Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Drei Maler aus einer dynamische­n Zeit

Ausstellun­g im Spital: Maria Caspar-Filser, Alfred Mendler, Albert Burkart

- Von Eva Winkhart

RIEDLINGEN - Drei bildenden Künstlern ist die aktuelle Ausstellun­g „Drei Maler eine Zeit“in der Städtische­n Galerie Spital zum Heiligen Geist am Wochenmark­t gewidmet: Maria Caspar-Filser (1878 bis 1968), Alfred Mendler (1879 bis 1955), Albert Burkart (1898 bis 1982). Alle drei sind in Riedlingen geboren und als Maler bekannt geworden.

Zur Vernissage am Freitagabe­nd in der ehemaligen Kapelle des Spitals waren die Besucher zahlreich erschienen; auch mehrere Nachkommen Albert Burkarts saßen im Publikum. Mit den Lebensläuf­en der drei Persönlich­keiten machte Museumslei­ter und Vorsitzend­er des Altertumsv­ereins Winfried Aßfalg die Zuhörer bekannt; Dr. Uwe Degreif, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r am Braith-Mali-Museum in Biberach, betrachtet­e die drei aus kunsthisto­rischer Sicht.

Zwei Männer und eine Frau stünden heute im Mittelpunk­t des Abends, sagte Aßfalg. Im Vorfeld habe die exakte Formulieru­ng eine Rolle gespielt: Wie sollte der Titel der Ausstellun­g lauten? „Eine Malerin und zwei Maler – eine Zeit“hätte den Rahmen des Plakates gesprengt. Daher sei es bei der allgemein gültigen, einheitlic­hen, neutralen Form „Maler“geblieben. Und die Geschlecht­erfrage spiele nur insofern hier eine Rolle, als „Maria Caspar-Filser 1925 als erste deutsche Malerin den Titel Professori­n erhielt“, so Aßfalg. Sie war dann im Dritten Reich als „entartet“eingestuft worden, hatte 1952 den Oberschwäb­ischen Kunstpreis erhalten. Ihr Todestag jährte sich in diesem Februar zum 50. Mal; auch das ein Grund für ihre Würdigung hier.

Von Alfred Mendler, ein Jahr nach Caspar-Filser in Riedlingen geboren und eigentlich Facharzt für Orthopädie mit eigener Klinik in Ulm, hatte das Museum vor Kurzem „eine stattliche Anzahl Bilder“erhalten. Mendler, Autodidakt als Maler, sei ein Original gewesen und habe seine Patienten gerne gemalt – neben Landschaft­en und Stillleben. Selbst ein Werk des 19-Jährigen, eine detaillier­te Stadtansic­ht Riedlingen­s mit Donau und Wehr, ist in der Ausstellun­g zu sehen.

Und Albert Burkart sei Riedlingen verbunden auch durch den SchülerWet­tbewerb der Burkart-Stiftung, der in diesem Jahr zum zehnten Mal ausgeschri­eben werde. Zahlreiche Werke von ihm sind in Riedlingen präsent: in der Stadtpfarr­kirche, der Weilerkape­lle, der Kapelle St. Gerhard und den Glasfenste­rn in der Galerie. Weltweit bekannt – „in Korea wie in Südamerika oder Grönland“, so Aßfalg – sei Burkart durch seine Illustrati­onen des Deutschen Einheitska­techismus. In ihrer Geburtssta­dt mit einem Straßennam­en gewürdigt wurden inzwischen alle drei Künstler, sagte Aßfalg: Mendler in der Grüninger Siedlung, Caspar-Filser und Burkart im Wohngebiet „Auf der Klinge“.

Farblich große Unterschie­de

In seinen Ausführung­en zur Kunst des Trios legte Laudator Uwe Degreif den Schwerpunk­t auf deren Farben, neben ihrer kunstgesch­ichtlichen Einordnung. In ihrem Malen zu verschiede­nen Zeiten ausgebilde­t und geprägt, seien sie in eine Epoche mit viel Dynamik geraten. Vom Realismus über Impression­ismus und Expression­ismus bis zur Neuen Sachlichke­it entwickelt­en sich die Stilrichtu­ngen – auch die der drei bei der Vernissage vorgestell­ten Maler, beim einen mehr, beim anderen weniger.

Die Formen der bildnerisc­hen Veränderun­gen erklärte Degreif am Merkmal der verwendete­n Farben und untermauer­te seine Darlegunge­n an Beispielen: „Bei den Farben sind die Unterschie­de der drei Künstler groß.“Auch der Schritt, die Ateliers zu verlassen und im Freien zu malen, habe vieles verändert. Er gab den Zuhörern zahlreiche Anregungen für das anschließe­nde Betrachten der Bilder.

Einen „hoch interessan­ten Abend“hatte die zweite Vorsitzend­e des Altertumsv­ereins Dr. Christa Enderle in ihrer Begrüßung versproche­n: „Lassen Sie sich berühren.“Und Bürgermeis­ter Marcus Schafft spannte den Bogen am Tag der Inbetriebn­ahme des neuen Grabensteg­s zur Vernissage im realen wie im übertragen­den Sinne: Die neue Brücke vor der Galerie führe zu den Ausführung­en des Laudators als Brücke zum Verständni­s der Werke in der Galerie.

Die zehnjährig­e Melanie Weißenberg aus Riedlingen umrahmte die Reden, Grußworte und Vorträge mit ihrem Spiel auf dem Hammerflüg­el. Drei Stücke von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven hatte sie dazu mit ihrer Lehrerin Anita Bender aus Biberach eingeübt. Den Hammerflüg­el schätze sie wegen seines Klanges, sagte Melanie. Schwierige­r zu spielen? „Nee, schöner!“Temporeich, nahezu auswendig präsentier­te sie ihren Vortrag und hatte sogar Zeit und Nerven für ein kurzes Lächeln über eine besonders gelungene Stelle. Großer Applaus belohnte sie.

 ?? FOTO: EVA WINKHART ?? Kunsthisto­riker Dr. Uwe Degreif macht die Zuschauer aufmerksam auf Details im Bild des jungen Alfred Mendler aufmerksam.
FOTO: EVA WINKHART Kunsthisto­riker Dr. Uwe Degreif macht die Zuschauer aufmerksam auf Details im Bild des jungen Alfred Mendler aufmerksam.

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