Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Plapperstorch
Etwas Kultur schadet niemandem – nur manchmal dem Veranstalter, wenn zu wenig Leute kommen. Darum macht es ökonomisch eigentlich Sinn, solche Veranstaltungen zu verteilen. Doch die Veranstalter der Kulturevents an diesem Wochenende scheinen einem anderen Prinzip zu frönen – viel hilft viel! Denn soviel Kultur wie an diesen drei Tagen gab es selten im Städtle: Lesungen und Lyrik, Tanzevents, DJs en masse und dazu Musiksession und Hammerflügelkonzert. Hoch- Tief- und Allgemeinkultur. Das hätte locker für drei Monate ausgereicht, in denen in der Stadt ein bisschen weniger los ist. Aber so sind wir halt – gemessen an der Einwohnerzahl zu Veranstaltungen – Kulturhauptstadt Oberschwabens.
Storchenhauptstadt bzw. -region sind wir ja sowieso! 36 Nester sind in diesem Jahr rund um Riedlingen besetzt. Auch etwas eigenwillige Plätze sind von den fliegenden Mietnomaden fürs Eigenheim angesteuert worden. Sogar geplante Räumungen, wie in Riedlingen, durch die uniformierten Kräfte blieben erfolglos – die Beharrungskräfte der Störche waren größer und nun muss sich eben die Stadt was einfallen lassen. Aber die Störche sind ja gern gesehene Gäste. Und wenn dann in ein paar Wochen die ersten Jungstörche in den Nestern quietschen, ist das ja auch irgendwie ein kultureller Hochgenuss – wie Musik in den Ohren der meisten.
Eigentlich sollte es auch eine Dienstleistungskultur geben, eigentlich. Doch manchmal macht das böse Wort von der Dienstleistungswüste die Runde, was natürlich völlig überzogen ist. Doch das Beispiel vom gestörten Internetzugang, bei dem sich der Dienstleister erst nach 600 Stunden Ausfallzeit darum bemüht, ist schon irgendwie eigenwillig. Nun gut – manchem Kind oder Jugendlichen würde eine längerfristige Auszeit vom Internet dagegen nicht schaden. Doch die würden dann wahrscheinlich erstmals den kulturellen Niedergang der Gesellschaft beklagen.
Kultur und Sport sind auch in Daugendorf in der Halle zu Hause. Wenn dies auch manchmal eine eher kühle Angelegenheit war. Denn in dem 40 Jahre alten Gemäuer hat es ganz schön gezogen. Da durften sich Musiker auch mal die Handschuhe in der Halle anziehen und nicht nur außerhalb. Doch das ist nun längst vergessen. Denn seit Beginn diesen Jahres hat die Halle eine neue Heizungsanlage und die soll – so sagen Hallen-Insider – sogar für ein warmes Klima sorgen.
Eine „Kultur des Erinnerns“wird in Deutschland immer wieder gefordert. Die sollten sich die Riedlinger Realschüler auf alle Fälle zu eigen machen. Denn das Wissen für ihre Deutschprüfung müssen sie nun – wegen der abgesagten Klausur – zehn Tage später erneut parat haben. Das wird hoffentlich klappen,
wünscht der Plapperstorch