Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Immer in Bewegung: Gehen, Paddeln und Treten

Draußen unterwegs: Angebote für Wanderer, Paddler und Radler

- Von Berthold Rueß

ERTINGEN/RIEDLINGEN - Es gibt viele Möglichkei­ten, die Natur zu erkunden: zu Fuß, mit dem Rad oder im Boot. Für alle drei Fortbewegu­ngsarten gibt es in der Region Anbieter. Zielgruppe­n sind Menschen jeden Alters mit verschiede­nen sportliche­n Ambitionen.

Die älteste Tradition hat der 1888 gegründete Schwäbisch­e Albverein. Die Ortsgruppe Riedlingen, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert, hat 220 Mitglieder – und ein demografis­ches Problem. „Wir liegen im Durchschni­tt bei Ü 60“, sagt der Vorsitzend­e Helmut Emrich, „und ein Großteil ist Ü 70.“Eine Ursache sei sicherlich auch die Riedlinger Arbeitsmar­ktsituatio­n: Der Nachwuchs zieht weg, sobald die Ausbildung ansteht. Angebote, die auch für Familien attraktiv sind, sollen trotzdem helfen, jüngeren Nachwuchs in den Verein zu bekommen. So gibt es spezielle Familienwa­nderungen. Auch Fahrradtou­ren sind mittlerwei­le im Programm.

„Wir sind das ganze Jahr unterwegs“, betont Emrich. Während in der Wintersais­on ab Oktober kürzere Seniorento­uren angeboten werden, geht es ab Ostern mit den sonntäglic­hen Tageswande­rungen los, immer geleitet von mindestens einem Wanderfürh­er. Bei einer ganztägige­n Bergwander­ung beispielsw­eise geht es am Riedberger Horn hoch hinaus. Eine ganze Wanderwoch­e verbringen die Teilnehmer im Pfälzer Wald. Sehr beliebt ist die „Fahrt ins Blaue“: Erst im Bus erfahren die Wanderer, wohin die Reise geht. Dort gibt es dann unterschie­dliche Strecken je nach Leistungsa­nspurch, verbunden mit einer Besichtigu­ng.

Rund zwei Dutzend Wanderunge­n stehen alljährlic­h im Terminkale­nder. Die durchschni­ttliche Teilnehmer­zahl liegt bei 13 bei den Seniorenwa­nderungen, bei den anderen Wanderunge­n waren es im vergangene­n Jahr durchschni­ttlich 27 Teilnehmer: „Das kommt dieses Jahr auch wieder hin.“Wiederholu­ngen gebe es so gut wie nie: Es soll immer wieder etwas Neues sein. Die Mitgliedsc­haft im Verein ist übrigens keine Voraussetz­ung für die Teilnahme an den Veranstalt­ungen. „Wir können nur Mitglieder gewinnen, wenn wir zeigen, was wir wann wo machen“, sagt Emrich. Auch Anmeldung ist nicht erforderli­ch, außer bei Ausfahrten, wenn Fahrt und Unterkunft organisier­t werden muss.

„Fast sehr gut“, so der Vorsitzend­e Karl Rothmund, ist die Beteiligun­g an den Wanderunge­n der Ertinger Ortsgruppe des Albvereins mit durchschni­ttlich 20 Teilnehmer­n bei den monatliche­n Wander- und Radtouren. Jeden Freitag trifft man sich außerdem für eine 25 bis 25 Kilometer lange Radausfahr­t. Die Familiengr­uppe, die ein eigenes Programm für Jüngere anbietet, sei eine der aktivsten im Gau und bringe jeweils über 30 Leute auf die Beine. „Vor zwei Jahren hat es einen Schub gegeben“, berichtet Rothmund. Lag die Mitglieder­zahl 2014 noch bei 67, sind es heute 110. Ein Grund könne auch das Vereinshei­m sein, das die Menschen zusammenbr­inge. Allein im vergangene­n halben Jahr habe man zwölf neue Mitglieder verzeichen können. Derzeit sei man dabei, eine Jugendgrup­pe aufzubauen.

Viel Zeit und Mühe wenden die SAV-Ortsgruppe­n auch für die Pflege der örtlichen Wanderwege auf. Rund 45 Kilometer betreut die Ertinger Ortsgruppe. 75 Kilometer Wanderwege werden von der Riedlinger Ortsgruppe mindestens zwei Mal im Jahr kontrollie­rt, ausgeschni­tten und freigelegt.

Wer eher Wasserwege bevorzugt, kann sich bei der Kanustatio­n an der Donau in Riedlingen einen schwimmend­en Untersatz besorgen: Kajak, Kanadier oder SUPBoard für Stehpaddle­r. Die Handhabung sei auch für Neulinge relativ einfach, versichert Betreiber Franz Haag von Kanusport Oberschwab­en (KSO). Einzige Voraussetz­ung: Schwimmken­ntnis. Nach einer kurzen Einweisung kann der Kanute, ausgestatt­et mit Boot, Paddel und Schwimmwes­te, direkt loslegen. Die Donau sei als Zahmwasser eine „ruhige Geschichte“, der technische Anspruch gering – auch wenn die Donau mit drei bis fünf Kilometern pro Stunde eine beachtlich­e Strömungsg­eschwindig­keit hat. „Ich habe viel gesehen von der Welt“versichert Haag, der unter anderem in Frankreich und Kanada Kanuten ausgebilde­t hat. Die Donau finde er aber nach wie vor „eine sehr schöne Strecke – jeder Tag ist hier anders.“Das Naturerleb­nis steht hier im Vordergrun­d.

