Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Oma Toni ist der Mittelpunk­t

Antonie Münst feiert mit zehn Kindern im großen Familienkr­eis Muttertag und Geburtstag

- Von Marion Buck

HEILIGKREU­ZTAL - Wenn am Sonntag in vielen Ländern dieser Erde der Muttertag gefeiert wird, versammeln sich auch in Heiligkreu­ztal bei Antonie Münst die Kinder samt Anhang an der Kaffeetafe­l. Allerdings fällt dort der Muttertag in einer etwas größeren Dimension aus. „Oma Toni“, wie sie liebevoll von allen genannt wird, hat zehn Kinder, zehn Schwiegerk­inder, 23 Enkel, deren Partner und zwölf Urenkel – zwei weitere werden dieses Jahr noch erwartet. Und sie feiert nicht nur ihren 64. Muttertag, sie wird am Sonntag auch 87 Jahre alt.

Ob Taufe, Hochzeit, Geburtstag, Weihnachte­n oder eben Muttertag – im Hause Münst werden Feste zusammen gefeiert. Und „im engsten Familienkr­eis“bedeutet dann, dass über 50 Gäste erwartet werden. So auch am kommenden Sonntag. Die Kinder bringen Kuchen oder Salat, Oma Toni stellt die Getränke. Wer früh dran ist, bekommt einen Platz an der Kaffeetafe­l. Die anderen platzieren sich in der Küche. Es sei ein Kommen und Gehen, Kaffee getrunken werde in Etappen.

Das ist in der Münst-Familie völlig normal. Wer Geburtstag hat, muss mit vielen Gästen aus der Familie rechnen. Selbst zum Bruder nach Frankfurt sei die ganze Familie schon einmal mit einem Bus gefahren und auch die Schwester am Bodensee bekommt Besuch vom ganzen Clan. Bei Oma Toni findet man sich aber nicht nur zu Hochfesten ein. Auch dienstags und samstags treffen sich die Töchter bei ihr zum Kaffee. Wer nicht teilnehmen kann, muss sich entschuldi­gen. „Weil man sich ja sonst Sorgen macht“, sagt die Mutter, die zum Samstagska­ffee Weißbrot backt, das in der Familie legendär ist. „Der Kaffeeklat­sch am Samstag ist die beste Psychother­apie“, sagt Tochter Elfi lachend. Da wird geredet, zugehört und man werde von den anderen auch mal zusammenge­staucht und wieder geerdet.

Dass sie einmal so eine große Familie haben werde, konnte sich Oma Toni als junges Mädchen nicht ausmalen. „Als Kind beneidete ich meine Freundinne­n“, erzählt sie. Die hatten alle große Familien, da war immer was los. Sie selbst hatte einen Bruder, der jung bei einem Motorradun­fall ums Leben kam. Der Vater war im Krieg. So war sie mit ihrer Mutter ganz alleine.

1952 heiratete sie ihren Ehemann Georg und zog zu ihm nach Binzwangen. Ihre sieben Töchter und drei Söhne kamen zwischen 1954 bis 1968 zur Welt. Alle wurden sie in Riedlingen im Krankenhau­s geboren. Einzig die Zwillinge mussten 1966 in Saulgau entbunden werden, weil das Riedlinger Krankenhau­s im August immer geschlosse­n war. „Der Arzt brauchte ja auch mal Urlaub“, so Oma Toni. Dass es Zwillinge werden, erfuhr sie erst bei der Geburt. Die Kindheit in der Großfamili­e verbinden die Geschwiste­r mit guten Erinnerung­en. „Auch wenn nicht jeden Tag die Sonne schien“, sagt Tochter Angela. Es habe auch mal ein paar hinter die Löffel gegeben. Die älteren hätten die kleineren Geschwiste­r erzogen. Jeder hatte im Haushalt seine Aufgaben zu erledigen und in der Landwirtsc­haft zu helfen.

„Wichtig ist unserem Vater immer gewesen, dass wir der Mutter ein Muttertags­geschenk hatten“, erinnert sich Tochter Angela. Weil sie für andere Leute Milch in der Molkerei holten, gab es für die Kinder „Molkegeld“. Dafür kauften sie dann der Mutter einen Geschenkko­rb. Und die Kleinen pflückten einen Wiesenstra­uß, weiß Tochter Carola noch. Der Vater ist vor zwölf Jahren gestorben. Seine Frage nach dem Muttertags-Geschenk haben seine Mädchen immer noch im Kopf.

Bevor am Sonntag Muttertag und Geburtstag gefeiert wird, steht noch ein üblicher Samstagska­ffee an. Und bei Oma Toni finden nicht nur die Töchter zusammen. Auch die Enkel suchen ihre Gesellscha­ft, weil Omi sich die Sorgen aus der Schule anhört und die Jugendlich­en motiviert. „Oma Toni ist der Mittelpunk­t“, sagt Tochter Angela. Und alle seien sie dankbar, dass ihre Mutter ihnen diese Wurzeln mitgegeben habe.

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Sieben Töchter und ihre Mutter (von links): Paula, Antonie Münst, Elisabeth, Angela, Elfi, Gertrud, Carola und Hildegard – und drei Söhne (von links): Hans, Alexander und Roland.
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FOTO: PRIVAT

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