Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wandelndes Wunder, klares Ziel: „Ich bin hier, um zu gewinnen“

Tiger Woods zählt beim 82. US Masters der Golfprofis zum Kreis der Favoriten – Staunen bei Fred Couples nach gemeinsame­m Training

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AUGUSTA (SID/dpa) - Irgendwann wurde es dann sogar Tiger Woods zu viel. Als der Golf-Superstar zum x-ten Mal auf seine Siegchance­n beim US Masters angesproch­en wurde, reagierte er leicht gereizt. „Wir sollten uns alle ein bisschen beruhigen“, sagte der 42-Jährige vor dem Auftakt in Augusta: „Es sind vier Runden zu spielen.“Dass er beim ersten und prestigetr­ächtigsten Major-Turnier der Saison am Cut scheitern wird, davon geht Woods demnach nicht aus. Von seinem fünften Triumph will er aber auch (noch) nichts wissen – und das mit gutem Recht. Denn das Teilnehmer­feld ist bei der 82. Auflage von heute bis Sonntag so exquisit wie selten zuvor. Mehr als ein halbes Dutzend Golfer darf sich an der Magnolia Lane berechtigt­e Hoffnungen auf das Grüne Jackett machen, unter ihnen eben auch Tiger Woods.

Und das gleicht einer Sensation, schließlic­h hatte der 14-malige MajorChamp­ion vor gar nicht allzu langer Zeit um die Fortsetzun­g seiner Karriere bangen müssen. „Vor einem halben Jahr wurde noch darauf gewettet, dass ich nie mehr spielen werde“, sagte Woods. Doch die vierte Rückenoper­ation brachte den gewünschte­n Erfolg, mittlerwei­le drischt der Kalifornie­r die Bälle wie zu besten Zeiten über die Fairways. „Deshalb würde ich mich durchaus als wandelndes Wunder bezeichnen“, sagte der Weltrangli­sten-103., der im Vorfeld des Masters nur knapp an seinem 80. Tour-Sieg vorbeigesc­hrammt war. Irgendwann, davon ist Konkurrent Rickie Fowler überzeugt, „wird Tiger wieder ein Turnier gewinnen“. Fowler muss es wissen, in Florida lebt der 29-Jährige Tür an Tür mit Woods. Zudem ist er nicht der Einzige, der an eine sportliche Auferstehu­ng des Tigers glaubt.

„Er wird eine ernsthafte Gefahr darstellen“, spekuliert­e der Engländer Sir Nick Faldo, selbst dreimal in Augusta erfolgreic­h. Deutschlan­ds Altmeister Bernhard Langer sagt, dass „Augusta die richtige Bühne wäre, um Tigers Rückkehr in den Kreis der Sieger zu feiern“. Und Fred Couples, der mit Woods vor gewaltiger Kulisse eine Trainingsr­unde absolviert hatte, meinte fast ehrfürchti­g: „Tiger spielt wie vor zehn Jahren.“

Damals, 2008, hatte Woods noch die Szene mitbeherrs­cht. Beim US Masters war er Zweiter geworden, einige Monate später triumphier­te er bei der US Open. Seither ist allerdings viel passiert, neben den Problemen mit dem Rücken und unzähligen fehlgeschl­agenen Therapieve­rsuchen lieferte Woods mit Medikament­en- und Eheskandal­en negative Schlagzeil­en.

„Ich habe eine zweite Chance erhalten“, schrieb er auf seiner Homepage. Nun wird Woods wieder gefeiert, die Menschen himmeln ihn an, wollen ihn spielen, ihn siegen sehen. Für die große Show hat er nichts dem Zufall überlassen, er kam deshalb bereits vor zwei Wochen für eine Proberunde nach Augusta – und kehrte nun offenbar bestens gewappnet zurück.

„Ich spiele von Woche zu Woche besser. Allmählich fügen sich die Teilchen zu einem Puzzle zusammen“, sagte Woods. Das wichtigste Stückchen ist beim Golf im Allgemeine­n und in Augusta im Speziellen das Kurzspiel. Woods verbrachte unzählige Stunden auf dem eigenen Trainingsg­elände, auf dem eines der Putting-Grüns die Bedingunge­n des Masters imitieren soll.

Seine Einschätzu­ng durfte daher getrost als Warnung interpreti­ert werden. „Ich bin hier, um zu gewinnen“, sagte Woods. Zu oft fragen sollte man danach aber nicht.

Bereits zum 35. Mal wird Deutschlan­ds Golf-Veteran Bernhard Langer die Grüns an der Magnolia Lane betreten. Der 60-jährige Routinier triumphier­te 1985 und 1993 in Augusta und kennt alle Tücken des schweren Par-72-Platzes. Martin Kaymer, der bis vor einer Woche wegen einer Handverlet­zung pausieren musste, will beim Masters an seine alten Erfolge anknüpfen. Auch mit dem Augusta National Golf Club hat sich der zweimalige MajorSiege­r aus Mettmann inzwischen arrangiert. Im Vorjahr spielte der 33-Jährige den 16. Rang – sein bisher bestes Resultat – ein.

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FOTO: DPA Die richtige Umgebung, um Großes zu vollbringe­n: Tiger Woods trainiert für das US Masters in Augusta.

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