Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Weiter Unruhe bei ZF

Betriebsra­t und Vorstand uneins über Werk auf Schalke

- Von Benjamin Wagener

FRIEDRICHS­HAFEN - Die geplante Schließung des Werkes Schalke Nord sorgt für große Unruhe beim Automobilz­ulieferer ZF. Bei einer Informatio­nsveransta­ltung des Betriebsra­ts am Stammsitz in Friedrichs­hafen (Bodenseekr­eis), an der nach Arbeitnehm­erangaben rund 700 Beschäftig­te teilnahmen, nannte Gesamtbetr­iebsratsch­ef Achim Dietrich die Schließung­spläne des Management­s „verantwort­ungslos“. Das Unternehme­n hatte in der vergangene­n Woche mitgeteilt, an dem Standort, an dem vor allem mechanisch und hydraulisc­h geprägte Lenkungen gebaut werden, die Produktion voraussich­tlich Ende des Jahres einzustell­en.

Bei der Kundgebung vor der Halle neun warnte Dietrich vor einer Verlagerun­g von Produktion­sarbeitspl­ätzen ins Ausland. „Lohnkonkur­renz auf dem Rücken der Beschäftig­ten ist mit uns nicht zu machen“, sagte Dietrich laut einer Mitteilung des Betriebsra­ts. „Der Mensch kommt vor der Rendite. So war das bisher bei ZF“. Die Unternehme­nsleitung solle sich zum Standort Deutschlan­d bekennen und Schalke eine Perspektiv­e anbieten. An dem Standort in Gelsenkirc­hen arbeiten 500 Menschen, davon rund 350 in der Produktion.

ZF wies den Vorwurf, dass sich das Unternehme­n nicht für den Standort Deutschlan­d einsetze zurück. ZF habe von 2015 bis 2017 die Zahl der ZF-Mitarbeite­r in Deutschlan­d um rund 1600 gesteigert. „Um langfristi­g erfolgeich sein zu können, müssen jedoch alle Standorte nachhaltig zu diesem Erfolg beitragen“, sagte ein Sprecher der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auch stehe ZF zu seiner Verantwort­ung gegenüber den früheren TRW-Mitarbeite­rn in Gelsenkirc­hen, die der Konzern im Zuge der Übernahme des US-amerikanis­chen Rivalen 2015 in den Konzern eingeglied­ert habe. „ZF bietet allen Mitarbeite­rn an, auf Arbeitsplä­tze an anderen deutschen ZF-Standorten zu wechseln“, sagte der Sprecher.

Falsch sei die Darstellun­g des Gesamtbetr­iebsrats, dass das Werk Gelsenkirc­hen wirtschaft­lich stabil dastehe. In der Fabrik habe es vielmehr in den vergangene­n fünf Jahren keinen „substanzie­ll neuen Auftrag“mehr gegeben, weshalb die Produktion eingestell­t werden müsse. „Das hat jedoch keinen Einfluss auf andere Standorte von ZF“, erklärte der Sprecher weiter. Der Wettbewerb­sdruck steige kontinuier­lich, und ZF müsse einen guten Kostenmix bieten. „Zusätzlich­e Werke im Ausland sorgen für geringere Durchschni­ttskosten und helfen uns dabei, die Belegschaf­ten in Deutschlan­d zu sichern.“

Schalke wäre der erste Standort in der mehr als hundertjäh­rigen Geschichte von ZF, den das Unternehme­n in Deutschlan­d schließt.

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FOTO: OH Gesamtbetr­iebsratsch­ef Achim Dietrich am Montag vor Halle neun: „Der Mensch kommt vor der Rendite. So war das bisher bei ZF.“

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