Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Anschluss an die schnelle Datenautobahn
Bad Buchauer Gemeinderat stimmt Backbone-Plänen des Landkreises zu
BAD BUCHAU - Mit jeder Straßenbaustelle schreitet in Bad Buchau nebenbei auch der Ausbau des schnellen Internets voran. Denn bei Tiefbauarbeiten lässt die Stadt seit einigen Jahren Glasfaserkabel gleich mit verlegen. Nun soll Bad Buchau auch an das übergeordnete, sogenannte Backbone-Netz des Landkreises angeschlossen werden, also an eine Art Kreis-Datenautobahn, die alle Orte im Kreisgebiet über Glasfaserkabel miteinander verbindet. Der Gemeinderat befürwortete das Projekt mit einstimmigem Beschluss.
Eigentlich sei der Ausbau des schnellen Internets nicht die Aufgabe der Kreise und Kommunen, stellte Manfred Storrer vom Landratsamt Biberach seinen Ausführungen vor dem Gemeinderat voran. „Aber wir haben ein Marktversagen“, so der Dezernent. Für Anbieter sei es nicht lukrativ, im ländlichen Raum aktiv zu werden. Diese Lücke müsse nun auf kommunaler Ebene geschlossen werden: „Man muss trotzdem handeln – weil der Druck da ist.“
„Geschlossen und kraftvoll“
Zu diesem Zweck haben sich acht Landkreise und 231 Städte und Gemeinden – darunter auch Bad Buchau – zum Verband „Komm.Pakt.net“zusammengeschlossen. Davon versprechen sich die Beteiligten Synergieeffekte beim Netzausbau und bessere Konditionen bei der späteren Suche nach Betreibern. Storrer sprach von „einer Marktmacht, die wahrgenommen wird“und ergänzte: „Hier hat sich die kommunale Familie zusammengefunden – sehr geschlossen und kraftvoll.“
In dieses überregionale Netz aus Nachbarlandkreisen wird der Landkreis Biberach sein Backbone-Netz einbinden. Als Verbindung der Kreiskommunen untereinander bildet es das Rückgrat (englisch: backbone) der Versorgung mit schnellem Internet im Kreis. Rund 684 Kilometer soll dieses Backbone-Netz umfassen, wobei der Kreis die bereits bestehenden Netze der Kommunen nutzen möchte und lediglich 213 Kilometer neu erstellen wird. „Das ist vergleichsweise wenig“, kommentierte Dezernent Storrer. Rund 33 Millionen Euro hat der Kreis für das Projekt eingeplant, das in den nächsten drei bis vier Jahren abgeschlossen sein soll.
Gewerbegebiet noch ausbaufähig
Weitere zehn bis 15 Jahre dürfte es laut Storrer dauern, bis auch die Städte und Gemeinden ihr GlasfaserOrtsnetz fertiggestellt haben. Dieser FTTB-Ausbau (das heißt „fibre to the building“, also Glasfaser bis ans Haus) soll von den Übergabepunkten aus erfolgen, die eine Art Zufahrt auf die Datenautobahn darstellen. Mindestens zwei sieht der Landkreis für jede Kommune vor. Während der Landkreis den Ausbau des Backbone-Netzes trägt, sind die Kommunen für die Finanzierung ihres Ortsnetzes zuständig. In Bad Buchau sei hier vor allem das Gewerbegebiet im Ortsteil Kappel noch ausbaufähig, urteilte Storrer.
Doch allein für die Mitverlegung der innerörtlichen Backbonetrassen im Buchauer Stadtgebiet belaufen sich die Kosten schätzungsweise auf rund 71 400 Euro. Durch die Verpachtung der Trasse an den Kreis werde sich diese Investition jedoch langfristig refinanzieren, wenn auch nicht innerhalb der nächsten 30, 40 Jahre, so der Dezernent.
Zudem müsse klar sein, dass nicht jeder einzelne Weiler einen Anschluss an die Datenautobahn erhalten könne, so Storrer weiter, auch wenn der Landkreis „überall gleiche Lebensverhältnisse schaffen“wolle. Stadtrat Stefan Feurle erkundigte sich deshalb, ob für Weiler wie Bruckhof oder Ottobeurer Hof ein Anschluss mit Richtfunk geplant sei. Diese Aufgabe müsste dann die Stadt übernehmen, entgegnete Bürgermeister Peter Diesch: „Das wäre aber ein hoher Aufwand.“
Währenddessen schreite auch im Stadtgebiet der Glasfaserausbau Schritt für Schritt voran, ergänzte Ordnungsamtsleiter Norbert Moll. Ein Knotenpunkt sei in der Lindenstraße vorgesehen, die derzeit saniert wird. „Da fahren wir schon mit Glasfaser rein“, so Moll.