Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Rettungskr­äfte wollen Demenzkran­ken sensibler begegnen

Demenzlots­ensystem soll weiter ausgebaut werden – Notfallbog­en für Demenzkran­ke wird entwickelt

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Die ganze „Blaulichtf­amilie“aus dem Landkreis an einem Tisch: Nicht nur die Begleitung durch das ARD-Fernsehtea­m (SZ berichtete) hat die Gesprächsr­unde zum Thema Demenzlots­en im Feuerwehrg­erätehaus Bad Buchau zu einem besonderen Ereignis werden lassen. Zu dem Treffen waren Vertreter von Sana-Klinik, Deutschem Roten Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Bad Buchauer Feuerwehr gekommen.

Demenzlots­en sind ehrenamtli­che Helfer, die Demenzkran­ke in schwierige­n Situatione­n zur Seite stehen und zwischen ihnen und ihrem Umfeld vermitteln. Bereits im Jahr 2011 hat Michael Wissussek die ersten Ideen zu einem kreisweite­n Demenzlots­ensystem entwickelt, in Zusammenar­beit mit dem Institut Gerontopsy­chatischer Weiterbild­ung in Bad Schussenri­ed und gefördert über das Sozialmini­sterium. Von Anfang an hat auch die stellvertr­etende DRK-Kreisvorsi­tzende Dr. Christa Enderle das Thema begleitet, für das es zunächst überhaupt ein Bewusstsei­n zu schaffen galt.

Das hat sich mittlerwei­le geändert. Die Teilnehmer der Gesprächsr­unde waren sich allesamt einig, dass der Umgang mit Demenzkran­ken bei Notfällen besonderes Fingerspit­zengefühl erfordere. „Ein demenziell Erkrankter findet sich in seiner Umgebung sehr gut zurecht – aber im Notfall ist das nicht mehr seine Umgebung“, brachte es Stefan Ries, Pflegedire­ktor der Sana-Klinik, auf den Punkt.

Die Bad Buchauer Feuerwehr hat sich in besonderer Weise dieses Problems angenommen – unter dem Motto: „Wir sind Feuer und Flamme für unsere Demenzkran­ken und nehmen sie an unsere Hand“. Grundlage dafür ist der von Wissussek entwickelt­e Leitfaden „Handlungss­icherheit im Einsatz“; Wissussek ist zudem als Fachberate­r Demenz festes Mitglied der Wehr – ein Modell, das bundesweit einmalig ist.

Nach diesem Vorbild gelte es nun, weitere Rettungskr­äfte im Kreis zu schulen, so Wissussek. Derzeit entwickelt werde zudem ein Notfallund Überleitun­gsbogen. Er enthält etwa biografisc­he Angaben über einen Demenzkran­ken und kann so Pflegern und Ärzten eine Hilfestell­ung im Umgang mit ihm sein. Dies trage für den Patienten zu einem möglichst schonenden Klinikaufe­nthalt bei.

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FOTO: LINK Die „Blaulicht“-Familie.

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