Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Unternehmer streiten nach Beleidigung
Ralf Fessler soll seinen Kollegen Klaus Engel einen „Kinderschänder“genannt haben
SIGMARINGEN - Zwischen zwei Sigmaringer Geschäftsleuten ist ein heftiger Streit entbrannt, der nun juristische Folgen hat: Auslöser war eine Veröffentlichung im sozialen Netzwerk Facebook. Der Modehändler Klaus Engel, Inhaber vom Haus Nr. 29, hatte auf einen Fernsehbeitrag auf Spiegel TV über die Flüchtlingssituation in Sigmaringen reagiert. In dem elfminütigen Beitrag hatte Ralf Fessler, der in der Nähe der Landeserstaufnahmestelle (LEA) wohnt, seine Erfahrungen geschildert. Fessler fühlt sich seit längerem von Flüchtlingen belästigt, weil sein Haus direkt an der Wegstrecke von der LEA zur Innenstadt liegt. Engel schrieb: „Ich kann diese Flüchtlingshetze nicht mehr hören.“Daraufhin suchte Fessler sein Geschäft auf und beleidigte ihn. Laut Engel soll er ihn einen „Kinderschänder“genannt haben. Fessler weist diese Aussage zurück. Beide Männer schalteten einen Anwalt ein.
Der Streit der beiden soll sich im und vor dem Geschäft an der Schwabstraße abgespielt haben. In Sigmaringen ist er seit Tagen Stadtgespräch, da ihn auch Nachbarn mitbekommen haben. Klaus Engel hatte Ralf Fessler über seine Anwältin aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterschrieben. Die Frist, die gesetzt wurde, lief am Freitag ab. Fessler will auf die Aufforderung nicht reagieren: „Ich kann doch nichts unterschreiben, wenn ich nichts getan habe.“
Doch der Reihe nach: Klaus Engel hatte sich über sein persönliches Facebook-Profil öffentlich zum SpiegelBeitrag geäußert und auch auf Ralf Fesslers Aussagen angespielt. Der Beitrag wurde zwischenzeitlich gelöscht, liegt unserer Redaktion aber vor: „...Danach berichtete ein Geschäftsmann aus Laiz in Hemd und Sakko, dass man hier nicht mehr sicher wohnen kann bei dem Lärm und er seitdem AfD-Wähler ist. Wie gefährlich und nicht mehr lebenswert Sigmaringen doch geworden ist... Ich kann diese Flüchtlingshetze nicht mehr hören!“, schrieb Klaus Engel am Sonntag, 22. April, öffentlich auf Facebook. „Sigmaringen hat kein Flüchtlingsproblem, Sigmaringen hat ein Problem mit ein paar wenigen Flüchtlingen. Ist es nicht beschämend, sich gut gekleidet vor dem schönen Eigenheim filmen zu lassen und über Menschen zu hetzen, die froh sind, dass sie ihr Leben gerettet haben und etwas zu Essen haben?“, heißt es weiter im Post. Engel befürchtet, die Stadt könnte durch negative Berichterstattung in Verruf geraten.
Beitrag wurde gelöscht
„Es gab viele positive Reaktionen auf meinen Text“, so Klaus Engel, „jedoch auch einige aus dem rechten Lager“. Deswegen hat Engel den Post gelöscht. „Am Mittwoch stand Herr Fessler in meinem Laden und knallt mir einen Ausdruck meines Posts auf die Theke.“Fessler, so Engel, habe gebrüllt und ihn beschimpft. „Er sagte: ,Du unterstützt die Vergewaltigung meiner Tochter’, dann hat er mehrfach laut ,Kinderschänder’ gebrüllt.“Auch auf der Straße soll Fessler „Kinderschänder“gebrüllt haben. „Es gibt vier Zeugen, die namentlich benannt sind“, so Engel, der im Anschluss Anzeige bei der Polizei wegen übler Nachrede, Beleidigung und falscher Verdächtigung erstattet und eine Unterlassungserklärung angefordert habe.
Fessler: „Habe das nicht gesagt“
Fessler sagt auf Anfrage unserer Zeitung: „Ich hab das so nicht gesagt.“Engel schade sich durch solche Behauptungen selber. „Das ist pure Verleumdung“, sagt Fessler, der seinerseits einen Anwalt eingeschaltet hat. Was sein Rechtsbestand gegen Engel unternimmt, dazu wollte sich Fessler mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Wenn sich Engel bei ihm entschuldige, sei die Sache erledigt.
Doch daran denkt der Modehändler nicht. Vielmehr befürchtet er negative Folgen: „Meine geschäftliche und private Existenz steht auf dem Spiel.“