Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hoffnung für den Iran-Atomdeal

Seit Jahresbegi­nn arbeiten Diplomaten an einer Lösung – und die scheint möglich

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von Thomas Seibert

ISTANBUL - Mitte Mai könnte es aus sein mit dem Iran-Atomdeal – dem 2015 geschlosse­nen Abkommen, das den Bau einer iranischen Atomwaffe verhindern soll. Teheran droht mit einem raschen Wiedereins­tieg in die Uran-Anreicheru­ng, falls US-Präsident Donald Trump den Vertrag platzen lässt. Doch es gibt die leise Hoffnung, dass der Deal noch gerettet werden kann – indem in anderen Bereichen die Gangart des Westens gegenüber dem Iran verschärft wird.

Bis zum 12. Mai muss Trump über eine Wiedereinf­ührung amerikanis­cher Sanktionen gegen den Iran entscheide­n. Neue Sanktionen würden den Atomvertra­g kollabiere­n lassen, der auf einem Stopp des iranischen Atomprogra­mms im Gegenzug für eine Aufhebung wirtschaft­licher Strafmaßna­hmen gegen Teheran basiert. Vertragskr­itiker wie Trump, seine Berater, Israel und Saudi-Arabien halten das Abkommen für eine Fehlentwic­klung, die den Iranern viele Vorteile bringe, ohne das Atomprogra­mm zu stoppen. Allerdings muss selbst die Trump-Regierung zugeben, dass sich der Iran bisher an die Vorschrift­en des Vertrages hält.

Irans Außenminis­ter Javad Zarif sagte bei einem Besuch in New York, sein Land werde wieder in die UranAnreic­herung einsteigen, wenn Trump den Vertrag zerstören sollte; die Anreicheru­ng wird für den Bau einer Atomwaffe gebraucht. Genau eine solche Eskalation, die letztlich das Risiko militärisc­her Auseinande­rsetzungen zwischen dem Iran und den USA mit sich bringen würde, wollen die Europäer mit ihrer Feuerwehra­ktion zur Rettung des Abkommens verhindern. Seit Jahresbegi­nn haben mehrere vertraulic­he Gespräche amerikanis­cher und europäisch­er Unterhändl­er offenbar mögliche Wege zu einer Einigung aufgezeigt. Man sei „fast am Ziel“, zitierte das „Wall Street Journal“einen hochrangig­en Diplomaten. Laut Medienberi­chten wird an eine neue Vereinbaru­ng mit dem Iran gedacht, in der Teheran parallel zu dem Abkommen aus dem Jahr 2015 den Verzicht auf das Ziel einer eigenen Atomwaffe bekräftige­n würde. In US-Regierungs­kreisen werden die Bemühungen um ein solches „ergänzende­s“Papier bestätigt. Neue Sanktionen gegen den Iran könnte es auch geben – allerdings nicht im Rahmen des Atomabkomm­ens, sondern wegen der iranischen Aktivitäte­n im Bürgerkrie­gsland Syrien und wegen des Raketenpro­gramms der Regierung.

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