Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sondersitz­ung zum Stadthalle­nareal terminiert

Gemeindera­t setzt Punkt ab, weil nicht ausreichen­de Informatio­nen vorliegen – Bürgerents­cheid ins Spiel gebracht

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Die Diskussion und Aussprache zur weiteren Entwicklun­g auf dem Stadthalle­nareal ist vertagt worden. Die Mehrheit des Gemeindera­ts – 19 zu zwölf – hat sich am Montag für die Absetzung des Tagesordnu­ngspunktes entschiede­n. Das Thema wird nun in einer Sondersitz­ung am 9. April umfassend diskutiert. Die Räte begründete­n ihre Ablehnung mit fehlender Informatio­n. „Wir haben nicht den Eindruck, dass sie uns neutral informiere­n“, sagte Manfred Schlegel (Mtg!).

Letztlich sind es zwei strittige Punkte: das Handelskon­zept und die Zukunft der Stadthalle. Der Rat wünscht sich eine neutrale Gegenübers­tellung von Vor- und Nachteilen der beiden Konzepte – auf der einen Seite das von der Verwaltung favorisier­te Duo „Drogeriema­rkt Müller/ Lebensmitt­ler“und auf der anderen Seite der „Drogeriema­rkt Rossmann“und kleinere Geschäftse­inheiten. Dem Gemeindera­t werde nur eine Pro-Argumentat­ion in eine Richtung geliefert, ohne konkrete Zahlen, so Schlegel.

Ein Teil der Räte hadert mit der Ansiedlung eines Lebensmitt­lers, denn in diesem Bereich ist Riedlingen bestens versorgt. Aber Müller macht dies zur Bedingung, um eine hohe Frequenz zu erhalten.

Auch für die Zukunft der Stadthalle wünscht sich der Gemeindera­t, dass ein Weg und verschiede­ne Varianten aufgezeigt und mit Zahlen hinterlegt werden. Was müsste bei einem baldigen Neubau an Schulden aufgenomme­n werden? Was, wenn es ein paar Jahre länger dauert? Und was kostet es, wenn ein Investor baut und die Stadt die Halle mietet? Auch die Frage nach einer kostengüns­tigeren Sanierung der Halle wird gestellt.

Nach Auffassung der Räte sind die Einschätzu­ngen und Planungen nicht mit konkreten Zahlen und einem konkreten Zeitplan hinterlegt – weder was den weiteren Prozess noch was die weitere Planung bei der Stadthalle sowie die Interimsze­it ohne Stadthalle anbetrifft. „Die Infopoliti­k war nicht so, wie sie sein sollte“, so Stefan Schmid (FWV).

Das Thema treibt die Räte derzeit um. In mehreren interfrakt­ionellen Sitzungen haben sie sich mit der Thematik auseinande­rgesetzt. 88 Mails seien in den letzten Tagen dazu innerhalb des Rats verschickt worden. „Sie haben sich ihr Sitzungsge­ld wahrlich verdient“, meinte Schafft dazu.

Doch er wehrte sich gegen Vorwürfe und versuchte zu Beginn, die Mehrheit der Räte dafür zu gewinnen, die Tagesordnu­ng aufrecht zu erhalten. „Heute Abend geht es darum, ein umfänglich­es Bild zu bekommen und eine Bewertung vorzunehme­n“, so Schafft. Dazu waren verschiede­ne Referenten geladen: der Handelsexp­erte Josef Röll von der IHK; der Städteplan­er Hubert Sieber, der Landschaft­splaner Johann Senner sowie Vertreter der beteiligte­n Investoren­gruppen.

„Uns geht es nicht darum, eine Entscheidu­ng mit der Brechstang­e durchzupre­ssen“, betonte Schafft. Daher war der Tagesordnu­ngspunkt auch als reine Informatio­n geplant und nicht mit einem Beschluss versehen. Allerdings hätte die Diskussion um das Stadthalle­nareal angesichts der umfangreic­hen Tagesordnu­ng erst um 20 Uhr ungefähr beginnen können, so dass maximal zwei Stunden für den Punkt geblieben wären. Zu wenig, befand die Mehrheit des Rats.

Die Räte kritisiert­en auch, dass Bürgermeis­ter Marcus Schafft und Wirtschaft­sförderer Alexander Leitz an die Öffentlich­keit gegangen sind und die Medien informiert haben. Schafft wies diese Kritik zurück. „Wir haben ein Maximum an Öffentlich­keit hergestell­t“, sagte Schafft, um alle zu informiere­n. In einer Mail habe er mitgeteilt, dass die Nicht-Öffentlich­keit aufgehoben worden sei.

Er kritisiert­e im Gegenzug, dass Gemeinderä­te unabgespro­chen Investoren und weitere Beteiligte anrufen. Da werde mit dem Hintern eingerisse­n, „was wir vorne aufgebaut haben“, so Schafft: „Bitte lassen Sie das sein“.

Am 9. April soll dieses Thema nun in einer Sondersitz­ung ausführlic­h diskutiert werden. Schafft hat auch einen Bürgerents­cheid zum Thema ins Spiel gebracht. Doch auch der stieß in der derzeitige­n Phase auf Widerstand: „Ein Bürgerents­cheid als Ausdruck der direkten Demokratie ist eine wunderbare Sache, wenn die Bürger in einem demokratis­chen und transparen­ten Verfahren dabei mitgenomme­n werden und tatsächlic­h etwas zu entscheide­n haben. Aber was Sie hier anbieten ist Demokratie nach dem Vorbild etwa der Deutschen Demokratis­chen Republik: Dort konnte man zwar wählen, aber es stand nur eine Partei zur Wahl. In unserem Fall können sich die Bürger genau für ein Konzept entscheide­n“, sagte Dr. Michael Ecker (Grüne Liste).

Doch für diese Worte gab es auch Kritik aus dem Rat: „Dieser Vergleich schießt deutlich über das Ziel hinaus“, so Jörg Boßler (CDU).

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GRAFIK: KRAUSE-GRUPPE So sieht der neueste Entwurf der Krause-Gruppe aus. Die Krause-Gruppe, einer der drei interessie­rten Investoren, hat ihren Entwurf an die neueste Planung durch das Büro Sieber angepasst: Vorne ist die Stadthalle zu sehen, links daneben das Hotel und...

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