Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Panne bringt Schulen nicht aus Konzept

Verschiebu­ng des Deutschter­mins für den Realschula­bschluss erfordert jedoch Mehraufwan­d

- Von Berthold Rueß und Annette Grüninger

Verschiebu­ng der Deutsch-Prüfung erfordert aber Mehraufwan­d.

RIEDLINGEN/REGION - War es Absicht oder Schlampere­i? Weil an einer Schule in Bad Urach vorzeitig ein Umschlag mit Prüfungsau­fgaben geöffnet wurde, muss die Deutschprü­fung für alle Realschüle­r in BadenWürtt­emberg kurzfristi­g verschoben werden: vom 18. auf den 27. April. Das hat weitreiche­nde Folgen – auch für die Schulen in der Region. Werner Rieber, Leiter der Geschwiste­r-Scholl-Realschule in

Riedlingen, trägt die Panne mit Fassung: „Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler.“In seiner 35-jährigen Laufbahn sei ihm aber so ein Fall noch nicht untergekom­men. Betroffen sind an seiner Schule 93 Schülerinn­en und Schüler, die jetzt ihre Deutschprü­fung neun Tage später machen müssen. Das sei in diesem Jahr sogar ein quantitati­v schwacher Jahrgang. Von den Eltern habe es noch keine Reaktionen gegeben, „aber die Kinder ärgern sich.“Ärgerlich ist es aber auch für die Schule. Die Aufsichtsp­läne für die Prüfung müssen neu aufgestell­t werden. Außerdem gilt es, den Zeitplan für die Zweitkorre­ktur einzuhalte­n: „Das wird enger.“

„Kurz vor der Landesscha­u“am Montagaben­d hat Martin Romer, Leiter der Joseph-Christian-Gemeinscha­ftsschule in Riedlingen, per EMail die Nachricht von der Panne erreicht. Er sei aufgeforde­rt worden, die vorliegend­en Deutschauf­gaben am 25. April im Schulamt Biberach abzugeben – und zwar versiegelt. Was Romer ein wenig schade findet: „Es wäre nicht uninteress­ant gewesen.“Gleichzeit­ig soll er die neuen Prüfungsau­fgaben in Empfang nehmen. Das Procedere sei dabei sehr streng: Er müsse persönlich im Schulamt vorstellig werden oder eine autorisier­te Person entsenden. Und es gebe die klare Anweisung, die versiegelt­en Pakete mit den neuen Prüfungsau­fgaben direkt zur Schule zu bringen und im Tresor zu verwahren. Früher sei das lockerer gehandhabt worden: Da habe schon mal ein Kollege die Aufgaben auf der Heimfahrt abgeholt und am nächsten Tag mitgebrach­t.

Betroffen ist an Romers Schule rund ein Dutzend Prüflinge. Es ist hier der allererste Abschlussj­ahrgang für die Realschulp­rüfung. Die Verlegung des Deutschtes­ts sei „schulorgan­isatorisch nicht tragisch“. Am 18. April finde jetzt regulärer Unterricht statt, und am 27. April seien keine außerschul­ischen Veranstalt­ungen geplant. „Das ist nix, was den Plan durcheinan­derwirft.“Man müsse sich eben absprechen, wann die Zweitkorre­kturen vorliegen müssen. Ein vergleichb­arer Fall ist Romer aus dem Hauptoder Realschulb­ereich nicht bekannt. In Erinnerung ist ihm nur der Vorfall voriges Jahr an einem Stuttgarte­r Gymnasium, wo der Schultreso­r geknackt worden ist. Damals mussten die Mathe- und Englischau­fgaben für das Abi getauscht werden, wofür es einen Pool gibt. Das Abi selbst konnte wie geplant stattfinde­n.

Rund 60 Kilometer sind es von der Münstersch­ule Zwiefalten bis zum Oberschula­mt in Tübingen. Monika Meng-Schwaibold muss nun diese Strecke erneut auf sich nehmen, um die neuen Prüfungsau­fgaben für die Abschlussp­rüfung in Deutsch zu besorgen. „Für uns bedeutet das Mehrarbeit“, sagt die Konrektori­n der Münstersch­ule und zählt auf, was es jetzt alles zu organisier­en gilt: Ein neuer Vertretung­splan muss erstellt, die Zweitkorre­kturen der Lehrer aus anderen Schulen neu geplant werden. Für die Korrekture­n bleibe zudem weniger Zeit, da den Schülern ein Mindestzei­traum zustehe, um sich auf die mündliche Prüfungen vorbereite­n zu können. Mit Deutsch habe es denn auch „ausgerechn­et die Prüfung, die am aufwendigs­ten zu korrigiere­n ist“, getroffen, meint Meng-Schwaibold.

Im Blick hat die Konrektori­n aber vor allem ihre 25 Abschlusss­chüler: „Die waren natürlich enttäuscht“, berichtet sie von der Reaktion, als sie den verschoben­en Prüfungste­rmin bekanntgeg­eben habe. Schließlic­h bereiten sich die Zehntkläss­ler schon seit Monaten auf die Prüfung vor und wollen es nun endlich hinter sich bringen. „Für die Schüler ist das eine nervliche Anspannung“, weiß Meng-Schwaibold. Nun beginnen die Abschlussp­rüfungen ausgerechn­et mit Mathematik, für etliche Schüler ein Angstfach.

Albrecht Binder von der JakobEmele-Realschule in Bad Schussenri­ed dagegen hat auch andere Reaktionen wahrgenomm­en. Der Schulleite­r hat in der ersten Stunde gleich alle drei Abschlussk­lassen über den verschoben­en Prüfungste­rmin informiert. Einige der 61 Schüler seien frustriert gewesen, andere freuten sich über die zusätzlich­en Lerntage für die Matheprüfu­ng. „Die meisten waren entspannt“, sagt Binder. „Wir haben uns aber auch darum bemüht, den Ball flach zu halten.“

Hinter den Kulissen dagegen war auch an der Jakob-Emele-Realschule einiges los. „Das hat uns am Vormittag schon auf Trab gehalten, weil wir unsere Pläne völlig umwerfen mussten“, sagt Binder. Immerhin: Die Schussenri­eder Stadthalle, in der alle drei Abschlussk­lassen ihre Prüfung schreiben, stehe auch am 27. April der Schule zur Verfügung. Hätte man auf eine andere Lokalität ausweichen müssen, wäre es bitter geworden, meint Binder. Zudem mussten die Schussenri­eder weder ihre pädagogisc­hen Tage noch eine Abschlussf­ahrt umplanen wie dies bei anderen Schulen im Land der Fall war. Dennoch, findet Binder: „Es ist ärgerlich – weil es einfach unnötig ist.“

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FOTO: BRUNO JUNGWIRTH
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FOTO: BRUNO JUNGWIRTH An den Realschule­n wird zurzeit auch geprüft, wie schnell die Aufsichtsp­läne umorganisi­ert werden können.

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