Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Streit um Treppen und Zugang zur City
Ulmer City-Marketing will direkte Verbindung vom Bahnhof – Sedelhöfe-Bauherr lehnt ab
ULM - Wie gelangen Besucher der Ulmer Innenstadt künftig vom Bahnhof in die City? Die unterirdisch geplante Einstein-Passage soll vom Bahnhof einen direkten, bequemen Zugang über eine Rolltreppe zur Bahnhofstraße bieten: Das wollen die Einzelhändler. Oder werden alle Passanten über eine Rolltreppe durch die Sedelhöfe gelenkt, die als Teil der Fußgängerzone entwickelt werden sollen? Das wollen die Bauherren und die Stadt.
Während der Baufortschritt der Sedelhöfe jeden Tag zu besichtigen ist, entzweit der Zugang vom Bahnhof in die Innenstadt die Gemüter.
Geplant ist – Stand heute – eine 14,80 Meter breite unterirdische Passage, die Einstein-Passage, die Bahnhof und Sedelhöfe miteinander verbindet. Am östlichen Ende wird sie zwei Ausgänge haben: Ein Ausgang führt über eine Rolltreppe auf den zentralen Platz der Sedelhöfe, den Einstein-Platz. Der zweite Ausgang, acht Meter entfernt, führt in Richtung Bahnhofstraße und weist nur eine statische Treppe auf, aber keine Rolltreppe. Genau hier setzt die Kritik an: Die IHK und die Einzelhändler wünschen sich, dass die Besucherströme den Bahnhof verlassen, die Unterführung passieren und über eine Rolltreppe auch direkt auf die Bahnhofstraße gelangen können.
Die Sedelhöfe-Bauherren, die Hamburger DC Developments, und die Stadt wollen die Besucherströme vom Bahnhof ebenso durch die Unterführung leiten, sie dann aber durch die Sedelhöfe lenken. Derzeit ist keine einvernehmliche Lösung in Sicht.
Handel erwartet Entgegenkommen
Vor allem Michael Klamser, Vorsitzender des Ulmer City-Marketings, setzt sich für eine Rolltreppe ein: „Eine Rolltreppe ist die bequemste und beste Möglichkeit, um die Menschen vom Bahnhof zu den Geschäften der Innenstadt zu bringen.“Klamsers Argumente: Eine Treppe von sechs Metern Höhe mit mehr als 30 Stufen sei für die Passanten, die nur in die Innenstadt, nicht aber in die Sedelhöfe wollen, eine glatte Zumutung: „Denken Sie an Menschen, die auf Rollatoren angewiesen sind, an Eltern mit Kinderwagen, an Reisende mit Gepäck.“
Die Ulmer City, die Händler und die IHK seien in der Planungsphase den Investoren von DC bei der direkten Anbindung des Untergeschosses an den Einstein-Platz deutlich entgegengekommen: „Jetzt erwarten wir im Gegenzug auch Unterstützung durch den Einbau einer Rolltreppe“, sagt Klamser, der für 368 Mitglieder, Unternehmen aus Dienstleistung, Gastronomie und Handel, spricht.
Lothar Schubert, geschäftsführender Gesellschafter des Bauherrn, der DC Developments (DCD), schließt den Bau einer weiteren Rolltreppe, wie das Ulmer City-Marketing es wünscht, aus und begründet: „Mit den Sedelhöfen liegt der Fokus auf der Erweiterung der Innenstadt von Ulm. Wir bauen ein Quartier, das 24 Stunden auch für Lebendigkeit in der Innenstadt sorgen und ein Teil der Fußgängerzone werden wird. Wir haben den Anspruch, ein Entrée zur Innenstadt zu schaffen, wovon der Einzelhandel, die Gastronomie aber auch der Tourismus profitieren wird.“Bei DCD heißt es, man nehme nicht all die Risiken, Kosten und Verzögerungen auf sich, um den Albert-EinsteinPlatz als Standort zu schwächen.
Die Untergeschossplanungen der Sedelhöfe seien so weit fortgeschritten, dass Planänderungen zu Bauverzögerungen führen könnten. Außerdem rechnet Schubert mit Kosten im siebenstelligen Bereich. Auch werde der Wert der Immobilie sinken.
Schubert wirbt für die derzeitige Planung: „Mit der geplanten Rolltreppe erhalten die Passanten einen direkten Zugang zum Albert-EinsteinPlatz. Die statische Treppe werden wir gern auffächern und den Wünschen der Stadt abermals entgegen kommen. Eine weitere Rolltreppe jedoch noch mal daneben zu bauen, werden wir nicht machen. Wir bitten um Verständnis.“
Zeit drängt
Beide Seiten stehen zwar schriftlich im Kontakt, auch hat DCD im März einen Informationsabend veranstaltet, zu dem die IHK eingeladen war. Zwei Mal im Jahr ist ein Round Table von Seiten der DC Developments geplant: Hierzu werden die IHK, Einzelhändler und Interessierte eingeladen. „Ziel ist, an diesen Abenden sich über die Bedürfnisse auszutauschen und über den aktuellen Stand zu berichten“, sagt eine Sprecherin. Viel Zeit bleibt nicht mehr: Mitte Mai soll der notwendige Bebauungsplan vom Gemeinderat beschlossen werden.
Eine Umfrage des Ulmer CityMarketings zur Treppenfrage gibt es unter www.ulmercity.de