Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Weiter Unruhe bei ZF
Betriebsrat und Vorstand uneins über Werk auf Schalke
FRIEDRICHSHAFEN - Die geplante Schließung des Werkes Schalke Nord sorgt für große Unruhe beim Automobilzulieferer ZF. Bei einer Informationsveranstaltung des Betriebsrats am Stammsitz in Friedrichshafen (Bodenseekreis), an der nach Arbeitnehmerangaben rund 700 Beschäftigte teilnahmen, nannte Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich die Schließungspläne des Managements „verantwortungslos“. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, an dem Standort, an dem vor allem mechanisch und hydraulisch geprägte Lenkungen gebaut werden, die Produktion voraussichtlich Ende des Jahres einzustellen.
Bei der Kundgebung vor der Halle neun warnte Dietrich vor einer Verlagerung von Produktionsarbeitsplätzen ins Ausland. „Lohnkonkurrenz auf dem Rücken der Beschäftigten ist mit uns nicht zu machen“, sagte Dietrich laut einer Mitteilung des Betriebsrats. „Der Mensch kommt vor der Rendite. So war das bisher bei ZF“. Die Unternehmensleitung solle sich zum Standort Deutschland bekennen und Schalke eine Perspektive anbieten. An dem Standort in Gelsenkirchen arbeiten 500 Menschen, davon rund 350 in der Produktion.
ZF wies den Vorwurf, dass sich das Unternehmen nicht für den Standort Deutschland einsetze zurück. ZF habe von 2015 bis 2017 die Zahl der ZF-Mitarbeiter in Deutschland um rund 1600 gesteigert. „Um langfristig erfolgeich sein zu können, müssen jedoch alle Standorte nachhaltig zu diesem Erfolg beitragen“, sagte ein Sprecher der „Schwäbischen Zeitung“. Auch stehe ZF zu seiner Verantwortung gegenüber den früheren TRW-Mitarbeitern in Gelsenkirchen, die der Konzern im Zuge der Übernahme des US-amerikanischen Rivalen 2015 in den Konzern eingegliedert habe. „ZF bietet allen Mitarbeitern an, auf Arbeitsplätze an anderen deutschen ZF-Standorten zu wechseln“, sagte der Sprecher.
Falsch sei die Darstellung des Gesamtbetriebsrats, dass das Werk Gelsenkirchen wirtschaftlich stabil dastehe. In der Fabrik habe es vielmehr in den vergangenen fünf Jahren keinen „substanziell neuen Auftrag“mehr gegeben, weshalb die Produktion eingestellt werden müsse. „Das hat jedoch keinen Einfluss auf andere Standorte von ZF“, erklärte der Sprecher weiter. Der Wettbewerbsdruck steige kontinuierlich, und ZF müsse einen guten Kostenmix bieten. „Zusätzliche Werke im Ausland sorgen für geringere Durchschnittskosten und helfen uns dabei, die Belegschaften in Deutschland zu sichern.“
Schalke wäre der erste Standort in der mehr als hundertjährigen Geschichte von ZF, den das Unternehmen in Deutschland schließt.