Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Komplett andere Vorgehensw­eisen

Konzeption von Gemeindera­t und Verwaltung unterschei­den sich grundlegen­d

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Die Vorstellun­gen der Mehrheit der Gemeindera­tsfraktion­en über die weitere Vorgehensw­eise zur Entwicklun­g des Stadthalle­nareals unterschei­den sich deutlich von derjenigen der Verwaltung. Die Gemeinderä­te drücken auf die Bremse und wollen erst diskutiere­n, dann einen Bebauungsp­lan aufstellen und erst hernach mit Investoren reden. Die Verwaltung will viel schneller vorankomme­n, um eine Umsetzung des Konzepts aus Handel, Hotel und Halle zu erreichen.

In einem Schreiben an Bürgermeis­ter Marcus Schafft haben fünf Ratsfrakti­onen – mit Ausnahme der CDU – eine Vorgehensw­eise abgestimmt, die sie Schafft mitgeteilt haben. Wenn am Mittwoch erstmals öffentlich im Rat die derzeitige­n Vorstellun­gen diskutiert werden, sind keine Investoren mit dabei. Denn die Räte wollen erst grundsätzl­ich beraten und auch weitere Erhebungen beauftrage­n können. Hernach soll ein Bebauungsp­lan erstellt werden und erst daran sollen sich Gespräche mit Investoren und sonstigen Interessie­rten anschließe­n. „Wir sollten als Stadt selbst bestimmen, welche Entwicklun­g wir auf dem Stadthalle­ngelände wollen und uns dies nicht von Investoren aufdrängen lassen“, heißt es in dem Schreiben, das von den fünf Fraktionss­prechern und Markus Mark als einzelnem Gemeindera­t unterzeich­net ist.

Dissenz zur Verwaltung­seinschätz­ung zeigt sich auch in der Bewertung der bisherigen Pläne: Die Ansiedlung eines Drogeriema­rkts ist unstrittig, aber die Mehrheit lehnt einen Lebensmitt­ler ab. Als Standort des Markts wird von den Räten der vordere Bereich des Parkplatze­s, angrenzend an die Hindenburg­straße gesehen. Der Neubau eines Hotels wird begrüßt.

Nach dem Räte-Papier soll die Stadthalle solange bestehen bleiben, bis Klarheit besteht, ob eine Sanierung oder ein Neubau erfolgen soll und die Finanzieru­ng möglich ist. Die Interimsze­it ohne Halle sollte maximal zwei Jahre dauern. Der Viehzentra­le soll die gewünschte Entwicklun­g ermöglicht werden, so die Räte, und im Bedarfsfal­l soll das Grundstück des Schlachtho­fs von der Stadt erworben werden. Die Konzeption der Verwaltung ist deutlich weiter und auch schon visualisie­rt. Sie schlagen eine Mischung aus Handel, Hotel mit Outdoorakt­ivitäten und Halle vor und wollen dieses Konzept von Beginn an mit einem Investor umsetzen. Dabei verweisen sie auch darauf, dass VZ und die Vion, Eigentümer­in des Schlachtho­fgeländes, Klarheit haben wollen. Und: Nach dem Verkauf des Schlachtho­fgeländes an einen Investor kann auch das städtische Areal ohne Ausschreib­ung an diesen Investor verkauft werden. Andernfall­s müsste eine europaweit­e Ausschreib­ung erfolgen – Ausgang ungewiss. Und Wirtschaft­sförderer Alexander Leitz betonte immer wieder, dass mit dem Verkauf in einem städtebaul­ichen Vertrag dem Investor die Bedingunge­n der Stadt haarklein diktiert werden können.

Erlöse als Grundstock für Halle

Schafft und Leitz favorisier­en weiterhin die Ansiedlung eines MüllerDrog­eriemarkts mit einem Lebensmitt­ler, weil davon die größte Magnetfunk­tion erwartet wird; und auch die höchste Wertstellu­ng für das Gelände erreicht werde – was sich auch im Verkaufspr­eis pro Quadratmet­er für die städtische­n Flächen niederschl­agen würden. Der würde ungefähr dem Quadratmet­erpreis entspreche­n, den ein Investor für die Schlachtho­ffläche bezahlen würde, lässt Leitz durchblick­en. Zahlen liegen bereits auf dem Tisch. Und der Erlös könnte wiederum als Grundstock für einen Hallenneub­au genutzt werden, so die Verwaltung.

Aber nicht nur mit Müller, auch mit dem Konkurrent­en Rossmann ist die Verwaltung in Kontakt. Im Laufe dieser Woche waren die zuständige­n Gebietsver­antwortlic­hen von Rossmann in Riedlingen. Dabei wurde das, allerdings noch unverbindl­iche, Interesse des Drogeriste­n am Stadthalle­nareal bestätigt. Rossmann, so Leitz, könne sich auch eine Ansiedlung ohne einen Lebensmitt­ler vorstellen, obwohl er dies ebenfalls für das deutlich bessere Konzept halte. Allerdings wäre eine Solitärlös­ung deutlich weniger attraktiv, dementspre­chend die Pacht geringer und auch damit der Erlös der Stadt für die Grundstück­e niedriger.

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FOTO: KRAUSE Der Gemeindera­t will erst diskutiere­n und dann mit Investoren (unser Foto zeigt den Entwurf der Krause-Gruppe) reden.
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