Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Klinikbeschäftigte sprechen mit Sozialminister Lucha
ZfP-Mitarbeiter fordern bessere Bezahlung und einen Mindestpersonalschlüssel
BAD SCHUSSENRIED (sz) - Der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) besuchte die Beschäftigtenvertreter der oberschwäbischen Kliniken bei ihrer Frühjahrskonferenz im neuen Gustav-Mesmer-Haus der Südwürttembergischen Zentren für Psychiatrie in Bad Schussenried. Und er positionierte sich sehr deutlich: Die Pflege sei mittlerweile ausgequetscht wie eine Zitrone und müsse deshalb jetzt gestärkt werden, sagte der Minister.
Das Ministerium bestätigte eine entsprechende Mitteilung der Mitarbeitervertreter. Seit 1995 haben sich die Betriebs- und Personalräte im Klinikverbund Oberschwaben (BRKVO) gut vernetzt. Sie vertreten zirka 14 000 Beschäftigte in mehr als 30 Kliniken der Region. Zwischen den Kliniken bestehen vielfältige Unterschiede, heißt es in der Mitteilung. Gemeinsam sei den Beschäftigten jedoch die Erfahrung, dass die wachsende Ökonomisierung mit einer Zunahme der Arbeitsbelastung einhergehe.
Als entscheidende Zukunftsfragen bezeichnete Lucha die Klinikstrukturen: Welche Versorgungsformen werden benötigt und wie lassen sich Ressourcen intelligent nutzen? Lucha hält es für erforderlich, Gesundheitsleistungen sektorenübergreifend zu organisieren, Angebote möglichst ambulant zu machen, kleinere Kliniken zu Verbünden zusammenzuschließen und Schwerpunkte abzusprechen. Er sprach sich für eine Mindestpersonalbesetzung aus. Er sei ein Vertreter der generalisierten Ausbildung, einer Akademisierung der Pflege und entsprechender Vergütungsstrukturen. Bei der Bezahlung der Pflegekräfte liege Baden-Württemberg über dem Bundesdurchschnitt und das Land habe die Investitionsmittel erhöht. Die Aussagen fanden große Zustimmung unter den Beschäftigtenvertretern. Der Schussenrieder Personalratsvorsitzende Herbert Wilzek und Personalrat Bruno Sing dankten Lucha für seinen Besuch. Wilzek forderte mehr Personal und eine bessere Bezahlung. Denn die Betriebs- und Personalräte der oberschwäbischen Kliniken berichteten über viele Überstunden, steigende Arbeitsintensität und hohe Personalfluktuation. Obwohl die Arbeitsinhalte als attraktiv betrachten würden, wechselten viele aus ärztlichen und pflegerischen Berufen in andere Branchen. Zugleich wurde von wachsenden Schwierigkeiten berichtet, in Oberschwaben geeignetes Fachpersonal zu gewinnen.