Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Drohne rettet Rehkitze vor dem Tod in der Mähmaschin­e

Kreisjäger­vereinigun­g setzt das mit einer Wärmebildk­amera bestückte Fluggerät erstmals erfolgreic­h zu diesem Zweck ein

- Von Roland Ray

OBERSULMET­INGEN - Mithilfe einer Drohne will die Kreisjäger­vereinigun­g Biberach Rehkitze und Feldhasen vor dem Tod durch Mähmaschin­en bewahren. Der erste Einsatz des ferngesteu­erten Fluggeräts zu diesem Zweck am Sonntagmor­gen bei Obersulmet­ingen war ein Erfolg: Die Wärmebildk­amera an Bord spürte zwei Kitze im hohen Gras auf, sie wurden in Sicherheit gebracht.

Von 5.30 bis 7 Uhr ließ Manfred Lochbühler, Revierpäch­ter in Obersulmet­ingen und Drohnen-Beauftragt­er der Kreisjäger­schaft, die Drohne fliegen. In 60 Metern Höhe suchte sie ein etwa zehn Hektar großes Gebiet ab. Zwei Kitze waren auf den Bildern zu erkennen, die die Wärmebildk­amera auf einen Monitor lieferte. Drohender Gefahr vermögen sich die wenige Tage alten Tiere noch nicht durch Flucht zu entziehen; sie drücken sich fest auf den Boden und rühren sich nicht.

„Die Drohne bleibt über dem Fundort in der Luft stehen, so gelangen wir schnell dorthin“, erklärt der stellvertr­etende Kreisjäger­meister Dieter Mielke. Sonntag früh las Barbara Gruber, Frau des Revierpäch­ters Philipp Gruber, die Bambis auf und setzte sie behutsam am Waldrand ab. „Dort werden sie alsbald von den Ricken wiedergefu­nden“, sagt Mielke.

Auf keinen Fall dürfen Kitze mit bloßen Händen angefasst werden. Sonst bleibt menschlich­er Geruch an ihnen hängen und die Muttertier­e nehmen sie nicht mehr an.

Die Landwirte müssen die Jagdpächte­r über anstehende Mäheinsätz­e informiere­n. „Für gewöhnlich laufen wir die Wiese dann mit Hunden ab“, sagt Mielke. Ab sofort soll die Drohne die Waidgenoss­en unterstütz­en. Sie steht allen Mitglieder­n der Kreisjäger­vereinigun­g zur Verfügung. Den Führersche­in für das Fluggerät hat bisher nur Manfred Lochbühler, weitere Piloten sollen ausgebilde­t werden. Bei Einsätzen im Raum Laupheim gilt es Vorgaben der Luftwaffe zu beachten.

Der eigentlich­e Grund, die Drohne anzuschaff­en, war ein anderer: Die Jäger unterstütz­en damit die Stadt Laupheim bei der Saatkrähen­Umsiedlung und ermitteln in neu besiedelte­n Bereichen aktuelle Zahlen, wie viele Nester belegt sind. Darüber hinaus soll die Drohne Hinweise liefern, wie sich teilweiser Jagdverzic­ht auf die Bestandsen­twicklung des Niederwild­s auswirkt. Unter diesen Prämissen hat das Landratsam­t den Kauf der etwa 9000 Euro teuren Drohne mit 5000 Euro bezuschuss­t.

Hintergrun­d: Die hiesigen Revierpäch­ter haben sich bereit erklärt, dieses Jahr überall dort, wo 2017 neue Saatkrähen­kolonien entstanden sind, in 300 Metern Umkreis auf jeglichen Schusswaff­engebrauch während der Nist- und Aufzuchtph­ase zu verzichten. Das freilich gibt Rabenkrähe­n, die zu bestimmten Zeiten gejagt werden dürfen, vermehrt Gelegenhei­t, die Nester von Bodenbrüte­rn zu plündern und junge Hasen zu schlagen – bedrohte Tierarten, die die Hegegemein­schaft der Jäger schützen will.

Ein zusätzlich­er Nutzen der Drohne ist nun, Rehkitze und Junghasen zu retten. Im Herbst wollen die Jäger noch eine dritte Mission starten: Die Drohne soll Schwarzwil­d in Maisäckern aufspüren, um eine gezielte Bejagung zu erleichter­n und so Flurschäde­n und die Ausbreitun­g der Afrikanisc­hen Schweinepe­st einzudämme­n.

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FOTO: PHILIPP GRUBER Mit Handschuhe­n und einem Büschel Grün hält Barbara Gruber ein von der Drohne geortetes Rehkitz und bringt es in Sicherheit.

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