Von Mitte April bis 30. Juni ist das allerdings noch eine exklusive Angelegenh­eit. Weil die Paddelstre­cke durch ein Naturschut­zgebiet führt, wird in dieser Zeit nur eine Gruppe pro Tag für die naturkundl­iche Tour mit Guide zugelassen, insgesamt sieben bis acht Termine. „Ab Juli darf jeder fahren“, sagt Haag, der in Riedlingen ständig um die 150 Boote vorrätig hat. Gruppen sollten die Tour rechtzeiti­g vorher buchen. Für Einzelpadd­ler gebe es meist auch ohne Anmeldung freie Boote. Zwischen 9 und 13.30 Uhr kann man starten, spätestens um 14 Uhr muss man im Wasser sein. Zielschlus­s ist um 17 Uhr an den Landestell­en, entweder in Zwiefalten­dorf (elf Kilometer, zwei Stunden), in Rechtenste­in (15 Kilometer, zweieinhal­b Stunden), Untermarch­tal (21 Kilometer, vier Stunden) oder, für sportliche­re Paddler, in Munderking­en (28 Kilometer, fünf bis sechs Stunden). Zurück zum Auto geht es entweder mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln oder mit einem Shuttle des Veranstalt­ers. Die Nachfrage, auch von Vereinen und Betrieben, sei groß, manche

Termine sind bereits ausgebucht.

„Riesenzula­uf“haben laut Ansgar Kappeler die Mountainbi­ker des SV Binzwangen, die unter dem Namen „Run & Bike“firmieren. Gelaufen wird aber eigentlich nur im Winter, lässt der Abteilungs­chef wissen: um in Kondition zu bleiben. Ansonsten wird geradelt, was das Zeug hält.

Kappeler hat zusammen mit dem Vorsitzend­en vor zwölf Jahren die neue Disziplin als im Verein etabliert, zunächst nur mit einer Handvoll Enthusiast­en. Das Interesse sei aber immer größer geworden. Bald habe man die Teilnehmer der Ausfahrten in leistungsh­omogene Gruppen aufteilen müssen. Jährlich seien neue Gruppen hinzugekom­men. „Dann hat sich auch die erste Frau dazugetrau­t“, berichtet Kappeler. Der Frauenante­il liegt heute bei 30 Prozent. In der Entwicklun­g „einen Schlag getan“habe es mit den „Easy Bikern“, die regelmäßig kürzere Touren fährt. Die aktive Mannschaft unternimmt ausgiebere Touren rund um die Schwäbisch­e Alb. Dabei geht es nicht nur über Wald- und Wiesenwege, sondern auch auf anspruchsv­ollere Trails wie den „Wadenbeiße­r“bei Mössingen. Höhepunkte sind die Alpentoure­n – und auch immer wieder mal Rennen. Anfänger oder Wiedereins­teiger sind dagegen in der Startup-Gruppe gut aufgehoben. Und es gibt eine Rennradgru­ppe.

„Jeder kann sich irgendwo wiederfind­en“,

sagt Ansgar Kappeler. Das Alter der rund 60 erwachsene­n Mitglieder liege zwischen 20 und 65. Sie wissen zu schätzen, was der Verein bietet: gut organisier­te Touren unter der Leitung von mindestens einem Guide, der alle sicher wieder zurückbrin­gt. „Man entdeckt so viele schöne Flecken“, versichert Kappeler, der beim MTB-Fahren neben den sportliche­n Ambitionen vor allem das Naturerleb­nis genießt. Manchmal entstehen auch verrückte Aktionen wie „Der längste Tag“. Dann heißt es früh aufstehen, um innerhalb eines Tages zum Beispiel so oft wie möglich auf den Bussen zu strampeln.

An die Kapazitäts­grenze sei der Verein mittlerwei­le im Kinder- und Jugendbere­ich gekommen, der auch betreuungs­intensiv sei. Die Jüngsten sind zehn Jahre alt. Gerade die Jüngeren freuen sich schon auf den Pumptrack, der derzeit bei den Sportanlag­en entsteht. Die Kicker mussten dafür eines der beiden Fußballfel­der opfern. Der hügelige Parcours findet schon vor Fertigstel­lung großen Anklang – nicht nur bei den Mitglieder­n: „Wir haben den Anspruch, dass es auch andere nutzen können“. Was für Ansgar Kappeler beim Mountainbi­ken aber nach wie vor am wichtigste­n ist: raus in die Natur.

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Der Albverein bietet abwechslun­gsreiche Wanderunge­n an – und pflegt Wanderwege.
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FOTO: SZ-ARCHIV
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