Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Mit Tablets den Spieltrieb nutzen
Berufliche Schule ist erneut Modellversuch: für den Einsatz von Tablets im neuen AV Dual
RIEDLINGEN - Die Berufliche Schule (BS) in Riedlingen ist erneut für einen Schulversuch ausgewählt worden: Die BS wird ab September am Schulversuch „Ausbildungsvorbereitung (AV) dual“teilnehmen, mit dem Jugendliche mit Förderbedarf für eine berufliche Ausbildung fit gemacht werden. Und dabei sollen, und das ist das weitere Besondere in Riedlingen, erneut Tablets zum Einsatz kommen. Damit ist Riedlingen zum zweiten Mal auch Tablet-Modellschule.
Bislang wurden die Tablets an der Beruflichen Schule in Riedlingen für die Wirtschaftsoberschüler eingesetzt, die an der BS ihr Abitur machen. Nun wird es auch für bislang schwächere Schüler eingesetzt, die noch schulischen Förderbedarf haben. Bei diesem Versuch mit den Tablets soll ausgetestet werden, welche Rolle diese Geräte im Unterricht spielen können und welchen Nutzen die Schüler daraus ziehen können. Schulleiter Matthias Kniese freut sich, dass Riedlingen erneut ausgewählt wurde. „Bei drei Schulversuchen mit Tablets im Land ist Riedlingen zwei Mal dabei“, sagt er. Das sei eine einmalige Konstellation.
Dabei besteht der Reiz auch aus der besonderen Kombination der Einführung des „AVdual“(früher hieß dies auch schon Berufsvorbereitungsjahr „BVJ“) mit der Nutzung von Tablets im Unterricht. Beim AVdual, das auch an der Karl-ArnoldSchule Biberach getestet wird, sollen Schüler, die im Anschluss an den Besuch der allgemeinbildenden Schule noch Förderbedarf haben, individuell gefördert und an einen Ausbildungsberuf herangeführt werden.
„Mit dem AV Dual kommt von der Pädagogik her die Gemeinschaftsschule an die Berufsschule“, sagt Matthias Kniese. Die Schüler erhalten Ganztagsunterricht, von morgens um 7.40 Uhr bis 15.30 oder 16 Uhr. Damit soll auch die Alltagsrealität etwas besser abgebildet werden. Sie erhalten mehr Unterricht, aber sie sind auch verstärkt in die Praxis eingebunden. Denn in der Woche gibt es einen Praktikumstag zudem sollen die Schüler über ein Betriebspraktikum Erfahrungen sammeln. Und dank der breitgefächerten Ausrichtung der beruflichen Schule, die sowohl im gewerblich, kaufmännisch und hauswirtschaftlichen Bereich schulisch ausbildet, können die Schüler in alle drei Bereiche reinschnuppern.
„Die Schüler haben meist ein negatives Selbstbild“, sagt Kniese. Durch das AV Dual soll ihnen mehr Verantwortung für ihr eigenes Lernen gegeben werden, sie sollen fürs Lernen motiviert werden. Und dafür „sind die Tablets ein Geschenk“, sagt Kniese. Denn über das Tablet können sie spielerisch lernen und üben, der „Spieltrieb“der Schüler wird dafür genutzt. Dazu gibt es entsprechende Programme, wie etwa „König der Mathematik“, bei der Übungen spielerisch erfolgen. Aber auch Arbeitsblätter können auf das Tablet aufgespielt werden, damit diese von den Schülern bearbeitet werden. Der Vorteil: Sie erhalten über das Programm sofort eine Rückmeldung, ob es stimmt oder nicht. Auf diesem Wege könne man auch auf unterschiedlichen Niveaus lernen, eben angepasst an die Leistungsstärke des Schülers im jeweiligen Fach.
Tablets nur ein Kanal
Aus seiner Sicht hat es nicht nur einen Lerneffekt, sondern auch einen Effekt auf die Schülerpersönlichkeiten. Die merken, dass ein Pad nicht nur ein Freitzeit- sondern ein Produktivgerät ist. Und der Schulleiter ist davon überzeugt: Die Schüler schätzen es sehr, dass sie mit diesem Gerät arbeiten dürfen. „Das hat für sie was mit Wertschätzung zu tun, das stärkt ihr Selbstwertgefühl.“
Aber der Schulleiter gibt sich auch keinen Illusionen hin: „Wir können nicht nur so lernen“, sagt er. Das Lernen am Tablet ersetzt keinen Lehrer, und Lernen wird immer Lernen bleiben – und das heißt auch: Es macht nicht nur Spaß, sondern strengt auch an. „Das Tablet kann nur ein Zugang sein“, sagt er. Aber einer den man nutzen kann.