Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Aogo allein im Aufzug

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Der Grat zwischen Selbstbewu­sstsein und Narzissmus ist schmal im Leben und in den sozialen Netzwerken. Es gibt ja Menschen, die machen eher ein Selfie zu viel als zu wenig, wie auf WhatsApp zu sehen ist. Manche Mädchen etwa posieren zuerst im Bikini mit Freund a und kurz darauf am Gipfelkreu­z mit einem fummelnden Freund b. Welches Image diese Frauen damit transporti­eren wollen, ist die Frage. Liebe?

Welches Bild der Ex-Nationalsp­ieler Dennis Aogo vom VfB Stuttgart mit seinen Selfies transporti­eren will, ist ebenfalls ein Rätsel. Seit Monaten schießt der ansonsten nicht gerade treffsiche­re 31-Jährige im heimischen Aufzug zu Killesberg Selbstport­räts von sich, vermutlich aus Langeweile, oder aus Suchtgründ­en. Womöglich will Aogo uns auch lehren: Das Leben ist ein stetes Auf und Ab, ein Hoch und Runter, das es anzunehmen gilt, allein. Jedenfalls gibt es im Netz längst eine Satireseit­e, die sich mit dem Selfiephil­osophen beschäftig­t, und es gibt die Firma Thyssen Krupp Elevator AG. Die wird künftig mit Aogo kooperiere­n, gab ihm quasi einen Werbevertr­ag, schließlic­h beschäftig­t er sich ja intensiv mit den hauseigene­n Produkten. Man wolle Aogo „als ersten Aufzug-Influencer der Welt etablieren – natürlich mit einem Augenzwink­ern“, tat die Firma kund, auch Fans können profitiere­n. Wer Aogo bis zum 9. Mai ein eigenes Aufzug-Selfie schickt, kann ein Treffen mit ihm gewinnen, und zwar im Thyssen-Testturm zu Rottweil. Was es sonst noch über Aogo zu sagen gibt? Nun, er spendet zwei Prozent seines Gehalts für die DritteWelt-Initiative „Common Goal“. Selbst- respektive Selfie-los geht also offenbar auch bei ihm.

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FOTO: INSTAGRAM/DENNIS AOGO Spieglein, Spieglein... Aogo macht ein Foto.

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