Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Stadt spart durch Ökomaßnahme Geld
Durchlass des Mühlbachs soll umgebaut werden – Ökopunkte werden gutgeschrieben
BAD BUCHAU - Normalerweise bringen Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltschutzes der Kommune – abgesehen vom ökologischen Gewinn für die Allgemeinheit – in erster Linie Kosten. Doch mit dem geplanten neuen Durchlass am Mühlbach in Bad Buchau schlägt die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie hat einen ökologischen und einen finanzielle Vorteil, weil sie damit geldwerte Ökopunkte ansammelt. Dementsprechend hat der Gemeinderat gerne zugestimmt.
„Jede Gemeinde die ein aufgefülltes Ökokonto hat, kann sich glücklich schätzen“, sagte Ordnungsamtsleiter Norbert Moll in der Ratssitzung am Montag. Bad Buchau kann ein Lied davon singen, denn der Gemeinde fehlen für das geplante Gewerbegebiet Riedlinger Straße 314 000 sogenannte Ökopunkte. Und ein Ökopunkt wird mit einem Euro bewertet - das heißt: Die Gemeinde muss für die fehlenden Punkte diese 314 000 Euro bezahlen.
Ökopunkte, die als Ausgleich für einen Eingriff in die Natur benötigt werden, erhält man für ökologisch sinnvolle Maßnahmen. Und Ökokonto-Maßnahmen sind mit der Unteren Naturschutzbehörde abzustimmen. Das ist nun geschehen, eine solche Maßnahme steht nun an.
Denn die Moorheilbad gGmbh plant durch den Neubau den Eingangsbereich der Therme in Richtung Teuchelweg zu verlegen. Aufgrund dessen ist eine Verlegung des Mühlbachs bis auf Höhe der bestehenden Keltensauna notwendig. Daher werden Teuchelweg und Mühlbach westlich um das neue Thermengebäude geführt. Der Bach mündet nördlich des geplanten Neubaus wieder in das Bachbett ein. Danach befindet sich ein Durchlass aus Stahlrohren unter dem Weg.
Der Durchlass ist ein gewässerökologisches Hindernis und wird schon seit längerem von der Wasserwirtschaft beanstandet, heißt es von der Buchauer Verwaltung. Daher kam das Landratsamt auf die Stadt zu, ob man den Durchlass im Zuge der Therme-Baumaßnahmen auch gleich nach gewässerökologischen Vorgaben durchgängig zu gestalten. Dafür würde es auch Ökopunkte geben. Der Clou dabei: Jeder Euro, der für die ökologische Maßnahme aufgewendet würde, brächte vier Ökopunkte.
Moll schätzt, dass die Kosten für diese Durchlassveränderung bei etwa 150 000 Euro liegen. Selbst wenn nicht alle Baukosten der Ökologie zugerechnet werden würden, wäre dies bei einem Wert von einem Euro:vier Ökopunkten für die Stadt eine lohnende Maßnahme. „Das Gewerbegebiet in der Riedlinger Straße könnten wir damit auf alle Fälle ausgleichen“, ist sich Moll sicher. Damit hätte sie ein gutes „Geschäft gemacht“– 150 000 Euro ausgegeben und damit 314 000 Euro als Ausgleichszahlung für fehlende Ökopunkte gespart.
Doch die Realisierung von Ökomaßnahmen als „lohnendes Geschäftsmodell“– das funktioniert nicht. Darauf wies Bürgermeister Peter Diesch hin. Denn üblicherweise werden auch solche Ökomaßnahmen pro ausgegebenem Euro ebenfalls nur mit einem Ökopunkt bewertet: „Der Normalfall ist 1:1“, so Diesch.
Die Gemeinderäte hatten angeregt, dass man auch Maßnahmen, die der Nabu plant, gemeinsam umsetzen und damit Ökopunkte generieren könnte. Thomas Bürker hielt es dennoch für sinnvoll, wenn sich die Stadt bei geplanten Nabu-Projekten einklinkt.