Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Hotline zwischen den beiden Koreas steht
Nord- und Südkorea nähern sich weiter an – zumindest akustisch. Seit Freitag steht die vereinbarte Hotline zwischen dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jaein und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Zunächst werden hohe Beamte beider Seiten über das neue „Rote Telefon“Testgespräche führen.
Wann die Chefs die Direktleitung erstmals selbst nutzen, ist bislang nicht bekannt – möglicherweise aber schon vor ihrem ersten Gipfeltreffen am 27. April am internationalen Grenzkontrollpunkt Panmunjom. Der Verlauf dieser Begegnung gilt als entscheidend, ob es voraussichtlich im Juni auch zu einem direkten Gespräch zwischen Diktator Kim und US-Präsident Donald Trump kommen kann. Moon, der am Donnerstag in seinem Amtssitz „Blaues Haus“in Seoul die Führungskräfte der einheimischen Medien über seine Pläne informierte, gab sich optimistisch, dass es zu einem Abkommen über den kompletten Abbau des nordkoreanischen Atomprogrammes kommen könnte. „Die Führung in Pjöngjang hat ihren Willen zur vollständigen Denuklearisierung geäußert“, wird Moon zitiert. „Was sie wollen, ist ein Ende der feindseligen Politik, gefolgt von einer Sicherheitsgarantie.“
Moons Aussagen sind ein deutliches Indiz dafür, dass die koreanischen Staaten und die USA sich grundsätzlich auf eine Abschaffung der nordkoreanischen Atomwaffen einigen könnten. Das bisher genannte Ziel von 2020 scheint den meisten politischen Beobachtern in Fernost zwar zu ambitioniert, aber Details könnten nur bei einem Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-un und Donald Trump geklärt werden, heißt es auch in Seoul. Das Jahr 2020 wäre politisch symbolträchtig. In den USA stehen Präsidentschaftswahlen an und es jährt sich zum 70. Mal der Ausbruch des Koreakrieges. Einer Friedenslösung stand bisher aus nordkoreanischer Sicht die amerikanische Militärpräsenz in Südkorea im Wege. Vor allem die gemeinsamen Manöver waren Nordkorea ein Dorn im Auge.
Kim verzichtet auf Forderung
Nun soll Kim Jong-un auf seine Forderung verzichten wollen, dass die USTruppen die Koreanische Halbinsel verlassen, sagte Moon laut dem Sender CNN. Der militärische Abzug war bislang eine der größten Hürden für die Verständigung zwischen Nord und Süd, aber auch für Gespräche zwischen Washington und Pjöngjang. Ein wenig hatte sich das schon aus der gegenseitigen Kompromissbereitschaft im Winter abgezeichnet. Zunächst haben Südkorea und die USA mit Rücksicht auf die Olympischen Spiele in Pyeongchang die Kriegsübungen verschoben. Kim Jong-un revanchierte sich dafür, indem er keine Einwände gegen einen späteren Manövertermin erhob. Der Verzicht auf einen Truppenabzug wäre übrigens auch nicht neu. Kim Jong-uns Vater und Vorgänger Kim Jong-il hatte gegenüber Südkorea schon einmal erklärt, man könne die US-Truppen akzeptieren, wenn sie wirklich der Friedenssicherung dienten.
Generell gerät der Friedensvertrag, der den blutigen Bruderkrieg von 1950 bis 1953 beenden könnte, immer mehr in den Fokus. Am 27. Juli 1953 war mit dem Waffenstillstand von Panmunjom nur ein Ende der Kriegshandlungen vereinbart worden. Beim letzten interkoreanischen Gipfeltreffen 2007 bestätigten der damalige Seouler Staatschef Roh Moo Hyun und Nordkoreas Herrscher Kim Jong-il schon einmal die Notwendigkeit, den Waffenstillstand durch einen Friedensvertrag zu ersetzen.