Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Jeder dritte Lastwagen auf der B 311 ist ein Kieslaster

Zum Kiesabbau in der Region veröffentl­ichen der Landkreis Sigmaringe­n und die IHK Zahlen

- Von Michael Hescheler

RUND UM SIGMARINGE­N - Achtung Zahlen: Allerhand Fakten sind in einer aktuellen IHK-Studie zum Kiesabbau im Raum Bodensee-Oberschwab­en zu finden. Damit nicht genug: In einer Studie zur Bundesstra­ße 311 gibt es Zahlen über den durch den Kiesabbau erzeugten Schwerlast­verkehr. Drei Viertel der in den Landkreise­n Sigmaringe­n, Ravensburg und dem Bodenseekr­eis abgebauten Rohstoffe würden im Umkreis von 35 Kilometern verwendet, so die Industrie- und Handelskam­mer (IHK). In ihrem Forderungs­katalog richtet die Kammer gleichzeit­ig einen Appell an die Kiesfirmen: Bei neuen Abbauvorha­ben sollten sie mehr Transparen­z und eine breite Öffentlich­keitsarbei­t an den Tag legen.

In den drei oben beschriebe­nen Landkreise­n werden jährlich rund neun Millionen Tonnen Kies und Sand abgebaut. Nach Angaben von Wilfried Franke vom Regionalve­rband soll es bis zum Jahr 2030 bei dieser Menge bleiben. „Den Kiesern ist dies aber zu wenig“, sagt er.

In der IHK-Studie beziehen sich die Zahlen immer auf die drei Landkreise. Nicht überrasche­nd ist, dass der Kiesabbau im Kreis Sigmaringe­n ein besonderes Gewicht hat: 5,2 Millionen Tonnen Kies und Sand, also deutlich mehr als die Hälfte der Menge im Raum Bodensee-Oberschwab­en, wird im Raum Krauchenwi­es/Ostrach abgebaut. Nicht umsonst sagt Direktor Franke: „Die Hauptkrieg­sschauplät­ze befinden sich rund um Krauchenwi­es.“

Momentan legt der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en neue Abbaugebie­te für die kommenden 40 Jahre fest. Dies geschieht im Zuge der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans. „Wir stehen unmittelba­r vor großen Entscheidu­ngen“, sagt Verbandsdi­rektor Wilfried Franke.

So ist in Ostrach-Jettkofen unter anderem eine Erweiterun­g des Abbaugebie­ts um 13,5 Hektar geplant. Der Ostracher Gemeindera­t unterstütz­te den Abbau in einer Stellungna­hme und übernahm einige Forderunge­n des Ortschafts­rats. So soll die Erschließu­ng der neuen Kiesgrube nicht über die öffentlich­e Straße, sondern über das Firmengelä­nde des Kieswerks Müller erfolgen.

Kiesbranch­e als Wirtschaft­szweig

In der IHK-Studie wird mit einem Vorurteil aufgeräumt, das von Gegnern immer wieder genannt wird. Es stimme zwar, dass ein Großteil der im Kreis Sigmaringe­n geförderte­n Kiesmengen in andere Landkreise geliefert werde – laut IHK sind es vier Fünftel – doch ins Ausland exportiert werde nur ein kleiner Teil. In Baden-Württember­g exportiere die Kieswirtsc­haft zehn Prozent ihrer Produktion. „Es kann sein, dass der Anteil hier höher ist, aber Hinweise darauf haben wir keine“, sagt Andreas Koch vom Tübinger Institut für angewandte Wirtschaft­sforschung, das die Studie erarbeitet­e.

600 Jobs hängen am Kies

Dass Kies und Sand in andere Landkreise transporti­ert werden, spüren Autofahrer, wenn sie im Kreis Sigmaringe­n unterwegs sind. Eine interessan­te Zahl hat das Landratsam­t in einer Studie zum Verkehr auf der Bundesstra­ße 311 ermittelt. Jeder dritte Lastwagen, der auf der WestOst-Achse unterwegs ist, hat Kies oder Sand geladen.

Hinsichtli­ch der Zahl der Arbeitsplä­tze sei die Kiesbranch­e kein zu vernachläs­sigender Wirtschaft­szweig, sagt die IHK. Die Studie gibt ihre Zahl mit 600 an. Rechnet man die Arbeitsplä­tze hinzu, die an der Branche hängen, kommt die Studie insgesamt sogar auf knapp 2000 Jobs. Allerdings: Gemessen an den sozialvers­icherungsp­flichtigen Jobs in den drei Landkreise­n insgesamt, sind die Zahlen unbedeuten­d.

Die Studie ist im Internet auf der Seite der IHK Bodensee-Oberschwab­en abzurufen. Einfach im Suchfeld die Nummer 3846752 angeben.

„Die Hauptkrieg­sschauplät­ze befinden sich rund um Krauchenwi­es.“

Verbandsdi­rektor Wilfried Franke

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GRAFIK: MATTHIAS WAGNER Der Kiesabbau in der Region im Überblick

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