Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ist Lina Hähnle die richtige Namensgeberin?
Zum Artikel über den Neubau des Pflegeheims in Bad Buchau („Viel Platz für die Pflege“, erschienen in der Schwäbischen Zeitung am Donnerstag, 22. März) erreicht uns folgender Leserbrief: Dem Bericht über den Neubau des Altenheims entnahm ich auch den Hinweis, dass unter anderem geplant sei, einen Teilkomplex des Neubaus nach Lina Hähnle zu benennen. Ich halte diese Namensgebung für zumindest anfechtbar und möchte die Frage stellen, ob nicht andere, positivere Namensgeber zur Verfügung stünden?
Lina Hähnle war zwar kein eingeschriebenes Mitglied der NSDAP, aber zahlreiche Quellenbelege deuten eindeutig darauf hin, dass sie den Machthabern nach 1933 zumindest sehr nahe stand. Sie war ja auch bis 1938 Vorsitzende des „Reichsbundes für Vogelschutz“, der aus dem von Hähnle gegründeten „Bund für Vogelschutz“hervorgegangen ist. Das konnte man nur, wenn man eine innere Nähe zum damaligen Regime hatte.
Schon 1934 hatte der Bund für Vogelschutz einen Passus in der Satzung, der bestimmte, dass nur „deutsche Staatsbürger und Menschen artverwandten Blutes“Mitglieder werden durften. Von Hähnle ist folgender Satz auf einer Mitgliederversammlung 1933 des Bundes für Vogelschutz überliefert, der zumindest bis heute nie offiziell, das heißt von Seiten historischer Forschung widerlegt wurde: „Ein sieghaftes ,Heil’ auf unseren Volkskanzler, der die Deutschen aus der Verbundenheit mit der Natur heraus gesunden lassen will.“
Ich würde mir wünschen, wenn die Verantwortlichen für die Namensgebung des neuen Hauses vielleicht ein bisschen mehr Sensibilität beweisen könnten.
Übrigens nur am Rande: Es zeigt sich hier mal wieder, wie Naturschutz und politischer Romantizismus eine sehr unselige Verbindung eingegangen sind, die durchaus bis heute anhält. Man soll nicht unterschätzen, dass auch bei der Gründung der Grünen Ende der 70er-Jahre einige unselige Personen mit dabei waren, die eine große Nähe zu früherem NS-Gedankengut hatten. Dr. Georg Bitter
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