Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Karlsruhe will im April über Fixerstube entscheide­n

Drogenkons­umraum wäre der erste in Baden-Württember­g – CDU-Ministerie­n zurückhalt­end

- Von Susanne Kupke

KARLSRUHE (lsw) - Der Karlsruher Gemeindera­t wird voraussich­tlich am 24. April über den landesweit ersten Drogenkons­umraum beraten. Oberbürger­meister Frank Mentrup (SPD) möchte in seiner Stadt eine Anlaufstel­le schaffen, in der schwerst Drogenabhä­ngige mitgebrach­te Drogen wie Heroin und Kokain unter hygienisch­en Bedingunge­n einnehmen können.

Stimmt der Gemeindera­t zu, will Mentrup beim Land Druck machen: Angesichts von mehr Drogentote­n, Belastunge­n durch Junkies auf der Straße und guten Erfahrunge­n andernorts müsse sich die CDU bewegen. „Sie würde sich sonst den Vorwurf einhandeln, Überlebens­hilfe für Schwerstkr­anke zu verweigern“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Für einen Drogenkons­umraum – auch „Fixerstube“genannt – muss das Land die rechtliche Grundlage per Verordnung schaffen. Doch die Einrichtun­g ist innerhalb der grünschwar­zen Landesregi­erung umstritten. Während Sozialmini­ster Manne Lucha (Grüne) das Vorhaben unterstütz­t, hat das CDU-geführte Innenminis­terium dem Vernehmen nach Bedenken, etwa wegen eines möglichen „Drogentour­ismus“. Auch im CDU-Justizmini­sterium ist man abwartend: Man befinde sich in Abstimmung. Bei einem positiven Bescheid aus Stuttgart könnte der Karlsruher Drogenkons­umraum 2019 an den Start gehen. Bundesweit gibt es schon zwei Dutzend Drogenkons­umräume.

FDP kritisiert die Union

Aus Sicht der FDP muss die CDU in der Drogenhilf­e „endlich aus dem Bremserhäu­schen“kommen. „Es nützt nichts, die Augen vor der Realität zu schließen“, betonte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der FDP-Landtagsfr­aktion, Jochen Haußmann. Es gehe um Hilfen für Schwerstab­hängige und auch um ein Stück Prävention.

Im Zentrum der Aufmerksam­keit steht der Karlsruher Werderplat­z. Er ist seit geraumer Zeit Drogen- und Trinkertre­ff. Bis zu 60 Drogen- und Alkoholsüc­htige versammeln sich bisweilen dort. Ihre Zahl soll sich in den vergangene­n Jahren fast verdreifac­ht haben. Anwohner und Geschäftsl­eute drängen auf Hilfe: Sie fühlen sich nicht mehr wohl – und auch nicht mehr sicher.

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FOTO: DPA Drogenkons­umraum in Hamburg: Im Südwesten gibt es solche Einrichtun­gen bislang nicht.

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