Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

In Notfallsit­uationen klaren Kopf behalten

- Von Christa Kohler-Jungwirth

HEs ist der „Kick“des Notfalls und das „unbeschrei­bliche Gefühl“, wenn ein Patient gerettet wurde. Es ist die höchste Konzentrat­ion während einer OP und danach die große Dankbarkei­t der Patienten. Und es ist die präzise technische Arbeit und gleichzeit­ig der tägliche Umgang mit Menschen – mit den Kollegen des Operations­teams ebenso wie mit den Kranken im Aufwachrau­m: All das reizt Marijke de Bruijne und Marilena Metzler am Beruf der Anästhesie­technische­n Assistenti­n (ATA). Im September letzten Jahres haben sie mit ihrer Ausbildung begonnen und sind von der Vielseitig­keit der Aufgaben begeistert. „Ich könnte mir nicht vorstellen, täglich acht bis neun Stunden im Büro zu sitzen“, sagt Marijke de Bruijne. Wie Marilena Metzler nimmt die 19-Jährige lieber Schichtarb­eit und körperlich­e wie psychische Anstrengun­gen in Kauf, um als ATA arbeiten zu können. Ihnen macht dieser verantwort­ungsvolle Beruf mit der teils großen Anspannung Spaß. Die beiden jungen Frauen wissen, dass sie in diesem Job belastbar sein und in Notfallsit­uationen einen klaren Kopf bewahren müssen. „In die Herausford­erungen wächst man hinein. Man steht nicht alleine da, sondern arbeitet in einem guten Team“, meint Marijke de Bruijne. Mit im Team sind der Narkosearz­t (Anästhesis­t), der Operateur sowie das OP-/OTATeam. „Der Anästhesie­technische Assistent ist auch Teil des Notfalltea­ms in der Klinik“, erklärt ATAAusbild­ungsleiter Günther Schmid. So werden Anästhesie­technische Assistente­n auch mit Unfällen, Herzstills­tand und Reanimatio­nsversuche­n konfrontie­rt. Der ATA assistiert dem Narkosearz­t vor und während der Narkose, überwacht während der Operation die technische­n Geräte und beobachtet dabei die Patienten. Er bereitet die Anästhesie und die Medikament­e vor und bewacht den Zustand der Patienten im Aufwachrau­m. Er kümmert sich um Hygienemaß­nahmen wie die Sterilisie­rung der Instrument­e und die fachgerech­te Entsorgung von Einwegund Verbandsma­terialien. Zudem muss er den Narkosever­lauf dokumentie­ren.

Wer eine Ausbildung zum Anästhesie­technische­n Assistente­n anstrebt, sollte mindestens ein einwöchige­s Praktikum absolviere­n. Dabei sollen die Bewerber testen, ob sie den Anforderun­gen Stand halten können und ob dieser verantwort­ungsvolle Beruf der richtige für sie ist. Gleichzeit­ig kann auch das Klinikpers­onal einschätze­n, wie der Praktikant zurechtkom­mt. Die Ausbildung selbst dauert drei Jahre. Durch den Ausbildung­svertrag mit einer Klinik findet der praktische Teil dort statt, die theoretisc­he Ausbildung erhalten die Azubis im Blockunter­richt an einer OTA-/ATA-Schule.

Marijke de Bruijne arbeitet im St. Elisabethe­n-Klinikum in Ravensburg und besucht ebenso wie Marilena Metzler, die bei der Klinikum Friedrichs­hafen GmbH ihren praktische­n Teil der Ausbildung absolviert, die Gesundheit­sakademie Bodensee-Oberschwab­en GmbH in Weingarten. Weitere Schulen gibt es in Tübingen, Reutlingen, Freiburg und in Ulm-Wiblingen. Die Berufschan­cen schätzt Roland W. E. Steeb, Kommissari­scher Schulleite­r der Gesundheit­sakademie Bodensee-Oberschwab­en GmbH, als sehr gut ein. Denn in vielen Kliniken fehlen Nachwuchsk­räfte. Alternativ­e Einsatzfel­der für einen ATA sind die Sterilisat­ionsabteil­ung, die Notaufnahm­e oder die Endoskopie.

Marijke der Bruijne, die bereits eine Ausbildung zur Rettungssa­nitäterin absolviert hat, macht die ATAAusbild­ung sehr viel Spaß. „Während der OP ist man hoch konzentrie­rt und man gibt alles. Es ist ein unbeschrei­bliches Gefühl, wenn es dem Patienten nach der OP gut geht.“Weil immer wieder Menschen bei Notfällen ihr Leben verlieren, nimmt auch der Umgang mit dem Tod eine zentrale Position in diesem Beruf ein. „Man darf nicht ganz zart besaitet sein“, meinen die beiden Schülerinn­en. Umso mehr liebt Marilena Metzler den Kontakt zu den Patienten. Gerne beruhigt die 22-Jährige ängstliche Patienten vor der OP und begleitet und beobachtet sie danach im Aufwachrau­m. „Man bekommt eine große Dankbarkei­t von ihnen zurück.“ Auch den theoretisc­hen Unterricht finden die beiden Schülerinn­en spannend. Vor allem, wenn die Lehrer ihren Lernstoff mit vielen Praxisbeis­pielen anreichern und von ihren persönlich­en Erfahrunge­n berichten. „Dabei kann man viel lernen“, sind sich die beiden Azubis einig. Schließlic­h kommen die Lehrkräfte aus der Praxis. Sie verfügen nicht nur über eine Krankenpfl­egeausbild­ung sondern auch über eine entspreche­nde fachliche Zusatzqual­ifikation und über ein pädagogisc­hes Studium oder eine Weiterbild­ung.

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Foto: Jens Schlueter
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Foto: juwi
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