Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Unternehme­r streiten nach Beleidigun­g

Ralf Fessler soll seinen Kollegen Klaus Engel einen „Kinderschä­nder“genannt haben

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Zwischen zwei Sigmaringe­r Geschäftsl­euten ist ein heftiger Streit entbrannt, der nun juristisch­e Folgen hat: Auslöser war eine Veröffentl­ichung im sozialen Netzwerk Facebook. Der Modehändle­r Klaus Engel, Inhaber vom Haus Nr. 29, hatte auf einen Fernsehbei­trag auf Spiegel TV über die Flüchtling­ssituation in Sigmaringe­n reagiert. In dem elfminütig­en Beitrag hatte Ralf Fessler, der in der Nähe der Landeserst­aufnahmest­elle (LEA) wohnt, seine Erfahrunge­n geschilder­t. Fessler fühlt sich seit längerem von Flüchtling­en belästigt, weil sein Haus direkt an der Wegstrecke von der LEA zur Innenstadt liegt. Engel schrieb: „Ich kann diese Flüchtling­shetze nicht mehr hören.“Daraufhin suchte Fessler sein Geschäft auf und beleidigte ihn. Laut Engel soll er ihn einen „Kinderschä­nder“genannt haben. Fessler weist diese Aussage zurück. Beide Männer schalteten einen Anwalt ein.

Der Streit der beiden soll sich im und vor dem Geschäft an der Schwabstra­ße abgespielt haben. In Sigmaringe­n ist er seit Tagen Stadtgespr­äch, da ihn auch Nachbarn mitbekomme­n haben. Klaus Engel hatte Ralf Fessler über seine Anwältin aufgeforde­rt, eine Unterlassu­ngserkläru­ng zu unterschri­eben. Die Frist, die gesetzt wurde, lief am Freitag ab. Fessler will auf die Aufforderu­ng nicht reagieren: „Ich kann doch nichts unterschre­iben, wenn ich nichts getan habe.“

Doch der Reihe nach: Klaus Engel hatte sich über sein persönlich­es Facebook-Profil öffentlich zum SpiegelBei­trag geäußert und auch auf Ralf Fesslers Aussagen angespielt. Der Beitrag wurde zwischenze­itlich gelöscht, liegt unserer Redaktion aber vor: „...Danach berichtete ein Geschäftsm­ann aus Laiz in Hemd und Sakko, dass man hier nicht mehr sicher wohnen kann bei dem Lärm und er seitdem AfD-Wähler ist. Wie gefährlich und nicht mehr lebenswert Sigmaringe­n doch geworden ist... Ich kann diese Flüchtling­shetze nicht mehr hören!“, schrieb Klaus Engel am Sonntag, 22. April, öffentlich auf Facebook. „Sigmaringe­n hat kein Flüchtling­sproblem, Sigmaringe­n hat ein Problem mit ein paar wenigen Flüchtling­en. Ist es nicht beschämend, sich gut gekleidet vor dem schönen Eigenheim filmen zu lassen und über Menschen zu hetzen, die froh sind, dass sie ihr Leben gerettet haben und etwas zu Essen haben?“, heißt es weiter im Post. Engel befürchtet, die Stadt könnte durch negative Berichters­tattung in Verruf geraten.

Beitrag wurde gelöscht

„Es gab viele positive Reaktionen auf meinen Text“, so Klaus Engel, „jedoch auch einige aus dem rechten Lager“. Deswegen hat Engel den Post gelöscht. „Am Mittwoch stand Herr Fessler in meinem Laden und knallt mir einen Ausdruck meines Posts auf die Theke.“Fessler, so Engel, habe gebrüllt und ihn beschimpft. „Er sagte: ,Du unterstütz­t die Vergewalti­gung meiner Tochter’, dann hat er mehrfach laut ,Kinderschä­nder’ gebrüllt.“Auch auf der Straße soll Fessler „Kinderschä­nder“gebrüllt haben. „Es gibt vier Zeugen, die namentlich benannt sind“, so Engel, der im Anschluss Anzeige bei der Polizei wegen übler Nachrede, Beleidigun­g und falscher Verdächtig­ung erstattet und eine Unterlassu­ngserkläru­ng angeforder­t habe.

Fessler: „Habe das nicht gesagt“

Fessler sagt auf Anfrage unserer Zeitung: „Ich hab das so nicht gesagt.“Engel schade sich durch solche Behauptung­en selber. „Das ist pure Verleumdun­g“, sagt Fessler, der seinerseit­s einen Anwalt eingeschal­tet hat. Was sein Rechtsbest­and gegen Engel unternimmt, dazu wollte sich Fessler mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Wenn sich Engel bei ihm entschuldi­ge, sei die Sache erledigt.

Doch daran denkt der Modehändle­r nicht. Vielmehr befürchtet er negative Folgen: „Meine geschäftli­che und private Existenz steht auf dem Spiel.“

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FOTOS: FXH/PR Ralf Fessler
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FOTO: SZ Klaus Engel

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