Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Südwestbank macht Filialen dicht
Geschäftsstellen in Biberach, Ochsenhausen und Bad Saulgau von Schließung betroffen
BIBERACH/OCHSENHAUSEN - Die Südwestbank mit Sitz in Stuttgart schließt im dritten Quartal ihre Filialen in Biberach, Ochsenhausen und Bad Saulgau. Das hat ein Sprecher des Bankinstituts am Mittwoch auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt. Zu den Gründen der Schließung wollte sich die Südwestbank nicht näher äußern. Man passe das Filialnetz „proaktiv an das sich ändernde Kundenverhalten“an, heißt es.
Vorab hatte bereits der Südwestrundfunk (SWR) auf seiner Internetseite die Schließung der drei Filialen bis September vermeldet. Die „Schwäbische Zeitung“hatte in ihrer Dienstagsausgabe berichtet, dass die Mitarbeiterzahl der Südwestbank von derzeit rund 600 auf 350 schrumpfen soll. In diesem Zuge sollen etwa rund die Hälfte der zurzeit noch bestehenden 28 Geschäftsstellen geschlossen werden. Hierzu gehören demzufolge auch die Niederlassungen in Biberach, Ochsenhausen und Bad Saulgau. Damit hätte die Privatbank keine Filiale mehr im Landkreis Biberach. Die Geschäftsstelle in Ulm soll laut SWR dagegen erhalten bleiben.
Seit der Übernahme der Südwestbank durch die österreichische Bank Bawag im Dezember 2017 dominieren offenbar Kostensenkungen und Personalabbau. Hintergrund ist, dass die Bawag mehrheitlich dem US-Finanzinvestor Cerberus gehört. Die Amerikaner machten die Bawag vor allem mit einem hoch automatisierten Privatkundengeschäft zu einer der profitabelsten Banken. Dieses Geschäftsmodell soll dem Vernehmen nach jetzt auch die Südwestbank erhalten.
Keine konkreten Antworten
Die „Schwäbische Zeitung“fragte am Mittwoch mehrfach in der Bankzentrale in Stuttgart nach, wie viele Mitarbeiter in Biberach und Ochsenhausen von einer Kündigung betroffen sind, was mit den Gebäuden passieren soll und wohin sich die Kunden künftig wenden können. Eine konkrete Antwort auf diese Fragen gab es nicht.
Eine Sprecherin der Bank verschickte am Nachmittag lediglich ein allgemeines Statement. Die Bankenwelt stehe vor großen Veränderungen, heißt es darin. „Zum einen wandeln sich zunehmend die Bedürfnisse der Kunden, was eine höhere Effizienz, Produktivität und Geschwindigkeit der Prozesse durch Digitalisierung erforderlich macht. Zum anderen stellen Niedrigzinsen und regulatorische Erfordernisse Geldinstitute vor Herausforderungen.“Viele Kunden erledigten ihre Bankgeschäfte inzwischen auf elektronischem Weg. „Deshalb haben wir uns entschieden, unser Filialnetz proaktiv an das sich ändernde Kundenverhalten anzupassen“, so die Banksprecherin. An den verbleibenden Standorten konzentriere man sich auf die qualifizierte und persönliche Kundenbetreuung. Zusätzlich stünden mobile Vertriebsteams, das Geldautomatennetz des CashPools und die digitalen Kanäle (Telefon, Online, App) zur Verfügung.
Das Biberacher Filialteam der Südwestbank besteht aus 13 Mitarbeitern (Stand September 2017). Im vergangenen Herbst noch hatte die Bank vermeldet, man wolle sich trotz Übernahme durch die Bawag die Eigenständigkeit bewahren und den Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden treu bleiben. Herausgestellt wurde damals auch die regionale Verwurzelung der Bank.
Für die Biberacher Filiale am Marktplatz hat die Schließung auch insofern einen bitteren Beigeschmack, als dass der Vorstandssprecher der Südwestbank, Wolfgang Kuhn, ein gebürtiger Biberacher ist.
Aus nach 42 Jahren
Die Geschäftsstelle in Ochsenhausen besteht seit September 1976. Zunächst befand sie sich in der Poststraße, bevor sie im Jahr 1999 die Räume im neu erstellten Gebäude in der Bahnhofstraße bezog. Im Jahr 2016 feierte die Filiale ihr 40-jähriges Bestehen in der Rottumstadt. Jetzt, nach 42 Jahren, soll die Bank aus dem Stadtbild offenbar gänzlich verschwinden.