Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Jeder dritte Lastwagen auf der B 311 ist ein Kieslaster
Zum Kiesabbau in der Region veröffentlichen der Landkreis Sigmaringen und die IHK Zahlen
RUND UM SIGMARINGEN - Achtung Zahlen: Allerhand Fakten sind in einer aktuellen IHK-Studie zum Kiesabbau im Raum Bodensee-Oberschwaben zu finden. Damit nicht genug: In einer Studie zur Bundesstraße 311 gibt es Zahlen über den durch den Kiesabbau erzeugten Schwerlastverkehr. Drei Viertel der in den Landkreisen Sigmaringen, Ravensburg und dem Bodenseekreis abgebauten Rohstoffe würden im Umkreis von 35 Kilometern verwendet, so die Industrie- und Handelskammer (IHK). In ihrem Forderungskatalog richtet die Kammer gleichzeitig einen Appell an die Kiesfirmen: Bei neuen Abbauvorhaben sollten sie mehr Transparenz und eine breite Öffentlichkeitsarbeit an den Tag legen.
In den drei oben beschriebenen Landkreisen werden jährlich rund neun Millionen Tonnen Kies und Sand abgebaut. Nach Angaben von Wilfried Franke vom Regionalverband soll es bis zum Jahr 2030 bei dieser Menge bleiben. „Den Kiesern ist dies aber zu wenig“, sagt er.
In der IHK-Studie beziehen sich die Zahlen immer auf die drei Landkreise. Nicht überraschend ist, dass der Kiesabbau im Kreis Sigmaringen ein besonderes Gewicht hat: 5,2 Millionen Tonnen Kies und Sand, also deutlich mehr als die Hälfte der Menge im Raum Bodensee-Oberschwaben, wird im Raum Krauchenwies/Ostrach abgebaut. Nicht umsonst sagt Direktor Franke: „Die Hauptkriegsschauplätze befinden sich rund um Krauchenwies.“
Momentan legt der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben neue Abbaugebiete für die kommenden 40 Jahre fest. Dies geschieht im Zuge der Fortschreibung des Regionalplans. „Wir stehen unmittelbar vor großen Entscheidungen“, sagt Verbandsdirektor Wilfried Franke.
So ist in Ostrach-Jettkofen unter anderem eine Erweiterung des Abbaugebiets um 13,5 Hektar geplant. Der Ostracher Gemeinderat unterstützte den Abbau in einer Stellungnahme und übernahm einige Forderungen des Ortschaftsrats. So soll die Erschließung der neuen Kiesgrube nicht über die öffentliche Straße, sondern über das Firmengelände des Kieswerks Müller erfolgen.
Kiesbranche als Wirtschaftszweig
In der IHK-Studie wird mit einem Vorurteil aufgeräumt, das von Gegnern immer wieder genannt wird. Es stimme zwar, dass ein Großteil der im Kreis Sigmaringen geförderten Kiesmengen in andere Landkreise geliefert werde – laut IHK sind es vier Fünftel – doch ins Ausland exportiert werde nur ein kleiner Teil. In Baden-Württemberg exportiere die Kieswirtschaft zehn Prozent ihrer Produktion. „Es kann sein, dass der Anteil hier höher ist, aber Hinweise darauf haben wir keine“, sagt Andreas Koch vom Tübinger Institut für angewandte Wirtschaftsforschung, das die Studie erarbeitete.
600 Jobs hängen am Kies
Dass Kies und Sand in andere Landkreise transportiert werden, spüren Autofahrer, wenn sie im Kreis Sigmaringen unterwegs sind. Eine interessante Zahl hat das Landratsamt in einer Studie zum Verkehr auf der Bundesstraße 311 ermittelt. Jeder dritte Lastwagen, der auf der WestOst-Achse unterwegs ist, hat Kies oder Sand geladen.
Hinsichtlich der Zahl der Arbeitsplätze sei die Kiesbranche kein zu vernachlässigender Wirtschaftszweig, sagt die IHK. Die Studie gibt ihre Zahl mit 600 an. Rechnet man die Arbeitsplätze hinzu, die an der Branche hängen, kommt die Studie insgesamt sogar auf knapp 2000 Jobs. Allerdings: Gemessen an den sozialversicherungspflichtigen Jobs in den drei Landkreisen insgesamt, sind die Zahlen unbedeutend.
Die Studie ist im Internet auf der Seite der IHK Bodensee-Oberschwaben abzurufen. Einfach im Suchfeld die Nummer 3846752 angeben.
„Die Hauptkriegsschauplätze befinden sich rund um Krauchenwies.“
Verbandsdirektor Wilfried Franke