Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ertingerin aktiv und live bei Instagram
Nadine Reuters Follower lieben Comedy und ganz normalen Alltagswahnsinn
Nadine Reuters Follower lieben Comedy und ganz normalen Alltagswahnsinn.
ERTINGEN - Schwätzen, das kann sie. Posten auch. Nadine Reuter aus Ertingen liebt ihr „Onlinetagebuch“– wie sie es selbst nennt – auf der Social-Media-App Instagram. Seit fünf Jahren zeigt sie Fotos aus der „Zentrale des ganz normalen Alltagswahnsinns“. Ihr Account ist mit fast 1100 Abonnenten, gemessen an den Großen eher klein. Fans hat die Instagramerin deshalb, weil sie unter den Fotos amüsant bis sehr amüsant berichtet. Und sie getraut sich, auch „live“zu gehen. Auf ihre Livebeiträge und Instastorys wartet täglich eine Fangemeinde, oft schon früh morgens.
Unter „nuxi_nuxi“findet man sie. Bewundern kann man dort Fotos der kreativen Resultate ihrer vielen Hobbys und Alltagserlebnisse. Nadine Reuter, genannt Nuxi oder Nux, näht, häkelt, bastelt, bäckt viel, sehr viel. Nebenbei ist sie auch noch eine berufstätige Mutter. Auch im Alter von 42 Jahren steckt noch ein wenig Pippi Langstrumpf in ihr, gerne hätte sie eine Villa Kunterbunt oder ein bei Insta gefragtes „Mousley Manor“.
„Ich habe hier viele Frauen kennengelernt, sofern man online von Kennen sprechen kann“, sagt sie. Unter ihren Bildern kommen oft alltägliche Begebenheiten zur Sprache. Witzig und charmant erzählt sie, was ihr gerade so einfällt, macht dann ein Thema daraus. Nicht zu kurz kommt dabei ihr Gatte, den sie bei Insta feurig „Joaquin“nennt. Auch im realen Leben ist Nadine Reuter kommunikativ, laut und witzig. „Es wird viel gelacht, auf meinem Friede-FreudeEierkuchen-Account.“
Beschimpfungen und Beleidigungen sind in der Anonymität von Internetplattformen nichts Ungewöhnliches. Damit habe sie keine Probleme, sie bekomme sogar echte Geschenke, darunter auch liebevoll Selbstgemachtes, etwa vier Schneekugeln in einer Woche. „Nun komme ich zu nichts Sinnvollem mehr, da ich die ganze Zeit verliebt diese Schneekugeln angucken muss“, sagt sie lachend.
Die Sammlerin und Bastlerin ist keine Instagramerin, die Produkte zeigt, um als moderne „Influencerin“(das ist Internetjargon und meint eine Person, die Leute beeinflusst, ein Produkt zu kaufen) zu agieren. Es muss auch nicht alles perfekt sein. Das Gegenteil liebt sie, sie zeigt sich und auch ihre Umgebung sehr ehrlich. „Ich möchte nicht die perfekte Seite des Lebens mitteilen, sondern authentisch rüber kommen.“Ihr Alter Ego, der Nux, sei auch mal schusselig, müde oder ungeschminkt. Die Frisur sitzt nicht, der Wäscheberg mag nicht gebügelt werden oder es wird schief gehäkelt. Nux monologisiert sogar vom Krankenlager aus, mit Gips nach einem Treppensturz und Dackelhündin auf dem Sofa ruhend.
Eine „Hobbykomödiantin“
Von etwa 20 bis 30 Prozent ihrer Abonnenten bekommt sie täglich ein Feedback, sprich Kommentare, Likes und auch private Mails. Es gebe aber auch Grenzen. „Manchmal muss ich mich zwingen, etwas nicht zu zeigen. Tabu sind Fotos von meiner Familie. Ich halte nur den eigenen Kopf hin. Auch im Urlaub bin ich etwas weniger online“, berichtet die „Hobbykomödiantin“. Ja, Comedian hätte sie werden sollen, das haben ihr Freunde und Bekannte schon mehr als einmal ans Herz gelegt.
Leider habe sie erst eine ihrer Followerinnen persönlich getroffen, auf dem Riedlinger Flohmarkt. Nadine Reuter ist Jägerin und Sammlerin und bekennende Nostalgieverehrerin. Sie mag es, dass Instagram es einem ermöglicht, auf der ganzen Welt bei Leuten „in die Wohnzimmer zu schauen“. Einen „erfolgreichen Instagramaccount“das möchte sie gar nicht, Tipps wie man ihn aufbaut, ignoriert sie. Sie liebt einfach den Austausch, ob es um Bücher, Hobbys, Alltägliches geht. Nimmt sich aber auch mal eine Auszeit und setzt sich nicht unter Druck. Dann postet sie einfach: „Leute ich habe heute keine Zeit“, und die Fangemeinde akzeptiert das.