diesen Auftakt. Moderatorin Tanja Kleck lud alsdann die Zuhörer zu einem beschaulichen Spaziergang auf eine idyllisch gelegene Alm. Armin Kofler kleidete dies in ein vielfarbiges Naturschauspiel vom Sonnenaufgang bis zum aufziehenden Unwetter, von den Musikern in einer Vielzahl von Klangfarben und wechselndem Rhythmus packend vorgestellt.
Keler Belas „1809 Retreta“wirft den Blick zurück die europäischen Freiheitskriege, in die Frankreich und Österreich verwickelt waren. Durch den Friedensschluss erleben die Bürger ein neues Lebensgefühl, was sich musikalisch vom dumpfen Beginn zu immer heller werdenden Partien im Marschtakt und in hüpfenden Elementen bis zum klangreichen Schlussakkord ausdrückt.
Mit volksliedhaften Klängen will Josef Jiskra den Jubel aber auch die Klage der einfachen Bevölkerung des Landes in seinen „Mährischen Skizzen“ausdrücken. So entsteht ein vielfarbiger Klangteppich, in den auch mitreißende Partien voll optimistischer Zuversicht in stetig sich steigerndem Tempo eingewoben sind. Damit hat auch der Musikverein Friedingen ein beachtliches Beispiel seines musikalischen Könnens den Zuhörern offeriert, die ebenfalls mit viel Beifall dafür dankten.