Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Komplett andere Vorgehensweisen
Konzeption von Gemeinderat und Verwaltung unterscheiden sich grundlegend
RIEDLINGEN - Die Vorstellungen der Mehrheit der Gemeinderatsfraktionen über die weitere Vorgehensweise zur Entwicklung des Stadthallenareals unterscheiden sich deutlich von derjenigen der Verwaltung. Die Gemeinderäte drücken auf die Bremse und wollen erst diskutieren, dann einen Bebauungsplan aufstellen und erst hernach mit Investoren reden. Die Verwaltung will viel schneller vorankommen, um eine Umsetzung des Konzepts aus Handel, Hotel und Halle zu erreichen.
In einem Schreiben an Bürgermeister Marcus Schafft haben fünf Ratsfraktionen – mit Ausnahme der CDU – eine Vorgehensweise abgestimmt, die sie Schafft mitgeteilt haben. Wenn am Mittwoch erstmals öffentlich im Rat die derzeitigen Vorstellungen diskutiert werden, sind keine Investoren mit dabei. Denn die Räte wollen erst grundsätzlich beraten und auch weitere Erhebungen beauftragen können. Hernach soll ein Bebauungsplan erstellt werden und erst daran sollen sich Gespräche mit Investoren und sonstigen Interessierten anschließen. „Wir sollten als Stadt selbst bestimmen, welche Entwicklung wir auf dem Stadthallengelände wollen und uns dies nicht von Investoren aufdrängen lassen“, heißt es in dem Schreiben, das von den fünf Fraktionssprechern und Markus Mark als einzelnem Gemeinderat unterzeichnet ist.
Dissenz zur Verwaltungseinschätzung zeigt sich auch in der Bewertung der bisherigen Pläne: Die Ansiedlung eines Drogeriemarkts ist unstrittig, aber die Mehrheit lehnt einen Lebensmittler ab. Als Standort des Markts wird von den Räten der vordere Bereich des Parkplatzes, angrenzend an die Hindenburgstraße gesehen. Der Neubau eines Hotels wird begrüßt.
Nach dem Räte-Papier soll die Stadthalle solange bestehen bleiben, bis Klarheit besteht, ob eine Sanierung oder ein Neubau erfolgen soll und die Finanzierung möglich ist. Die Interimszeit ohne Halle sollte maximal zwei Jahre dauern. Der Viehzentrale soll die gewünschte Entwicklung ermöglicht werden, so die Räte, und im Bedarfsfall soll das Grundstück des Schlachthofs von der Stadt erworben werden. Die Konzeption der Verwaltung ist deutlich weiter und auch schon visualisiert. Sie schlagen eine Mischung aus Handel, Hotel mit Outdooraktivitäten und Halle vor und wollen dieses Konzept von Beginn an mit einem Investor umsetzen. Dabei verweisen sie auch darauf, dass VZ und die Vion, Eigentümerin des Schlachthofgeländes, Klarheit haben wollen. Und: Nach dem Verkauf des Schlachthofgeländes an einen Investor kann auch das städtische Areal ohne Ausschreibung an diesen Investor verkauft werden. Andernfalls müsste eine europaweite Ausschreibung erfolgen – Ausgang ungewiss. Und Wirtschaftsförderer Alexander Leitz betonte immer wieder, dass mit dem Verkauf in einem städtebaulichen Vertrag dem Investor die Bedingungen der Stadt haarklein diktiert werden können.
Erlöse als Grundstock für Halle
Schafft und Leitz favorisieren weiterhin die Ansiedlung eines MüllerDrogeriemarkts mit einem Lebensmittler, weil davon die größte Magnetfunktion erwartet wird; und auch die höchste Wertstellung für das Gelände erreicht werde – was sich auch im Verkaufspreis pro Quadratmeter für die städtischen Flächen niederschlagen würden. Der würde ungefähr dem Quadratmeterpreis entsprechen, den ein Investor für die Schlachthoffläche bezahlen würde, lässt Leitz durchblicken. Zahlen liegen bereits auf dem Tisch. Und der Erlös könnte wiederum als Grundstock für einen Hallenneubau genutzt werden, so die Verwaltung.
Aber nicht nur mit Müller, auch mit dem Konkurrenten Rossmann ist die Verwaltung in Kontakt. Im Laufe dieser Woche waren die zuständigen Gebietsverantwortlichen von Rossmann in Riedlingen. Dabei wurde das, allerdings noch unverbindliche, Interesse des Drogeristen am Stadthallenareal bestätigt. Rossmann, so Leitz, könne sich auch eine Ansiedlung ohne einen Lebensmittler vorstellen, obwohl er dies ebenfalls für das deutlich bessere Konzept halte. Allerdings wäre eine Solitärlösung deutlich weniger attraktiv, dementsprechend die Pacht geringer und auch damit der Erlös der Stadt für die Grundstücke niedriger.