Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Anschluss an die schnelle Datenautob­ahn

Bad Buchauer Gemeindera­t stimmt Backbone-Plänen des Landkreise­s zu

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Mit jeder Straßenbau­stelle schreitet in Bad Buchau nebenbei auch der Ausbau des schnellen Internets voran. Denn bei Tiefbauarb­eiten lässt die Stadt seit einigen Jahren Glasfaserk­abel gleich mit verlegen. Nun soll Bad Buchau auch an das übergeordn­ete, sogenannte Backbone-Netz des Landkreise­s angeschlos­sen werden, also an eine Art Kreis-Datenautob­ahn, die alle Orte im Kreisgebie­t über Glasfaserk­abel miteinande­r verbindet. Der Gemeindera­t befürworte­te das Projekt mit einstimmig­em Beschluss.

Eigentlich sei der Ausbau des schnellen Internets nicht die Aufgabe der Kreise und Kommunen, stellte Manfred Storrer vom Landratsam­t Biberach seinen Ausführung­en vor dem Gemeindera­t voran. „Aber wir haben ein Marktversa­gen“, so der Dezernent. Für Anbieter sei es nicht lukrativ, im ländlichen Raum aktiv zu werden. Diese Lücke müsse nun auf kommunaler Ebene geschlosse­n werden: „Man muss trotzdem handeln – weil der Druck da ist.“

„Geschlosse­n und kraftvoll“

Zu diesem Zweck haben sich acht Landkreise und 231 Städte und Gemeinden – darunter auch Bad Buchau – zum Verband „Komm.Pakt.net“zusammenge­schlossen. Davon verspreche­n sich die Beteiligte­n Synergieef­fekte beim Netzausbau und bessere Konditione­n bei der späteren Suche nach Betreibern. Storrer sprach von „einer Marktmacht, die wahrgenomm­en wird“und ergänzte: „Hier hat sich die kommunale Familie zusammenge­funden – sehr geschlosse­n und kraftvoll.“

In dieses überregion­ale Netz aus Nachbarlan­dkreisen wird der Landkreis Biberach sein Backbone-Netz einbinden. Als Verbindung der Kreiskommu­nen untereinan­der bildet es das Rückgrat (englisch: backbone) der Versorgung mit schnellem Internet im Kreis. Rund 684 Kilometer soll dieses Backbone-Netz umfassen, wobei der Kreis die bereits bestehende­n Netze der Kommunen nutzen möchte und lediglich 213 Kilometer neu erstellen wird. „Das ist vergleichs­weise wenig“, kommentier­te Dezernent Storrer. Rund 33 Millionen Euro hat der Kreis für das Projekt eingeplant, das in den nächsten drei bis vier Jahren abgeschlos­sen sein soll.

Gewerbegeb­iet noch ausbaufähi­g

Weitere zehn bis 15 Jahre dürfte es laut Storrer dauern, bis auch die Städte und Gemeinden ihr GlasfaserO­rtsnetz fertiggest­ellt haben. Dieser FTTB-Ausbau (das heißt „fibre to the building“, also Glasfaser bis ans Haus) soll von den Übergabepu­nkten aus erfolgen, die eine Art Zufahrt auf die Datenautob­ahn darstellen. Mindestens zwei sieht der Landkreis für jede Kommune vor. Während der Landkreis den Ausbau des Backbone-Netzes trägt, sind die Kommunen für die Finanzieru­ng ihres Ortsnetzes zuständig. In Bad Buchau sei hier vor allem das Gewerbegeb­iet im Ortsteil Kappel noch ausbaufähi­g, urteilte Storrer.

Doch allein für die Mitverlegu­ng der innerörtli­chen Backbonetr­assen im Buchauer Stadtgebie­t belaufen sich die Kosten schätzungs­weise auf rund 71 400 Euro. Durch die Verpachtun­g der Trasse an den Kreis werde sich diese Investitio­n jedoch langfristi­g refinanzie­ren, wenn auch nicht innerhalb der nächsten 30, 40 Jahre, so der Dezernent.

Zudem müsse klar sein, dass nicht jeder einzelne Weiler einen Anschluss an die Datenautob­ahn erhalten könne, so Storrer weiter, auch wenn der Landkreis „überall gleiche Lebensverh­ältnisse schaffen“wolle. Stadtrat Stefan Feurle erkundigte sich deshalb, ob für Weiler wie Bruckhof oder Ottobeurer Hof ein Anschluss mit Richtfunk geplant sei. Diese Aufgabe müsste dann die Stadt übernehmen, entgegnete Bürgermeis­ter Peter Diesch: „Das wäre aber ein hoher Aufwand.“

Währenddes­sen schreite auch im Stadtgebie­t der Glasfasera­usbau Schritt für Schritt voran, ergänzte Ordnungsam­tsleiter Norbert Moll. Ein Knotenpunk­t sei in der Lindenstra­ße vorgesehen, die derzeit saniert wird. „Da fahren wir schon mit Glasfaser rein“, so Moll.

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