Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
EU kommt Bienen zu Hilfe
Drei Insektengifte werden europaweit verboten – Landwirte fordern Alternativen
Für Bauern sind sie wichtig, für Bienen tödlich. Am Freitag haben die EU-Staaten mit knapper Mehrheit beschlossen, drei Insektizide – sogenannten Neonikotinoide – zu verbieten. Landwirte dürfen sie künftig nur noch in Gewächshäusern nutzen, nicht mehr auf dem Acker. Denn die Mittel entwickeln ihre tödliche Wirkung nicht nur gegen lästige tierische Feinde, sie machen auch den Bienen zu schaffen.
Die Neonikotinoide, synthetische Verwandte des Nikotins, gehören weltweit zu den am meisten verkauften Pestiziden. Der Bayer-Konzern aus Leverkusen, Syngenta aus der Schweiz und andere machen mit ihnen weltweit zusammen einen UmNoch satz von 1,5 Milliarden US-Dollar. Nur einen Stoff bringen Bauern noch häufiger auf den Acker: das umstrittene Glyphosat, das Unkraut tötet, nicht tierische Feinde.
In Deutschland, auch EU-weit ist der Einsatz der drei Mittel, sie heißen Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam, schon länger eingeschränkt. So dürfen sie schon heute nicht mehr bei von Bienen bevorzugten Pflanzen wie Mais, Raps und Sonnenblumen angewendet werden. sind aber auch in Deutschland 14 Pflanzenschutzmittel auf dem Markt, die die Wirkstoffe enthalten und genutzt werden, etwa zur Behandlung von Zuckerrüben oder Futterrübensaatgut.
Doch „was der Biene schadet, muss vom Markt“, hatte CDU-Bundesagrarministerin Julia Klöckner vor der Abstimmung des zuständigen EU-Ausschusses in Brüssel mehrmals betont. Anders als bei Glyphosat waren sich in diesem Fall Agrar- und Umweltressort einig.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Efsa, hatte im Februar bekräftigt, dass Neonikotinoide ein Risiko für Bienen sind. Sie beeinträchtigen ihre Orientierung, können sie auch lähmen und töten. Die Mengen müssen dafür nicht einmal groß sein. Wildbienen reagieren dabei noch empfindlicher als die Honigbienen. Auch andere Insekten und Schmetterlinge sind belastet.
Insektengifte im Garten
Bauernpräsident Joachim Rukwied forderte am Freitag, es müssten schnell Alternativen für drei Wirkstoffe gefunden werden, denn „um Qualität und Erträge abzusichern, brauchen wir Pflanzenschutzmittel“.
Die Mehrheit für das Verbot auf den Äckern war knapp. Neben Deutschland stimmten 15 weitere Länder für das Verbot, vier Länder waren dagegen, acht enthielten sich. Die Regelung soll noch in diesem Jahr in Kraft treten.
Auch in Mitteln, die Kleingärtner gegen Blattläuse oder andere Schädlinge verwenden, stecken Neonikotinoide. Es handelt sich dabei zwar nicht um jene drei Insektengifte, die die EU-Kommission nun verbieten will. Aber schwer machen sie den Bienen das Leben allemal: Der Wirkstoff, den die meisten Produkte mit dem Namen „Lizetan“oder „Calypso“beinhalten, heißt etwa Thiacloprid. Bei „Careo“-Produkten wird oft der Wirkstoff Acetamiprid verwendet. Darauf weist der Umweltverband BUND auf seiner Webseite hin. Dort finden sie auch eine Übersicht aller für den Kleingarten zugelassener Produkte mit Neonics.