Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„... bis wir uns wiedersehe­n“

Eltern, die ein Kind verloren haben, gestaltet am Freitag einen offenen Gedenkgott­esdienst

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Unter dem Gedanken „Dein Licht erhellt uns bis wir uns wiedersehe­n“gestaltet die Selbsthilf­egruppe Lichtblick mit Pfarrer Walter Stegmann einen Gedenkgott­esdienst, bei dem in besonderer Weise an verstorben­e Kinder gedacht und erinnert wird. Eingeladen sind alle Eltern, Geschwiste­r, Großeltern, Freunde und Bezugspers­onen die ein Kind verloren haben, auch wenn der Tod schon einige Jahre zurücklieg­t. Herzlich eingeladen sind auch alle, die Anteil nehmen möchten. Der Gottesdien­st findet am Freitag, 20. April, um 19 Uhr in der Kapuzinerk­irche in Riedlingen statt. „Dazu sind alle eingeladen, die teilnehmen möchte, die selbst um jemanden trauern“, sagt Susanne Mayr.

Arno Mayr aus Unlingen und Sandra Schmid aus Bingen haben im Oktober 2016 die Selbsthilf­egruppe „Lichtblick“gegründet, um Eltern, die ein Kind verloren haben, eine Möglichkei­t des Austauschs mit anderen zu geben. Seither kommen betroffene Eltern aus den Raumschaft Riedlingen, Sigmaringe­n und Bad Saulgau regelmäßig zusammen, um über ihre Trauer, ihren Verlust, ihre momentane Situation zu sprechen. Die Gruppe sei ein Ort, wo man nach solch einer Erfahrung offen reden kann, sagen Arno und Susanne Mayr, die bei einem Autounfall einen Sohn verloren haben. „Das ist oft noch ein Tabu“, geben sie ihre Erfahrung und auch die anderer betroffene­r Eltern weiter. Das Umfeld weiß nicht immer, wie es darauf reagieren kann und soll.

Im Kreis der Selbsthilf­egruppe „Lichtblick“ist der Umgang freier, lockerer. „Wir wollen darüber reden, weil wir unser Kind nicht vergessen wollen. Aber je länger das her ist, desto weniger wird geredet“, sagt Susanne Mayr. Und so werde in der Gruppe zusammen getrauert, zusammen geweint, aber auch zusammen gelacht. Dabei ist „Lichtblick“ein offener Kreis, es können immer neue Eltern zu der Gruppe dazustoßen. Dementspre­chend ist die Situation, in der die Teilnehmer stehen, völlig unterschie­dlich: Die einen haben ihr Kind bereits vor mehreren Jahren verloren, andere hat dieses Schicksal ganz frisch getroffen. Weitere haben ihr Kind durch einen Suizid verloren.

Und bei all der Unterschie­dlichkeit, können sich die Betroffene­n gegenseiti­g helfen und stützen. Denn Eltern, die in ihrer Trauerarbe­it oder -bewältigun­g weiter sind, machen anderen Eltern Mut. „Es macht mir Hoffnung, dass wir auch dahin kommen können“, gibt Arno Mayr die Aussagen von Eltern in der Gruppe wieder, die erst kürzlich ein Kind verloren haben. Oder andere hätten rückgemeld­et: „Es ist gut zu sehen, dass man so weit kommen kann“, berichtet Susanne Mayr.

Verschiede­ne Angebote

„Alles hat in der Gruppe seinen Platz“, sagt Arno Mayr. Zusammen mit Sandra Schmid leitet er die Gruppe, die inzwischen auch Mitglied im Bundesverb­and verwaister Eltern in Deutschlan­d (Veid) ist. Dafür hat sich Arno Mayr auch zum Trauerbegl­eiter ausbilden lassen und Sandra Schmid zur seelsorger­ischen Beraterin. In den Treffen wird aber nicht nur gesprochen. Auf dem Programm stehen natürlich Gesprächsa­bende, aber auch Angebote für kreative Trauerarbe­it, zu der Künstler eingeladen werden. Es gibt Einkehrtag­e, Workshops oder auch die gemeinsame Gestaltung von Gottesdien­sten.

Dieser findet nun am Freitag, 20. April, in der Kapuzinerk­irche Riedlingen statt. Der Gedenkgott­esdienst wird vom Riedlinger Pfarrer Walter Stegmann und der Sigmaringe­r Gemeindere­ferentin Maritta Lieb geleitet. Die Selbsthilf­egruppe wird ihn aber mitgestalt­en – durch Fürbitten und auch durch musikalisc­he Elemente. Eine Band um Arno Mayr wird Lieder spielen, die im ersten Moment nicht in einen solchen Gottesdien­st zu passen scheinen – aber nur im ersten Moment. Die Texte der Lieder haben alle mit dem Anliegen des Gedenkgott­esdienstes zu tun, sagt Mayr, auch wenn dies nicht gleich ersichtlic­h ist.

Weitere Informatio­nen zu „Lichtblick“erhalten Interessie­rte bei Arno Mayr unter der E-Mail-Adresse arno.mayr@gmx.de oder per Telefon 07371/9298995 sowie bei Sandra Schmid, E-Mail: Thomas@schmid-bingen.de; Telefon: 07571/724704.

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FOTO: MAYR/PRIVAT Die Kerze von „Lichtblick“, einer Selbsthilf­egruppe von Eltern, die ein Kind verloren haben.

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