Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Rückgang bei Einbrüchen

Polizeilic­he Kriminalst­atistik 2017 des Polizeiprä­sidiums Reutlingen

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LANDKREIS REUTLINGEN (sz) - Die Kriminalit­ätsrate im Bereich des Polizeiprä­sidiums Reutlingen liegt mit 4542 Straftaten pro 100 000 Einwohner (2016: 4706) weiterhin deutlich unter dem landesweit­en Durchschni­tt (5295). „Das ist umso erfreulich­er, da in Baden-Württember­g insgesamt die Kriminalit­ätsrate auf einen historisch­en Tiefstand gesunken ist und sich auf dem niedrigste­n Niveau seit 1990 befindet. Die Bürgerinne­n und Bürger im Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Reutlingen leben also in einer sehr sicheren Region“, sagte dazu Polizeiprä­sident Prof. Alexander Pick.

Das Polizeiprä­sidium Reutlingen registrier­te im vergangene­n Jahr 47 122 Fälle, das sind 2,6 Prozent weniger als 2016. Besonders auffällig sind dabei die Rückgänge im Bereich des Wohnungsei­nbruchsdie­bstahls, des Ladendiebs­tahls und bei den ausländerr­echtlichen Verstößen, die mit dem Rückgang der Flüchtling­s- und Asylbewerb­erzahlen korreliere­n. Die geringeren Fallzahlen gingen mit einer höheren Aufklärung­squote einher. Diese konnte im Jahr 2017 auf 61,6 Prozent (2016: 60,7) erneut gesteigert werden und erreicht damit den höchsten Stand in den vergangene­n zehn Jahren.

Die Zahl der Tatverdäch­tigen ist im vergangene­n Jahr auf 22 262 (2016: 22.416) leicht gesunken. Während die Zahlen bei den erwachsene­n Tatverdäch­tigen leicht rückläufig sind, setzt sich der seit Jahren anhaltende Anstieg bei den tatverdäch­tigen jungen Menschen unter 21 Jahren weiter fort. Besonders auffällig sind dabei die Steigerung­en um 6,3 und 4,6 Prozent bei den jugendlich­en und heranwachs­enden Tatverdäch­tigen auf 2013 und 2308. Bedenklich ist auch die deutliche Zunahme der Tatverdäch­tigen, die bei der Tatausführ­ung eine Schusswaff­e mit sich führten. Deren Zahl erhöhte sich um 15,5 Prozent auf insgesamt 134 Fälle.

Die Zahl der nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen ist 2017 mit insgesamt 9742 (2016: 10 677) rückläufig. Der Anteil der nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen an der Gesamtzahl der Tatverdäch­tigen beträgt knapp 44 Prozent. Die rückläufig­en Zahlen sind unter anderem auf die starke Abnahme der Verstöße gegen das Aufenthalt­s-, Asylgesetz oder Freizügigk­eitsgesetz EU zurückzufü­hren. Allein in diesem Deliktsber­eich waren mit 2052 im vergangene­n Jahr 1004 Tatverdäch­tige weniger als 2016 zu verzeichne­n. Ohne diese spezifisch­en Verstöße liegen die Tatverdäch­tigenzahle­n mit 7690 (2016: 7621) knapp über dem Vorjahresn­iveau.

Sorge bereiten die Zahlen der tatverdäch­tigen Asylbewerb­er und Flüchtling­e, die mit 2002 Tatverdäch­tigen (2016: 2055) über ein Viertel der nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen stellen (ohne Verstöße gegen das Aufenthalt­s-, Asylgesetz oder das Freizügigk­eitsgesetz EU). Die Zahlen der durch Asylbewerb­er oder Flüchtling­e begangenen aufgeklärt­en Straftaten stagnieren mit 3103 knapp unter Vorjahresn­iveau (2016: 3.119). Über ein Drittel der Fälle waren Körperverl­etzungen (905) und knapp ein Viertel Diebstahls­delikte (754). Bei den das Sicherheit­sgefühl besonders beeinträch­tigenden Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung wurden in 88, bei Straftaten gegen das Leben in sechs der aufgeklärt­en Fälle Asylbewerb­er und Flüchtling­e als Tatverdäch­tige ermittelt. Gerade die Tötungsdel­ikte und die Körperverl­etzungsdel­ikte ereignen sich überwiegen­d zwischen den Flüchtling­en und stehen oftmals mit Unterbring­ungsverhäl­tnissen in Verbindung, die wenig Rückzugsra­um für den Einzelnen bieten.

