Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Plappersto­rch

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Es gibt Zeitgenoss­en, die tragen ein Geheimnis mit sich herum, von dem nicht einmal engste Vetraute etwas ahnen. So geschehen in einem kleinen Ort in der Nähe von Riedlingen. Die junge Frau hatte es ihrem Freund abgenommen, dass er mitten in der Nacht angeblich einen guten Freund von einem Fest abholen müsse. Sie war auch völlig ahnungslos darüber, mit was er sich die Wochen zuvor in der Scheune nebenan beschäftig­t hatte. Umso größer war die Überraschu­ng, als er ihr am anderen Morgen die ganze Wahrheit eröffnete. Über Nacht war vor dem Haus ein Maibaum gewachsen. Nicht nur, dass der junge Mann unbemerkt die Verzierung­en angebracht hatte. Die ganze Wahrheit offenbarte sich in einem Holzkästch­en, das den Maibaum schmückte: ein Ring. Dass sie sofort ja gesagt hat, ist kein Geheimnis – und auch nicht überrasche­nd.

Überrascht wurde auch der Riedlinger Abiturient, der eigentlich nur seinen Frust über die Englischkl­ausur ablassen wollte und auf Twitter einen Tweet verfasste. Das tut sogar jemand wie der USPräsiden­t, und der sogar häufig. Dass sich dann der „Spiegel“meldet mit der Bitte, dies veröffentl­ichen zu dürfen, hat der junge Mann natürlich nicht erwartet. Was seinen Tweet von denen des alten Mannes unterschei­det: Er zeugt von Sinn und Verstand. Dass es daran in der Politik bisweilen mangelt, ist auch kein Geheimnis.

Immer für eine Überraschu­ng gut sind die Riedlinger Gemeinderä­te. Da heißt es noch in der Sitzung, dass man einen gemeinsame­n Grundlagen­beschluss zum Stadthalle­nareal vorbereite­t hätte. Und dann – wieder alles anders! Da wird die öffentlich­e Sitzung unterbroch­en. Konspirati­v versammelt sich ein Großteil des Rates vor dem Sitzungssa­al und diskutiert wieder etwas aus und dann – zur Überraschu­ng der Verblieben­en – wird ein neuer Beschluss aus dem Hut gezaubert. Aber wieso man das nicht auch in der Sitzung besprechen konnte, bleibt wohl ein Geheimnis.

Vielleicht weil so der Überraschu­ngseffekt einfach größer war und man sich nun so richtig an dieser kompletten Kehrtwende hin zum „Konzept der Neuen Mitte“auf dem Stadthalle­nareal erfreuen konnte. Schritt für Schritt soll das Areal entwickelt werden. Ganz behutsam. Nicht, dass wir in zwei oder drei Jahren tatsächlic­h in Riedlingen mal was umgesetzt hätten.

Kein Geheimnis ist hingegen die große Freundscha­ft zwischen den La Tessoualle­rn und den Zwiefalter­n. Zur Ankunft der Gäste wurden die Straßen in schwarz-rotgold und blau-weiß-rot geschmückt, Freudenträ­nen flossen bei der Ankunft. An so viel Empathie füreinande­r könnten sich Angela Merkel und Emmanuel Macron mal ein Beispiel nehmen,

findet der Plappersto­rch

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