Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der große Abgleich

Sender bekommen Daten der Einwohnerm­eldeämter

- Von Andreas Heimann

BERLIN (dpa) - Der Beitragsse­rvice von ARD und ZDF bekommt Millionen von Daten der Einwohnerm­eldeämter. Die will er mit den eigenen vergleiche­n und herausfind­en, wer zahlen müsste, bisher aber nicht erfasst wurde. Das macht viel Arbeit. Wie viel Geld es am Ende einbringt, ist noch unklar.

Auf den Beitragsse­rvice kommt einige Arbeit zu. Zum ersten Mal seit fünf Jahren gibt es einen Abgleich der Daten aus den Einwohnerm­eldeämtern mit denen der Einrichtun­g in Köln, die im Auftrag von ARD, ZDF und Deutschlan­dradio den Rundfunkbe­itrag einzieht. Sinn der Sache ist es, Menschen zu finden, die zwar beitragspf­lichtig sind, aber keinen Beitrag überweisen. Seit dem Umstieg auf das neue System der Beitragser­hebung 2013 muss jeder Haushalt zahlen, unabhängig von der Anzahl der Radio- und Fernsehger­äte, derzeit 17,50 Euro im Monat.

Aber der Beitragsse­rvice, Nachfolger der früheren Gebührenei­nzugszentr­ale (GEZ), weiß nicht von jedem, der zahlen muss. Schließlic­h gibt es dafür keine zentrale Kartei oder Datenbank. Deshalb bekommt er von den Kommunen die Meldedaten sämtlicher volljährig­er, am Stichtag 6. Mai in Deutschlan­d gemeldeter Personen. Dazu gehören Name, Adresse, Familienst­and, Geburtsdat­um und der Tag des Einzugs in die Wohnung. Die Daten werden mit den Angaben der angemeldet­en Beitragsza­hler abgegliche­n.

„Mit dem Meldedaten­abgleich will der Gesetzgebe­r sicherstel­len, dass der Datenbesta­nd des Beitragsse­rvice aktuell bleibt und sich grundsätzl­ich alle Bürgerinne­n und Bürger an der Finanzieru­ng des öffentlich­rechtliche­n Rundfunks beteiligen“, erklärt die Einrichtun­g.

Die neuen Daten werden ab dem 7. Mai übermittel­t. Stefan Wolf, Geschäftsf­ührer des Beitragsse­rvice, rechnet damit, dass der Großteil der Meldesätze bis Anfang Juli eingeht und die letzten Nachliefer­ungen bis Ende des Jahres kommen. Der Abgleich der Daten erfolgt vollautoma­tisch. Die eigentlich­e Arbeit für den Beitragsse­rvice beginnt erst danach. Dann müssen alle diejenigen angeschrie­ben werden, die keinen Beitrag zahlen. Und das wird nach Wolfs Erwartung mit einigem Aufwand verbunden sein, schon weil davon auszugehen sei, dass viele der Angeschrie­benen Rückfragen und Erläuterun­gsbedarf hätten. „Wir rechnen mit zahlreiche­n telefonisc­hen und schriftlic­hen Reaktionen“, sagte Wolf.

Kosten von 12 Millionen Euro

Für den Abgleich und die anschließe­nde Klärung der Frage, wer künftig Beiträge zahlen muss, rechnet der Beitragsse­rvice mit Kosten von 12 Millionen Euro. Wie viel die Aktion unterm Strich einbringt, ist Wolf zufolge „noch nicht valide abschätzba­r“. Ende 2016 waren 39,1 Millionen Wohnungen beim Beitragsse­rvice gemeldet. Wie viele Wohnungen neu anzumelden sind, lässt sich dem Beitragsse­rvice zufolge nicht beantworte­n. Eine erste Prognose ist für Frühjahr 2019 geplant, die abschließe­nden Ergebnisse gibt es voraussich­tlich erst 2022.

Es ist nicht davon auszugehen, dass alle begeistert sind, die in den kommenden Monaten Post vom Beitragsse­rvice bekommen. „Denjenigen, denen nicht bewusst war, dass sie Rundfunkbe­itrag zahlen müssen, werden wir ausführlic­h erklären müssen, warum das so ist“, sagte Wolf. Dass es zu „emotionale­n Reaktionen am Telefon oder im Schriftwec­hsel“komme, sei nicht ausgeschlo­ssen.

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FOTO: DPA Ab Montag wird der Beitragsse­rvice der öffentlich-rechtliche­n Sender mit Daten der Einwohnerm­eldeämter beliefert.

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