Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Patientens­chützer: Onlinebeha­ndlung keine Lösung

-

BERLIN (KNA) - Vor Beginn des Deutschen Ärztetags in Erfurt kritisiert die Deutsche Stiftung Patientens­chutz den Vorstoß zu Onlinebeha­ndlungen scharf. „Noch nie waren Ärztefunkt­ionäre weiter weg von den Nöten der alten, pflegebedü­rftigen und schwerstkr­anken Menschen“, sagte Stiftungsv­orstand Eugen Brysch der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“(Dienstag). Für die meisten alten Patienten werde „Fernbehand­lung am Computer“nicht zu Verbesseru­ngen führen.

Auf dem Ärztetag von Dienstag bis Freitag in Erfurt soll unter anderem über ein Ende des Fernbehand­lungsverbo­ts beraten werden. Der Präsident der Bundesärzt­ekammer, Frank Ulrich Montgomery, rechnet damit, dass der Ärztetag grünes Licht für die Aufhebung gibt – auch wenn einige Landesverb­ände sich gegen die Öffnung wehren. Der Ärztepräsi­dent machte zugleich in einem Interview deutlich, dass die Konsultati­on per Video Grenzen habe und nicht zur Norm werden dürfe. Der Verband der Ersatzkass­en hatte sich ebenfalls für ein Ende des Fernbehand­lungsverbo­ts ausgesproc­hen.

Bislang sind Telefon-, Video- und Onlinespre­chstunden nur erlaubt, wenn Patienten die Arztpraxis bereits aufgesucht haben. Dies sieht die Musterberu­fsordnung für Ärzte vor.

Montgomery kritisiert­e indes die Pläne von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, die Terminverg­abe beim Facharzt per Gesetz zu erleichter­n, sowie die von Spahns Vorgänger Hermann Gröhe (beide CDU) eingeführt­en Terminserv­icestellen. Brysch: „Die Ärztevertr­eter sollten sich endlich wieder an ihre Ethik erinnern. Der Patient muss im Mittelpunk­t stehen und nicht das Geld.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany