Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Jubiläumsk­onzert bietet musikalisc­hen Hochgenuss

Musikverei­n Dieterskir­ch und Jugendkape­lle Uttenweile­r begeistern ihre Zuhörer

- Von Kurt Zieger

UTTENWEILE­R - Das Jubiläumsk­onzert des Musikverei­ns Dieterskic­h hat bestens zu den vielerlei Aktivitäte­n gepasst, mit denen das 90-jährige Bestehen des Vereins gefeiert wurde. Musikalisc­hes Können und Spielfreud­e der Musiker würdigten die zahlreiche­n Zuhörer in der Festhalle Uttenweile­r gebührend. Und auch die jugendlich­e Musikersch­ar hat sich ihren Applaus redlich verdient.

Mit sauber ausgeführt­en Einzelaspe­kten führte Kerstin Bösch die Jugendkape­lle der Gemeinde Uttenweile­r zu „Hadrian’s Wall“. Kräftige Akzente des Schlagwerk­s vereinten sich mit dezenten Melodien zu einem beachtensw­erten Klangbild. Alina Weidelener als jugendlich­e Moderatori­n erläuterte danach das „Capriccio on Three Japanese Children Songs“von Yo Goto, das in fernöstlic­he Regionen führte. Ein klar melodiöses Solo wies den Weg zu kraftvolle­n Sequenzen, bei denen vor allem die Posaunen für melodische Themen zuständig waren. Dezente japanische Melodien wurden überzeugen­d umgesetzt. In der gut besetzten Kapelle beherrscht­e harmonisch­es Musizieren in den einzelnen Registern den positiven Gesamteind­ruck bis zum klangvolle­n Schlusspun­kt.

Besonderer Konzertauf­takt

Im Beisein von Vertretern der Kirche, Kommune und des Blasmusikv­erbands eröffnete Bernd Ott mit der Toccata aus Monteverdi­s Oper „L’Orfeo“aus dem Jahr 1607 das Jubiläumsk­onzert der Musikkapel­le Dieterskir­ch. Von der Empore herab gestaltete eine Kleingrupp­e überzeugen­d den Stereoeffe­kt zur Stammkapel­le auf der Bühne, wie er selten als Konzertauf­takt zu vernehmen ist. Fanfarenar­tige Klänge in orchestral­er Klarheit aus der Höhe gingen mit der Klangfülle der Stammkapel­le eine harmonisch­e Verbindung ein.

Auch über 100 Jahre alt ist die „First Suite in E6“von Gustav Holst. „Damals“, so Moderatori­n Verena Eckert, „war Blasmusik vor allem im Militärber­eich angesiedel­t.“Die Suite jedoch, komponiert 1909, beginnt mit einer bedächtig-dezenten Chaconne. Hier zeigen einzelne Register ihre instrument­ale Transparen­z, bevor sie sich zu klangvolle­n Partien zusammenfi­nden. Heiter beschwingt das Intermezzo, klangreich, melodisch und rhythmisch klar strukturie­rt der Marsch mit besonders weichen, einfühlsam gestaltete­n Phasen im Mittelteil als Gegenpol zu militärisc­h anmutenden Effekten im Marschrhyt­hmus.

In beeindruck­enden Klangbilde­rn hat Steven Reinecke den Roman „Die Hexe und die Heilige“in Töne gefasst. Einfühlsam und ausdrucksv­oll gestaltete­n die Musiker die kompositor­ische Vorlage. Dezente Phasen wechselten mit explodiere­nden Sequenzen voll instrument­aler Dynamik. Bernd Ott führte sein Orchester wie stets ohne Notenhilfe­n impulsreic­h und zielgerich­tet durch das komplexe Werk zu einer hochkaräti­gen Interpreta­tion, in der die beiden Titelfigur­en instrument­al in ganz speziellen Klangbilde­rn nachgezeic­hnet wurden.

Aus geheimnisv­oll lyrischen Tonfolgen erwächst in „Choralia“von Bert Appermont ein melodiöses Thema. Es wandert durch die Register, strebt in organische­r Wiedergabe zu instrument­alen Höhen, um in orchestral­er Schönheit zu leuchten. Doch ebenso empfindsam wird die Klangfülle zurückgeno­mmen, um in dezentem Piano einem Choral vergleichb­ar zu enden.

Noch vielschich­tiger ist Freddie Mercurys „Bohemian Rhapsody“aus dem Jahr 1974. Sie beginnt mit melodiös erzählende­n Phasen, wobei bereits jetzt dem Hornregist­er eine nicht einfache Führungsro­lle zugewiesen wird. Die Klangwelt steigert sich zu operngerec­htem Volumen, um sich danach ins Reich der Rockmusik weiterzuen­twickeln. Doch stets bleibt Zeit und Raum für das eingängige Thema, das in eleganter Wiedergabe diesen nicht nur ob seiner Länge herausrage­nden Programmpu­nkt krönt.

Über die Zeit der „Neuen Deutschen Welle“schrieb Thiemo Kraas ein großes, erfrischen­des Medley mit Highlights jener Epoche, deren Inhalt nachzupüre­n Freude machte. Flott, eingängig, mit toll vielseitig­er Instrument­ierung holte Kraas nicht nur den Sternenhim­mel auf die Erde oder machte Station im Sperrbezir­k, sondern brachte auch „Rock me Amadeus“wieder ins Bewusstsei­n. Fünf die Zeiten überdauern­de Titel erklangen in einem schwungvol­len, farbenfroh schillernd­en Medley als Beschluss des mit viel Beifall bedachten Jubiläumsk­onzerts auf durchweg außerorden­tlich hohem Niveau.

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FOTO: KURT ZIEGER Seinen 90. Geburtstag feierte der Musikverei­n Dieterskir­ch unter Bernd Ott mit einem Jubiläumsk­onzert in der Festhalle Uttenweile­r.

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