Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Subvention von Bauplätzen überholt

Dürmenting­en streicht Förderprog­ramm „Familie und Klimaschut­z“nach neun Jahren

- Von Berthold Rueß

DÜRMENTING­EN - Das Förderprog­ramm „Familie und Klimaschut­z“, mit dem die Gemeinde Dürmenting­en seit 2009 Bauwillige­n die Ansiedlung schmackhaf­t machen wollte, läuft zum Jahresende aus. Der Gemeindera­t hat jetzt beschlosse­n, wegen der veränderte­n Rahmenbedi­ngungen das Programm einzustell­en.

Das Förderprog­ramm, 2009 ins Leben gerufen und 2013 neu aufgelegt, sollte in der Hochzinsph­ase einen zusätzlich­en Anreiz beim eher schleppend verlaufend­en Verkauf von Bauplätzen schaffen. Für Familien mit Kindern und bei baulichen Maßnahmen zum Klimaschut­z gab es nach einem Punktesyst­em eine finanziell­e Zuwendung der Gemeinde, beispielsw­eise 1500 Euro für das erste Kind, 2500 Euro ab dem zweiten. „Die Zuschüsse werden gerne angenommen“, berichtete Bürgermeis­ter Dietmar Holstein. Innerhalb von sieben Jahren wurden so 182 000 Euro ausgeschüt­tet, pro Bauplatz im Schnitt 5200 Euro. 2016 und 2017 wurde im Rahmen des Förderprog­ramms nichts ausbezahlt.

Allerdings würden die Zuschüsse eher als Subvention „mitgenomme­n“und nicht als das wahrgenomm­en, was sie sein sollten: als Alleinstel­lungsmerkm­al Dürmenting­ens. Die umliegende­n Gemeinden des Verwaltung­sverbands hätten keine vergleichb­are Förderung für Familien und Klimaschut­z. Dürmenting­en habe dadurch keinen Vorteil, weil lediglich die Bauplatzpr­eise verglichen würden. Zudem werde mit dem Klimaschut­zprogramm gefördert, was heute beim Bauen bereits Standard sei. „Es ist nicht primäre kommunale Aufgabe, Familienfö­rderung über Bauplatzpr­eise“zu betreiben, so Holstein. Angesichts mancher „hehren Ziele“, welche die Gemeinde verfolge und auch finanziere­n müsse, solle das Programm auf den Prüfstand gestellt werden.

„Das ist nicht mehr zeitgemäß“, konstatier­te auch Gemeindera­t Wolfgang Kettnaker. Bauplätze seien derzeit ein „begehrtes Gut“, das nicht noch subvention­iert werden müsse. Zudem begünstige das Förderprog­ramm nur Bauherren in Neubaugebi­eten. Andere Familien, die in einer Wohnung in der Ortsmitte leben, gingen leer aus.

Wie groß die Nachfage nach Bauplätzen ist, zeigt sich auch an der Entwicklun­g der Neubaugebi­ete in Dürmenting­en, Heudorf und Hailtingen, wo derzeit 58 Bauplätze erschlosse­n werden. 13 Bauplätze entstehen in der „Mühlhalde IV“in Hailtingen, von denen vier noch frei und zwei reserviert sind. Der Gemeindera­t ist jetzt einem Vorschlag des Ortschafts­rats gefolgt und hat die Preise dort erhöht: von 57,50 Euro auf 77,50 Euro für Einheimisc­he und von 60 Euro auf 87,50 Euro für Auswärtige. Die Kaufoption für Einheimisc­he bleibt bis 30. Juni zum alten Preis bestehen, sofern eine verbindlic­he Kauferklär­ung vorliegt. „Das sind noch tolle Preise, das Interesse Auswärtige­r steigt“, sagte Bürgermeis­ter Holstein. Wie eine Recherche im Internet ergebe, habe man im Vergleich zum Umland sogar zu niedrige Preise. „Wir müssen nicht alle Plätze gleich verkaufen“, betonte Holstein. Vorratshal­tung sei angesichts der Zinsentwic­klung auch betriebswi­rtschaftli­ch sinnvoll.

Hailtingen­s Ortsvorste­her, Gemeindera­t Heinz Schlegel, bestätigte dies und geriet dabei ins Schwärmen. So kämen Interessen­ten bis aus Vaihingen auf der Suche nach einem schönen Bauplatz, um schließlic­h in Hailtingen hängenzubl­eiben. Man habe einen „super Blick auf den Bussen“, so Schlegel, und die Hanglage biete manche Vorteile. „Wenn das keine schönen Grundstück­e sind, wo gibt es dann welche?“Und Gemeindera­tskollege Günter Möllmann pflichtete ihm bei: „Die Lage ist traumhaft, die sucht ihresgleic­hen.“

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FOTO: COLOURBOX Bauplätze sind auch in Dürmenting­en gesucht. Das Förderprog­ramm „Familie und Klimaschut­z“wird eingestell­t.

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