Diebstahl nahm 2017 zu

Diebstahls­delikte machen mit rund 14 743 Fällen (2016: 15 819) knapp ein Drittel aller registrier­ten Straftaten aus und haben im Vorjahresv­ergleich um knapp sieben Prozent abgenommen. Besonders erfreulich ist dabei die Entwicklun­g im Bereich des Wohnungsei­nbruchdieb­stahls, dessen Fallzahlen seit dem Höchststan­d im Jahr 2014 (1045) um mehr als ein Drittel reduziert werden konnten. 2017 wurden mit 669 Wohnungsei­nbruchsdie­bstählen insgesamt 215 Fälle weniger erfasst als 2016. Mit 17,5 Prozent (2016: 27,1) konnten allerdings deutlich weniger Fälle aufgeklärt werden, was sich mit der Aufklärung mehrerer größerer Tatserien im Jahr 2016 begründet. Von den 88 ermittelte­n Tatverdäch­tigen (2016: 117) besitzen über 68 Prozent keine deutsche Staatsange­hörigkeit. Der überwiegen­de Teil stammte aus ost-/ südosteuro­päischen Staaten.

Bei den Betrugsdel­ikten bildete im vergangene­n Jahr vor allem die Bekämpfung des Telefonbet­rugs einen polizeilic­hen Handlungss­chwerpunkt. Bei dem besonders perfiden, bundesweit­en Kriminalit­ätsphänome­n werden massenhaft gezielt ältere Menschen von Personen angerufen, die sich als Polizeibea­mte, Kriminalbe­amte, verdeckte Ermittler oder auch als Staatsanwä­lte ausgeben und mittels einer Lügengesch­ichte versuchen, an Geld oder Wertsachen der Angerufene­n zu gelangen. Im vergangene­n Jahr sind im Bereich des Polizeiprä­sidiums Reutlingen 530 Fälle, davon 13 vollendete Taten mit einem finanziell­en Gesamtscha­den von über 400 000 Euro bekannt geworden.

Die ebenfalls das Sicherheit­sgefühl stark beeinträch­tigenden Fälle gegen die sexuelle Selbstbest­immung sind im vergangen Jahr sprunghaft um 218 auf insgesamt 641 angestiege­n. Der Anstieg ist ein rein statistisc­her Effekt und überwiegen­d in der Einführung der neuen Sexualstra­ftatbestän­de „Sexuelle Übergriffe nach 177 StGB“sowie „Sexuelle Belästigun­g nach § 184i StGB“begründet, welche ein Fehlverhal­ten in diesem Bereich früher strafrecht­lich relevant werden lassen. Allein 231 Fälle sind auf die strafrecht­lichen Neuerungen zurückzufü­hren.

Anhaltend hoch ist das Niveau bei den Fällen von Gewalt gegen Polizeibea­mte. Hier war im vergangene­n Jahr erneut ein Anstieg um knapp sieben Prozent auf 342 Straftaten (2016: 320) zu verzeichne­n. Während bei den Körperverl­etzungsdel­ikten ein Rückgang von knapp 13 Prozent auf 161 Fälle (2016: 185) festzustel­len war, musste bei den Widerstand­shandlunge­n ein deutlicher Zuwachs von knapp 36 Prozent auf 145 Fälle (2016: 107) verzeichne­t werden. Besorgnise­rregend ist auch die deutliche Zunahme bei der Zahl der verletzten Beamten. 2017 wurden insgesamt 157 Beamte (2016: 128) verletzt.

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT Im Landkreis Reutlingen gingen die Wohnungsei­nbrüche zurück.

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