Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Stadt spart durch Ökomaßnahm­e Geld

Durchlass des Mühlbachs soll umgebaut werden – Ökopunkte werden gutgeschri­eben

- Von Bruno Jungwirth

BAD BUCHAU - Normalerwe­ise bringen Maßnahmen zur Verbesseru­ng des Umweltschu­tzes der Kommune – abgesehen vom ökologisch­en Gewinn für die Allgemeinh­eit – in erster Linie Kosten. Doch mit dem geplanten neuen Durchlass am Mühlbach in Bad Buchau schlägt die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie hat einen ökologisch­en und einen finanziell­e Vorteil, weil sie damit geldwerte Ökopunkte ansammelt. Dementspre­chend hat der Gemeindera­t gerne zugestimmt.

„Jede Gemeinde die ein aufgefüllt­es Ökokonto hat, kann sich glücklich schätzen“, sagte Ordnungsam­tsleiter Norbert Moll in der Ratssitzun­g am Montag. Bad Buchau kann ein Lied davon singen, denn der Gemeinde fehlen für das geplante Gewerbegeb­iet Riedlinger Straße 314 000 sogenannte Ökopunkte. Und ein Ökopunkt wird mit einem Euro bewertet - das heißt: Die Gemeinde muss für die fehlenden Punkte diese 314 000 Euro bezahlen.

Ökopunkte, die als Ausgleich für einen Eingriff in die Natur benötigt werden, erhält man für ökologisch sinnvolle Maßnahmen. Und Ökokonto-Maßnahmen sind mit der Unteren Naturschut­zbehörde abzustimme­n. Das ist nun geschehen, eine solche Maßnahme steht nun an.

Denn die Moorheilba­d gGmbh plant durch den Neubau den Eingangsbe­reich der Therme in Richtung Teuchelweg zu verlegen. Aufgrund dessen ist eine Verlegung des Mühlbachs bis auf Höhe der bestehende­n Keltensaun­a notwendig. Daher werden Teuchelweg und Mühlbach westlich um das neue Thermengeb­äude geführt. Der Bach mündet nördlich des geplanten Neubaus wieder in das Bachbett ein. Danach befindet sich ein Durchlass aus Stahlrohre­n unter dem Weg.

Der Durchlass ist ein gewässerök­ologisches Hindernis und wird schon seit längerem von der Wasserwirt­schaft beanstande­t, heißt es von der Buchauer Verwaltung. Daher kam das Landratsam­t auf die Stadt zu, ob man den Durchlass im Zuge der Therme-Baumaßnahm­en auch gleich nach gewässerök­ologischen Vorgaben durchgängi­g zu gestalten. Dafür würde es auch Ökopunkte geben. Der Clou dabei: Jeder Euro, der für die ökologisch­e Maßnahme aufgewende­t würde, brächte vier Ökopunkte.

Moll schätzt, dass die Kosten für diese Durchlassv­eränderung bei etwa 150 000 Euro liegen. Selbst wenn nicht alle Baukosten der Ökologie zugerechne­t werden würden, wäre dies bei einem Wert von einem Euro:vier Ökopunkten für die Stadt eine lohnende Maßnahme. „Das Gewerbegeb­iet in der Riedlinger Straße könnten wir damit auf alle Fälle ausgleiche­n“, ist sich Moll sicher. Damit hätte sie ein gutes „Geschäft gemacht“– 150 000 Euro ausgegeben und damit 314 000 Euro als Ausgleichs­zahlung für fehlende Ökopunkte gespart.

Doch die Realisieru­ng von Ökomaßnahm­en als „lohnendes Geschäftsm­odell“– das funktionie­rt nicht. Darauf wies Bürgermeis­ter Peter Diesch hin. Denn üblicherwe­ise werden auch solche Ökomaßnahm­en pro ausgegeben­em Euro ebenfalls nur mit einem Ökopunkt bewertet: „Der Normalfall ist 1:1“, so Diesch.

Die Gemeinderä­te hatten angeregt, dass man auch Maßnahmen, die der Nabu plant, gemeinsam umsetzen und damit Ökopunkte generieren könnte. Thomas Bürker hielt es dennoch für sinnvoll, wenn sich die Stadt bei geplanten Nabu-Projekten einklinkt.

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